Den Abschied vom Hund im Blick

Den eigenen Hund zu verlieren ist für viele Besitzer mindestens so schlimm, wie der Tod eines nahen Verwandten oder engen Freundes.

Die Lücke, die der treue Begleiter im Alltag hinterlässt, ist häufig sogar noch spürbarer und präsenter und somit nimmt auch die Trauer um den Vierbeiner einen großen Platz im Leben der Besitzer ein. Abhängig von den Umständen des Todes kann die Bandbreite der Gefühle in dieser Phase von Verzweiflung, über Selbstvorwürfe bis hin zu Selbsthass reichen.

Hierbei liegt nahe, dass das Überkommen der Trauer umso schwieriger wird, je eher Herrchen oder Frauchen glauben, zu Lebzeiten nicht genug getan zu haben oder gar für den Tod verantwortlich zu sein.

Es lohnt sich daher immer, sich frühzeitig und dediziert mit dem Thema Tod eines Hundes auseinanderzusetzen und auf diesem Wege Informationen, Impulse und Sichtweisen zu sammeln, welche helfen, sich auf den Abschied vorzubereiten und so das spätere Überwinden der Trauer zu erleichtern.

Frühzeitige Auseinandersetzung hilft, Fehler zu vermeiden

Grundsätzlich gilt hier, dass eine rechtzeitige Beschäftigung mit dem Themenkomplex helfen kann, Fehler in der Phase des nahenden Abschieds zu vermeiden.

Wer das Glück hat, seinen Hund auf natürlichem Wege altern zu sehen und sich mit aller Sachlichkeit die Endlichkeit der gemeinsamen Zeit vor Augen ruft, hat die besten Chancen, die letzten Jahre oder Monate so zu gestalten, dass der Abschied im Wissen erfolgen kann, dass der Kamerad ein erfülltes und ihm gerecht werdendes Leben verbringen durfte und so spätere Selbstvorwürfe keinen Nährboden finden.

In Gesprächen mit Frauchen und Herrchen, deren Hunde gestorben sind, sind nämlich oft vermeintliche Versäumnisse das größte Hindernis im Rahmen der Trauerbewältigung.

 

„Ich dachte wir hätten mehr Zeit“

Zu oft fallen Sätze wie „Ich dachte, wir hätten noch mehr Zeit“, „Es ging alles so schnell“, „Ich hätte mir mehr Zeit für ihn/sie nehmen sollen“ oder „Ich habe ihn/sie im Stich gelassen“.

Meist lassen sich derartige Vorwürfe im Nachgang zwar relativieren und abschwächen, aber es kostet ein Vielfaches an Energie und Kraft, sich erst die eigenen (vermeintlich) gemachten Fehler zu verzeihen um erst dann den eigentlichen Verlust und die damit einhergehende Trauer verarbeiten zu können.

Zum Wohle des Hundes und für den eigenen späteren Seelenfrieden sollte sich jeder Hundebesitzer täglich vor Augen führen, wie endlich die gemeinsame Zeit ist und sie dementsprechend wertschätzen, bewusst genießen und vor allem Platz dafür schaffen.

Das klingt zunächst nach Platitüde, aber kaum ein Hundebesitzer kann sich davon freisprechen, dass ein Spaziergang schnell mal zum lästigen Pflichtprogramm wird und irgendwie zwischen Familie, Haushalt und Beruf eingeschoben wird, der Hund einfach mit ein paar Leckerlies abgespeist wird anstatt einfach mal gezielt eine Übung für’s Köpfchen durchzuführen oder der Kamerad angehalten wird, doch bitte nicht ewig und drei Tage an einer Ecke zu schnüffeln und zu trödeln.

Es ist die Häufigkeit bzw. Summe dieser Verhaltens- und Sichtweisen, welche später unsere eigene Wahrnehmung hinsichtlich unserer Qualität als Hundebesitzer prägen.

Gehe die Extrameile

Natürlich wird es immer Situationen geben, in denen die Zeit knapp ist und die Aufmerksamkeit für den Hund geringer ausfällt als es eigentlich wünschenswert wäre.

Aber gerade diese Situationen bieten die Chance, die Sicht auf unsere Leistungen positiv zu beeinflussen und uns – wenn der Abschied gekommen ist – die Gewissheit zu geben, die berühmte „Extrameile“ gegangen zu sein.

Sich das Quäntchen mehr Zeit für den Hund genommen zu haben, obwohl diese knapp war. Ein Spiel durchgeführt zu haben, obwohl es Mühe gemacht hat. Nachsichtig gewesen zu sein, obwohl es später Stress bedeutete.

Typischerweise bewerten wir eine Leistung umso höher, je stärker wir dafür kämpfen mussten. Ein Erfolg, der mühelos errungen wurde, ist quasi wertlos, aber wir Menschen sind natürlich einfach schon mal bequem und machen uns das Leben gerne leicht. Das ist normal und daran ist per sé auch erst mal nichts verkehrt. Doch welcher Hundebesitzer wird wohl eher Frieden finden können, wenn es irgendwann um die Frage geht, ob man dem Hund gerecht wurde?

Derjenige, der gelegentliche Opfer für seinen Kameraden gebracht hat und sich ganz bewusst Zeit nahm (die eigentlich nicht da war) oder derjenige, der im Nachgang glaubt, zu oft zu bequem gewesen zu sein und nicht genug getan zu haben?

Sei dankbar für die gemeinsame Zeit – sie ist nicht selbstverständlich

Ein einfaches und ebenso drastisches Gedankenexperiment kann helfen, das eigene Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wertvoll und wenig selbstverständlich die gemeinsame Zeit mit deinem Hund ist:

„Was wäre, wenn heute euer letzter gemeinsamer Tag wäre und morgen der Gang zum Tierarzt anstünde, um die Fellnase einzuschläfern?“

Hättest du alles gesagt, alles gezeigt und alles getan um dich und vor allem deinen Hund spüren zu lassen, wie viel er Dir bedeutet?

Könntest Du heute schon sagen: „Ja, er hat all die Zeit und Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient“?

Wenn dem so ist, ist es wunderbar und großartig. Nicht nur, weil Du mit Dir im Reinen bist, sondern (und das ist das Wichtigere) weil Du deinem Hund ein tolles Leben schenkst.

Wenn Du Zweifel hast, versuche zu ergründen, an welchen Stellen Du Dir mehr Zeit für deine Fellnase nehmen könntest und setze an diesen Punkten an. Dein Kamerad wird es Dir bereits ab der ersten Sekunde danken.

Beginne also am besten noch heute, eure Zeit angemessen zu würdigen und bewusst zu genießen.

Es ist nie zu früh! Viele Hundebesitzer werden aus dem Nichts heraus mit dem Abschied von ihrer Fellnase konfrontiert, sei es durch eine plötzliche, lange Zeit nicht diagnostizierte Krankheit, einen Autounfall, Vergiftung etc und die meisten wünschen sich nichts mehr, als die Zeit zurückdrehen zu können und es besser zu machen.

In diesem Sinne: Schnapp Dir deinen Hund, geh raus und genieße den Tag!

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