Kastration der Hündin Pro und Contra

Die Entscheidung für oder gegen eine Kastration bei der Hündin ist nicht immer einfach. Sie ist von Tier zu Tier von unterschiedlichen Faktoren abhängig; eine für alle Hündinnen passende Lösung gibt es nicht.
Um für sein Tier die beste Variante zu wählen, ist es wichtig, sich vorab umfassend zu informieren und danach Pro und Contra gegeneinander abzuwägen.

 

Was geschieht bei der Kastration?

Unter dem Begriff „Kastration“ versteht man die operative, vollständige und endgültige Entfernung der Keimdrüsen, also der Eierstöcke der Hündin.
Sie wird danach nicht mehr läufig und kann keine Welpen mehr bekommen.
Vor allem bei älteren Hündinnen wird häufig auch noch zusätzlich die Gebärmutter entfernt.

kastration

Der Begriff „Sterilisation“ ist nicht gleichbedeutend mit der Kastration. Darunter versteht man das Abbinden oder Durchtrennen der Eileiter, ein Vorgang, der theoretisch wieder rückgängig gemacht werden kann.
Dabei werden weder die Eierstöcke noch die Gebärmutter der Hündin entfernt. Sie ist weiterhin zyklisch, wird also läufig, und unterliegt demselben Risiko für die Ausbildung einer Gebärmutterentzündung und für Tumoren der Gesäugeleiste (sogenannte Mammatumoren) wie intakte Hündinnen.
Die Sterilisation verhindert lediglich, dass die Hündin Welpen bekommt. Dieses Verfahren wird in Deutschland kaum noch durchgeführt.

Vorteile der Kastration

Kastrierte Hündinnen werden nicht mehr läufig, denn sie unterliegen keinem Sexualzyklus mehr.
Für Tiere, die während der Läufigkeit nicht genügend beaufsichtigt werden können, besteht so nicht mehr das Risiko einer ungeplanten Trächtigkeit.

Der hormonelle Status einer kastrierten Hündin entspricht dem einer intakten Hündin im Anöstrus, also während der Phase der hormonellen Ruhe (Zyklusphasen der Hündin: Siehe „Scheinträchtigkeit“).
Kastrierte Hündinnen zeigen in der Regel kaum Schwankungen in ihrem Verhalten; sie sind meist auch mit anderen Hündinnen das ganze Jahr über verträglich.

Weiterhin haben früh genug kastrierte Hündinnen ein vermindertes Risiko für die Entwicklung von Tumoren der Gesäugeleiste (Mammatumoren; diese sind zu etwa 50% bösartig) und für die Ausbildung einer Gebärmutterentzündung.
Insbesondere bei für Mammatumoren anfälligen Rassen (z. B. Boxer, Pudel, Cockerspaniel) kann dies ein Argument für eine Kastration der Hündin sein.

Der ideale Zeitpunkt für eine geplante Kastration liegt im Anöstrus nach der ersten Läufigkeit. Die Hündin ist dann etwa ein Jahr alt. Wird die Hündin später kastriert, verliert sich der Effekt des verminderten Mammatumorrisikos wieder.
Bereits vor der ersten Läufigkeit kastrierte Hündinnen können in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung zurückbleiben. Auch wenn sich das Risiko für die Entstehung von Tumoren der Gesäugeleiste durch die sogenannte Frühkastration nochmals senken lässt, ist davon Abstand zu nehmen.

 

Nachteile der Kastration

Huendin-kastrierenDie Kastration einer gesunden Hündin widerspricht strenggenommen dem Tierschutzgesetz (§6 / sog. „Amputationsparagraph“). Sofern keine wichtigen Gründe vorliegen, ist sie also zumindest kritisch zu hinterfragen.
Die generelle Kastration intakter Hündinnen jedweder Rasse mit dem einzigen Ziel, der Entstehung von Mammatumoren und Gebärmutterentzündungen zuvorzukommen, will gründlich überlegt sein.

Eine aktuelle veterinärmedizinische Studie an 2500 Magyar Vizslas aus verschiedenen Ländern beschreibt sogar ein häufigeres Auftreten von anderen Tumoren wie Lymphomen, Hämangiosarkomen und Mastzelltumoren bei kastrierten Tieren.

Wichtige Gründe, die eine Kastration rechtfertigen, können – neben einer Erkrankung, wie beispielsweise einer eitrigen Gebärmutterentzündung – ein erhöhter Leidensdruck der Hündin während der Scheinträchtigkeit oder auch ein vermehrtes Auftreten von Mammatumoren bei der Rasse und/oder in der Familie der Hündin sein.
Keine wichtigen Gründe sind beispielsweise Bequemlichkeitsargumente (keine Verschmutzung der Wohnung durch Blutstropfen usw.).

Kastrierte Hündinnen werden häufig etwas ruhiger und setzen schneller Fett an als ihre intakten Artgenossinnen, da sich ihr Stoffwechsel etwas verlangsamt.
Das muss jedoch nicht bedeuten, dass eine kastrierte Hündin automatisch dick wird. Bei der Ernährung muss dieser besondere Umstand jedoch berücksichtigt werden.

Insbesondere Hündinnen großer Rassen haben nach der Operation ein leicht erhöhtes Risiko, inkontinent zu werden.

Manche Hündinnen entwickeln nach der Kastration ein längeres, weiches Fell (sogenanntes Welpenfell).

Auch wenn das Risiko des Eingriffs unter anderem durch die heutzutage auch in der Veterinärmedizin sehr sicheren Narkosen minimal ist, bleibt die Kastration eine Operation. Die Bauchhöhle wird dazu eröffnet; im Gegensatz zur Kastration des Rüden handelt es sich um einen etwas umfangreicheren Eingriff. Es bleibt das Restrisiko einer Infektion bzw. einer Wundheilungsstörung.

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7 Kommentare

  1. Die Abstimmungsmöglichkeiten sind für mich nicht differenziert genug. Eigentlich bin ich grundsätzlich gegen eine Kastration, es sei denn medizinische Gründe überwiegen. Meine Hündin wurde nach ihrer zweiten Läufigkeit kastriert, da sie eine eitrige Gebärmutterentzündung mit vereiterten Eierstöcken hatte und akute Lebensgefahr bestand. Im Nachhinein betrachtet ist sie wirklich ausgeglichener geworden. Aber das wusste ich vorher nicht und ich hätte aus diesem Grund auch nie und immer eine Kastration in Erwägung gezogen.
    Also… was muss ich jetzt anklicken? 😉

  2. Vielen Dank für die Info. Mir wird oft geraten, meine Hündin kastrieren zu lassen. Ich habe mich bisher dagegen entschieden, weil es keinen vernünftigen Grund gibt, es zu tun. Dieser Artikel hat mich in meiner Meinung bestärkt .

  3. Nachteile einer Kastration: Verstoß gegen das TierSchG stimmt nicht! Siehe TierSchG §6 Abs 1 Nr 5!!!!! Ich würde meine Hündin immer kastrieren lassen, da wie oben bereits mal erwähnt, bei einer Gebärmuttervereiterung akute Lebensgefahr besteht!!! Warum sollte ich meine Hündin dieser möglichen Gefahr aussetzen, wenn es doch eine Routine-OP (sprich Kastration) gibt die dies verhindert? Eine Not-OP (dies besagt schon das Wort) hat immer ein erhöhtes Narkoserisiko und häufig sind die Hündinnen auch älter (noch mal erhöhteres Narkoserisiko)! Von der Gefahr der Mammatumoren wenn sie älter werden ganz zu schweigen!!!! Die sind nämlich auch häufig bösartig und können MEtastasen bilden!!! Dann lieber Kastration wenn die Hündin jung und gesund ist!!!!

  4. Mary Poppins

    Eine Gebärmuttervereiterung muss nicht unbedingt operiert werden.
    Hier muss man unterscheiden, ob es eine offene oder geschlossene Vereiterung ist.

    Ein Mythos ist auch, dass ältere Hündinnen vermehrt Mammatumoren bekommen, ist wissenschaftlich schon längst widerlegt! Sie sind auch überwiegend gutartig.

    Und es ist richtig, wenn man ohne med. Grund kastrieren lässt, verstößt man gegen das TschG

  5. Ich bin gegen eine Kastration per se auch wenn die Hormon Bildung einer nicht Läufigen Hündin entsprechen sollte fehlt der 2x schub im Jahr. Die Hormone haben einen vielseitigen Einfluss auf den ganzen Apparat. Ist beim uns Menschen auch nicht anders (Kämpfe selbst mit Mangelerscheinungen).

    Ich musste meine Hündin damals im 5. Jahr kastrieren wegen einer Zyste in der Gebärmutter. Im 7. Jahr kam Bandscheibenvorfall, Wasserhalten war immer wieder ein Problem. Leider Starb sie an einem Gehirntumor vergangen Jahr im alter von 13 Jahren.

  6. Leider werden die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen der Kastration des Hundes dem Hundehalter häufig nicht offen dargelegt. Bei vielen Tierärzten, Tierschutzvereinen und Tierheimen steht offenbar der sichere Schutz vor der unerwünschten Vermehrung im Vordergrund.
    Wer sich über die prinzipiellen Folgen und Risiken der Kastration unabhängig informieren möchte, dem empfehle ich, sich ausnahmsweise von einem Humanmediziner beraten zu lassen. Denn der Eingriff in den Hormonhaushalt ist bei Mensch und Tier durchaus vergleichbar.

    Zitat eines Gesundheitsportals für Humanmedizin:

    „Eine Kastration ist ein schwerer Eingriff in den Hormonhaushalt, welcher mit körperlichen wie auch psychischen Folgen verbunden ist, wie zum Beispiel:

    – Aufhebung der Zeugungs- bzw. Empfängnisfähigkeit
    – Antriebsarmut, depressive Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen
    – Verlust der Libido
    – Veränderung der Behaarung

    Insbesondere wenn die Kastration vor der Pubertät stattfindet, hat sie gravierende Auswirkungen. Jungen behalten ihre hohe Stimme (sog. Kastratenstimme), zudem fehlen weitere sekundäre Geschlechtsmerkmale wie zum Beispiel die Schambehaarung oder das Brustwachstum bei Mädchen. Da sich die Wachstumshemmung durch eine Kastration verzögert, kommt es zum sogenannten eunuchoiden Hochwuchs. Betroffene neigen außerdem dazu, Fett anzusetzen und ihre psychosexuelle Entwicklung ist stark eingeschränkt.

    Erfolgt eine Kastration nach der Pubertät, bilden sich die sekundären Geschlechtsmerkmale zurück. Es kommt zu psychischen Veränderungen und vorzeitiger Alterung. Frauen weisen Symptome auf, wie sie in den Wechseljahren vorkommen.“

    Quelle:
    https://www.onmeda.de/sexualitaet/kastration-folgen-2214-4.html

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