Longieren mit dem Hund – Kommunikation ist alles

Ein Hundesport, den wohl die wenigsten Hundebesitzer kennen, ist das Longieren. Dieser Begriff dürfte Pferdekundigen wohl bekannt sein, denn hier bedeutet Longieren, dass das Pferd an einer langen Leine im Kreis um seinen Halter herum läuft. Das Prinzip des Longierens mit dem Hund ist dem aus dem Pferdesport durchaus ähnlich, eine lange Leine gibt es jedoch nicht. Der Hund läuft also ganz ohne feste Verbindung zu seinem Halter oder Führer in einem festgelegten Kreis und erhält hierbei je nach Fähigkeit und Erfahrung diverse Aufgaben. Die meisten Hundehalter dürften nun denken: „Im Kreis ohne Leine? Das funktioniert doch niemals!“ In Wirklichkeit jedoch bewährt sich das Longieren schon seit einiger Zeit, denn es ist nicht nur für den Hundekörper eine Wohltat, sondern kann auch die Bindung zwischen Herrchen und Vierbeiner nachhaltig stärken.

 

Wie das Longieren geht

By Scheich45 Sami El Ayachi (Own workwww.longieren-mit-hund.de) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons
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Selbstverständlich muss der Hund gut auf diese neue und oft ungewohnte Tätigkeit vorbereitet werden. Immerhin weiß er nicht, dass er nun plötzlich im Kreis laufen soll. Der Start in diesen spannenden Hundesport geschieht zunächst über das Erlernen einer entsprechenden Körpersprache. Der Hundehalter sollte sich also eingehend informieren. Es ist besonders wichtig, dass er sehr genaue Signale an seinen Hund sendet, ihn zur richtigen Zeit ansieht und auch seinen Körper unter Kontrolle hat. Kleinste Abweichungen von der gewünschten Körpersprache können alle Bestrebungen zunichte machen. Fakt ist also, dass das Longieren am Anfang eine Hauptaufgabe für Herrchen oder Frauchen ist. Auch das Besuchen eines speziellen Seminars kann hilfreich sein. Kommt dann der Hund ins Spiel, so lohnt es sich, zunächst mit einer zweiten Person zu arbeiten, die die Körpersprache des Hundehalters beobachtet und gegebenenfalls korrigiert. Wichtig ist es außerdem, dass während der Einstiegsphase kein Augenkontakt zwischen Herrchen und Hund zustande kommt, da dieser dem Hund suggeriert, dass sein Halter etwas von ihm möchte. Der Hund wird dann sehr wahrscheinlich den Kreis nach innen durchbrechen wollen. Zu Beginn können auch Hilfsmittel wie Absperrbänder genutzt werden, um dem Hund seine Bewegungszone zu vermitteln.

Nach einiger Übung wird der Hund außen in einem Kreis von mindestens zehn Metern Durchmesser laufen und sehr genau auf die Signale seines Herrchens achten. Nun ist es an der Zeit, ihm weitere Aufgaben zu geben. Dies können geschickt platzierte Hindernisse sein, wie sie auch aus dem Agility bekannt sind. Bei Longieren passend sind jedoch auch Kommandos wie „Sitz“ oder „Platz“. Echte Hundeprofis können irgendwann sogar einen Wechsel der Gangarten vollziehen. Gerade wegen der vielen Gestaltungsmöglichkeiten ist das Longieren mit dem Hund ein sehr abwechslungsreicher Sport, der auch nach langer Zeit noch viel Freude bereitet. Zudem wird der Hund geistig gut ausgelastet und erhält gesunde Bewegung. Es spricht also viel für diesen neuen Stern am Hundesport-Himmel.

Warum das Longieren die Bindung festigt

Hunde mit psychischen Auffälligkeiten wie Dauerstress, Bindungsstörungen oder auch aggressivem Verhalten können vom Longieren deutlich profitieren. Der Grund ist eine vollkommen neue

By Scheich45 Sami El Ayachi (Own work www.longieren-mit-hund.de) [CC0], via Wikimedia Commons
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Ausrichtung seiner Wahrnehmung, denn während er noch in der Vergangenheit vornehmlich auf seine Umwelt achten musste, muss er nun all seine Aufmerksamkeit auf seinen Halter richten. Die Distanz, die beim Longieren zwischen Zwei- und Vierbeiner entsteht, ist dabei rein körperlich zu betrachten, denn seelisch könnten sich beide Partner kaum näher sein als hier. Der Hund, der sonst möglicherweise wenig auf die Signale seines Herrchens achten wollte, wird durch das Longieren sehr viel aufmerksamer. Dies begründet sich durch die Distanz, die beim Longieren aufgebaut wird.  Hundehalter kennen das von sich selbst, denn ein gut verstecktes Stück Kuchen im Süßigkeitenschrank lockt häufig deutlich stärker als eines, das mitten auf dem Tisch steht. So geht es auch dem Hund. Dadurch, dass er nicht zu seinem Herrchen darf, wird sein Wunsch nach Verbundenheit steigen. So wird die Wichtigkeit einer guten Bindung und einer funktionierenden Zusammenarbeit auch im Hundekopf verankert.

 

Welche Hunde eignen sich für das Longieren?

Eine gute Nachricht für alle, die nun hellhörig geworden sind: Das Longieren schließt im Prinzip keinen Hund aus. Jeder Vierbeiner kann potenziell viel Freude an diesem Hundesport entwickeln. Entscheidend ist hier jedoch, dass die Aufgaben und die einzelnen Zielsetzungen an den individuellen Hund angepasst werden. So gelten für einen Mops andere Aspekte als für einen Border Collie. Wer einen Hund mit starken psychischen Problem mit dem Longieren auf den richtigen Weg bringen möchte, trifft grundsätzlich die richtige Entscheidung. Hier ist es jedoch zu empfehlen, die Arbeit mit einem erfahrenen Trainer aufzunehmen, denn er kann durch Beobachtung und Hilfestellung beim Erreichen der Ziele wichtig sein.

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