„Der Hund freut sich aber“. Oft ist dies die erste menschliche Reaktion, wenn ein Hund mit dem Schwanz wedelt. Doch nicht immer bedeutet das Wedeln, dass der Hund positiv gestimmt ist. Es steckt oft viel mehr dahinter. Heute räumen wir mit dem Mythos des Schwanzwedelns auf und geben dir einen Einblick in diesen Aspekt der Hundesprache.
Was sagt das Schwanzwedeln überhaupt aus? Ein Überblick.
Zunächst einmal ist das Wedeln mit dem Schwanz ein Zeichen von Stress oder Erregung. Beides kann durchaus mit positiven Emotionen belegt sein. Allerdings können hier auch negative Gefühle eine Rolle spielen. Von Freude, Unsicherheit, Nervosität oder Aggression kann alles dabei sein. Zur Interpretation der Bewegung sollte außerdem auch die übrige Körpersprache betrachtet werden.
Viele Theorien gibt es, wenn es um das Rutenwedeln bei Hunden geht. Die Interpretation des Wedelns hängt außerdem vom jeweiligen Hund ab. Eine Rute kann hängend sein, sie kann aber zum Beispiel auch sichelförmig, über dem Rücken gerollt oder kupiert sein. Die Bewegung der Rute sieht je nach Typus unterschiedlich aus.
Wir können also festhalten, dass das Schwanzwedeln beim Hund kontextspezifisch und individuell betrachtet werden muss. Einen groben Anhaltspunkt über die Stimmung des wedelnden Hundes gibt es dennoch:
Der Hund ist kaum angespannt
Die Rutenbewegung ist im Allgemeinen langsam und schwingend. Sie schlägt weit aus und bewegt sich leicht über dem Rutenansatz oder etwas darunter
Der Hund ist sehr angespannt
Die Rute bewegt sich schnell und schwingt nur wenig aus. Dabei wird sie oft hoch aufgerichtet getragen. Bei extremer Anspannung wird meistens lediglich die Rutenspitze bewegt.
Die verschiedenen Formen des Schwanzwedelns und die Emotionen
Hinter den unterschiedlichen Rutenhaltungen– und Bewegungen stecken ebenso verschiedene Stimmungslagen. Wie eingangs erwähnt, sind jedoch immer auch der Kontext und die Körperhaltung des Hundes zu betrachten. Wie diese Ausdrucksweisen zu deuten sind, erfährst du hier.
- Freundlich
Die Rute wird in der Höhe des Rückens schwingend und entspannt hin und her gewedelt. Der Körperschwerpunkt ist weder nach vorn, noch nach hinten gerichtet. Dieses Schwanzwedeln ist freundlich gemeint.
- Konfrontativ
Hier findet in der Regel kaum noch Schwanzwedeln statt. Das leichte Wedeln mit der Rutenspitze wirkt nahezu vibrierend. Die Rute ist hoch aufgerichtet, so auch der gesamte Körper. Die Rute wird hierbei oft über dem Rücken getragen. Häufig ist dies bei Rüden zu beobachten, welche sich gegenseitig provozieren. Jeder will der größte und stärkste sein.
- Jagdlich motiviert
Ähnlich wie bei der konfrontativen Rutenhaltung, wird sie auch während der jagdlich motivierten Anspannung aufrecht getragen. Die Rute zeigt hier senkrecht nach oben und der Hund ist sichtbar fokussiert und aufmerksam.
- Erwartungsvoll
Das Schwanzwedeln erfolgt mit schnellen Bewegungen mit aufgerichteter Rute. Es wirkt jedoch nicht vibrierend wie vor einer Konfrontation. Hunde zeigen dieses Schwanzwedeln häufig vor einem Spiel oder wenn die Familie zu ihm nach Hause zurückkehrt.
- Bedrohlich
Das Schwanzwedeln ist schwingend und die Rute verläuft als Verlängerung des Rückens. Meint der Hund dies drohend, fixiert er den Artgenossen dabei mit leicht gesenktem Kopf. Er hat also alles im Blick!
- Freudig
Der Hund wedelt ausschweifend mit dem Schwanz, wobei sehr häufig auch die Hüfte mitschwingt. Die Körperhaltung ist alles andere als angespannt. Bei großer Aufregung senkt der Hund sein Hinterteil dabei, schleckt sein Gegenüber ab. Meine Hündin zeigt dieses Schwanzwedeln zum Beispiel häufig bei der Begrüßung von Menschen. Meistens legt sie ihren Kopf dabei schräg und senkt ihn leicht ab. Eine wirklich freundlich gemeinte Geste!
- Unsicher
Ist ein Hund in einer bestimmten Situation unsicher, wedelt er nur langsam mit der Rute. In der Regel ist die Rute dabei in neutraler Position oder leicht abgesenkt.
- Ängstlich
Hunde, welche Angst spüren, klemmen ihre leicht wedelnde Rute oft unter den Bauch ein. Auch hier kann man typischerweise an der übrigen Körpersprache die Angst erkennen. Unter anderem duckt sich der Hund und versucht sich klein zu machen. Diese Gesten zeigen ängstliche Hunde häufig, wenn sie keinen Ausweg erkennen. Beim Tierarzt beispielsweise ist dieses Wedeln immer wieder zu beobachten. Der Hund hat Angst, ist jedoch angeleint oder in einem relativ engen Raum ohne Fluchtmöglichkeit.
Interessant: Im Jahr 2007 wurde eine Forschung in Bezug auf die Asymmetrie des Schwanzwedelns der Hunde veröffentlicht. Es wurde herausgefunden, dass das Wedeln nach rechts oder nach links unterschiedliche Bedeutungen haben. Wedelt ein Hund stärker zur rechten Seite, trifft er beispielsweise gerade auf einen bekannten Artgenossen oder Familienmitglieder und freut sich. Bei Unsicherheit oder Angst schwingt die Rute hauptsächlich nach links. Die Forscher sind der Meinung, dass die Muskeln auf der rechten Schwanzseite aktiviert werden, wenn ein positiver Reiz vom Hund wahrgenommen wurde. Eher negative Gefühle bewirken das Auslösen der Muskeln an der linken Schwanzseite.
Hunde ohne Rute
Es gibt Hunderassen, welche mit einer Stummelrute zur Welt kommen. Beim Mops ist eine eingerollte Stummelrute beispielsweise gewünscht. Es kommt außerdem immer noch vor, dass die Rute eines Hundes kupiert wird. Besonders bei jagdlich geführten Hunden wird die Rute im jungen Alter kupiert. Die Rute soll damit unter anderem vor Verletzungen bei ihrer Arbeit auf der Jagd geschützt werden.
Was für einige Menschen ein gewünschtes Rassemerkmal bildet, bedeutet für den Hund häufig eine innerartliche Kommunikation voller Missverständnisse. Das Schwanzwedeln und die Haltung der Rute in seinen vielen verschiedenen Facetten bildet eine wichtige Kommunikationsgrundlage für Hunde. Kann die Rute nicht dazu eingesetzt werden, entstehen oft Probleme in der Kommunikation mit anderen Hunden. So könnte eine nicht vorhandene oder extrem kurze Stummelrute ein ängstliches Gefühl implizieren. Da der Hund aber die Rute gar nicht anders einsetzen kann, wird er entsprechend missverstanden.
Nebenbei bemerkt verteilen Hunde durch ihr Schwanzwedeln gerne ihren Duft, ihre Geruchsmarke. Auch dies ist Hunden ohne Rute nicht mehr möglich. Hunde ohne natürlich ausgebildete Rute sind also beeinträchtigt, da ihnen ein wichtiges visuelles und olfaktorisches Kommunikationsmittel fehlt. Oft zeigen diese Hunde entsprechend überspitzte andere Gesten und körpersprachliche Ausdrücke zur Kompensation.
In Deutschland ist das Kupieren von gemäß § 6 Abs. 1 Satz 1 des Tierschutzgesetzes verboten. Ausnahmen bestehen bei medizinischen Gründen oder bei jagdlich geführten Hunden. Durch lange gezielte Züchtungen hat sich bei vielen Hunderassen jedoch die kaum vorhandene Rute weiter durchgesetzt. Bekannte Beispiele sind der Mops, Bobtail, Englische/Französische Bulldogge oder der Australian Sheperd.
Und nun zu dir und deinem Hund: Kannst du das Schwanzwedeln bei deinem Hund häufig deuten? Gibt es eine Rutenhaltung, welche du besonders oft beobachten kannst? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen!