Was ist die Prägezeit und was ist besonders wichtig?

Welpen-preagen

Hundewelpen werden blind geboren. Ihre ersten beiden Lebenswochen verbringen sie schlafend und trinkend mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in der Wurfkiste (sogenannte vegetative Phase). In der dritten Woche, die auch als Übergangsphase bezeichnet wird, beginnen sich ihre Augen und Ohren langsam zu öffnen und die Welpen verlassen zum ersten Mal die Wurfbox. Nun beginnt für sie eine sehr interessante Zeit…

Die Prägephase (4. bis 7./8. Lebenswoche)

Ab der vierten Lebenswoche spricht man von der Prägephase oder Prägezeit. Das Gehirn und die Sinne der Welpen entwickeln sich jetzt schnell, und auch körperlich machen sie täglich Fortschritte. In diesem Zeitraum werden die jungen Hunde auf andere Hunde und Menschen geprägt; sie sind extrem aufnahmefähig und werden sehr stark durch die Vorgänge in ihrer Umgebung beeinflusst. Die Erkundung ihrer Umwelt nimmt jetzt einen immer größeren Teil im Tagesablauf der Welpen ein.

Was ist wichtig in der Prägephase?

In der Prägephase ist der Welpe noch beim Züchter bzw. bei seiner Mutter und seinen Geschwistern. Er hat nach wie vor einen hohen Bedarf an Nahrung, Schlaf und Körperkontakt.
Ein guter Züchter befasst sich jetzt intensiv mit dem Wurf. Er hat die Verantwortung dafür, was die jungen Hunde in dieser Phase ihres Lebens kennenlernen und erleben. Sie benötigen jetzt ein sinnvoll und schonend aufgebautes Programm, um ihre Umwelt entspannt kennenzulernen und sich an vielfältige Reize zu gewöhnen. Ein solches „Lernprogramm“ umfasst z. B.

-Das Kennenlernen von verschiedenen Menschen, Stimmen und Gerüchen
-Gestreichelt und überall berührt zu werden
-Welpengerechtes Spielzeug
-Farbige Gegenstände, unterschiedliche Materialien
-Radiomusik
-Geräusche wie Telefonklingeln, fließendes Wasser, Staubsauger, herunterfallende Gegenstände (behutsam!)
-Erste Ausflüge in den Garten; Kennenlernen von Gras, Erde, Sand, Sonnenlicht.

Die Sozialisierungsphase (8./9. bis 12. Lebenswoche)

unverzichtbar - Welpenschule
unverzichtbar – Welpenschule

Je nach Literatur werden auch die Sozialisierungsphase und die darauf folgende Rangordnungsphase zur Prägezeit gezählt bzw. als „erweiterte Prägephase“ bezeichnet.
In der Sozialisierungsphase haben die Welpen ihre größte Lernfähigkeit. Sie erforschen ihre Umwelt jetzt intensiv und erlernen spielerisch soziale Verhaltensweisen. In diese Phase fällt in der Regel auch die Abgabe an die neuen Besitzer (mit 8 bis 10 Wochen).

Was ist wichtig in der Sozialisierungsphase?

In diesem Zeitraum erlebt der Welpe eine Vielzahl neuer Eindrücke. Nicht selten machen ihm unbekannte Situationen oder Gegenstände Angst, daher ist es sehr wichtig, ihn nicht zu überfordern. Er benötigt immer noch sehr viel Schlaf, um seine Erlebnisse zu verarbeiten und neue Kraft schöpfen zu können. Dennoch muss der junge Hund die Gelegenheit bekommen, so viele Dinge wie möglich kennenzulernen. Elemente des „Lernprogramms“ können z. B. sein:

-Ein Tierarztbesuch (meist noch mit dem Züchter zur ersten Impfung)
-Freies Spielen mit den Geschwistern im Garten bzw. später in der Welpenschule
-Gewöhnung an den Namen
-Training zur Stubenreinheit
-Weiterhin Gewöhnung an optische und akustische Reize, z. B. das Aufspannen eines Regenschirms, fliegende Luftballons, Kindergeschrei
-Kontakt mit Kindern, alten Menschen, Rollstuhlfahrern, Menschen mit Gehstöcken etc.
-Behutsames Kennenlernen anderer Hunde
-Kennenlernen anderer Tiere
-Zeigen von Gegenständen wie Fahrrädern, Gießkannen, Staubsaugern, Plastikplanen
-Ausflüge in die Natur, z. B. in den Wald oder auf die Felder
-Erste Unternehmungen wie Einkäufe, Restaurantbesuche, Zoobesuche, Straßenbahnfahrten etc.

Tipp: Kleine Hunde können in diesem Zeitraum auch in einer speziellen Tragetasche für Hunde mitgenommen werden, falls es sich um etwas längere Ausflüge handelt, bei denen sie noch nicht in der Lage wären, die gesamte Strecke mitzulaufen.

Die Rangordnungsphase (13. bis etwa 16. Lebenswoche)

In der Rangordnungsphase ist es besonders wichtig, dass der Welpe ausreichend Kontakt zu Gleichaltrigen hat. Ideal ist der Besuch einer Welpengruppe, wie sie viele Hundeschulen anbieten. Eine gute Welpengruppe besteht aus nicht allzu vielen Welpen unterschiedlicher Rassen. Seriöse Anbieter verlangen einen Impfpass und gestalten ein welpengerechtes Programm, bei dem sich freies Spielen und erste Lernsequenzen mit dem Besitzer abwechseln. Manche Anbieter integrieren bewusst auch einen gutmütigen erwachsenen Hund in die „Spielgruppe“. Beim Training in einer solchen Gruppe bzw. alleine mit seinem neuen Besitzer sollte der Welpe in dieser Phase in etwa Folgendes lernen:

praegezeit

-Sicheres Erlernen und Einüben sozialer Verhaltensweisen (z. B. Körpersprache, Beißhemmung, Rangordnung)
-Grunderziehung; Akzeptieren des Menschen als Ranghöheren
-Kennenlernen unterschiedlicher Spiele und Spielzeuge
-Leinentraining
-Erstes behutsames Training zum kurzzeitigen Alleinebleiben
-Kontakt mit Wasser, evtl. Schwimmen
-Weiterhin Zeigen unterschiedlichster Gegenstände und (Alltags-)situationen
-Souveränes Verhalten auch in Stresssituationen (Menschenmengen, Verkehrslärm)
-Weiterhin Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen, auch Kindern
-Weiterhin Kontakt zu anderen Tieren (z. B. Besuch eines Bauernhofs)
-Weitere Tierarztbesuche (Fortführen der Grundimmunisierung, Entwurmung).

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Siehe auch

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ein Kommentar

  1. Hier hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen (ich war’s nicht):

    Hundwelpen sind bei der Geburt NICHT nackt!
    Sie werden blind und (fast) taub geboren, sind aber von von Anfang an behaart – außer natürlich Nackthunde. 😉

    LG, Claudia

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