Viele Menschen lieben Hunde. Sie sind mit ihnen aufgewachsen, haben eigene Hunde oder freuen sich über jeden Kontakt zu Hunden. Doch es gibt natürlich auch Menschen, die ungern Hunde in der Nähe haben oder gar Angst haben. Als verantwortungsvoller Hundehalter nimmt man selbstverständlich Rücksicht, damit das Gegenüber sich nicht noch zusätzlich bedrängt fühlt.

Wie entsteht überhaupt die Angst vor Hunden?
Meistens sind es schlechte Erfahrungen mit Hunden, woraus sich die Angst vor den Vierbeinern entwickelt hat. Dabei muss es gar nicht unbedingt zu einem Beißvorfall gekommen sein. Es reicht manchmal schon aus, wenn schon als Kind fast ausschließlich negative Verknüpfungen zu Begegnungen mit Hunden entstanden sind. Ein Hund könnte das Kind beispielsweise durch sein Bellen oder Knurren erschreckt haben, der Hund hat das Kind angesprungen oder der Hund war im Spiel zu ungestüm und hat das Kind umgerannt.
Erwachsene mit Angst vor Hunden könnten schon früh diese negativen Erfahrungen gemacht haben und später vielleicht sogar noch von einem Hund gebissen worden sein. Die Angst vor Hunden hat sich immer weiter verfestigt. So reicht es schon aus, wenn auf der anderen Straßenseite ein Hund Gassi geführt wird. Einige Menschen merken schon, wie sich die Angst mehr und mehr ausbreitet.
Eltern mit Angst vor Hunden übertragen dieses Gefühl oft auf ihre Kinder. Obwohl die Kleinen zunächst ganz unvoreingenommen Kontakt zu Hunden aufbauen würden, werden sie oft daran gehindert. Die Angst vor Hunden kann sich damit schon ohne besondere Auslöser durch das weitere Leben ziehen.
Wie verhält man sich als Hundebesitzer?
Egal ob es der Beißvorfall oder die übertragene Angst vor Hunden ist: als Hundehalter sollte man die Angst seines Gegenübers in jedem Fall ernst nehmen, respektieren und sich entsprechend verhalten. Meistens lassen wir uns dazu hinreißen, die Angst der anderen herunterzuspielen. Frei nach dem Motto „Mein Hund ist doch so süß, der tut nichts“ oder „Mein Hund freut sich so sehr, du kannst ihn ruhig streicheln“. Doch hierdurch fühlen sich ängstliche Menschen unter Umständen nicht ernst genommen oder unter Druck gesetzt.

Unterwegs
Sind wir mit unserem Hund auf einem Spaziergang, sollten wir natürlich immer auch Rücksicht auf andere Passanten nehmen – ungeachtet dessen, ob sie Angst haben oder nicht:
- im Freilauf sollten wir unseren Hund nicht auf fremde Leute zustürmen lassen
- bei Begegnungen einen entsprechenden Abstand zu den Entgegenkommenden einhalten – auch zum Schutz und zur Rücksicht des eigenen Hundes
- bei sehr engen Wegen oder Gängen: den Hund „bei Fuß“ oder hinter uns laufen lassen
- gerade bei entgegenkommenden Kindern gegebenenfalls die Straßenseite wechseln. Kinder können immer mal fallen oder in Panik geraten, wenn ein Hund zu nahekommt.
Durch dieses Verhalten als Hundebesitzer tragen wir zu einem Teil auch zu Akzeptanz von Hunden in unserer Gesellschaft bei. Die meisten Passanten sind angenehm überrascht, wenn man mit seinem Hund vorausschauend und rücksichtsvoll handelt. Ein lächeln und ein freundliches „Danke“ gibt es oft gratis dazu!

Zu Hause
Es kann natürlich auch vorkommen, dass Gäste bei uns zu Hause Angst vor dem vorhandenen Hund haben. Bei Freunden, Verwandten und Bekannten kann man glücklicherweise ein wenig mehr Zeit im Umgang mit dem Angstauslöser Hund investieren. In jedem Fall sollten wir auch hier Geduld und Verständnis aufbringen.
Beim Besuch in den eigenen vier Wänden sollten wir dann darauf achten, dass der Hund den Gast nicht bedrängt. Das würde die Angst logischerweise nur verstärken. Abhilfe kann eine Hausleine schaffen. Damit wird der Hund nicht „abgeschoben“ oder weggesperrt, sondern kann in kontrolliertem Maße mitten im Geschehen bleiben – vorausgesetzt der Hund fühlt sich dabei ebenfalls wohl.
Wurde es dem Hund beigebracht, können wir dem Hund signalisieren, dass er in seinem Körbchen bleiben soll. Der Vorteil ist, dass der Hund trotzdem gut beschäftigt werden kann. Er kann sich beispielsweise während des Besuchs mit einem Kauartikel oder seinem Lieblingsspielzeug beschäftigen, oder einfach seine Ruhe genießen.
Kann ich als Hundebesitzer aktiv bei der Überwindung der Angst helfen?
Unter Umständen können wir als Hundebesitzer den Menschen in unserem Umfeld helfen, die Angst vor Hunden Stück für Stück abzulegen. Hierzu müssen jedoch einige Faktoren berücksichtigt werden, damit wir nicht das Gegenteil erreichen und die Angst noch stärker wird.
- ruhige Hunde: gelassene und ruhige Hunde überfordern Menschen mit Angst vor Hunden in der Regel nicht in dem Maße, wie es temperamentvolle und wilde Artgenossen tun würden.
- es kommt vor, dass die Menschen eher vor bestimmten Rassen oder Größen der Hunde Angst haben. Entsprechend sollte also der Hund ausgewählt werden, welcher sich in der Nähe der ängstlichen Person aufhält
- kleine Welpen wirken meistens nicht so bedrohlich wie ausgewachsene Hunde. Sie sind verspielt, tapsig und irgendwie kann ihnen keiner lange böse sein. Der natürliche Beschützerinstinkt und der Drang nach Fürsorge des Menschen wird geweckt.
- Raum und genügend Platz setzt die Person nicht in Bedrängnis oder unter Druck. Es bleibt immer die Möglichkeit zum Ausweichen oder zur Vergrößerung des Abstands

Sofern man sich gut auskennt, kann man den ängstlichen Menschen mit der Körpersprache des Hundes vertraut machen. Es verschafft ein Stück weit Sicherheit die Emotionen und Absichten des Hundes erkennen zu können.
Je nachdem, wie stark die Angst vor Hunden ausgeprägt ist, führt man den Hund mit entsprechendem Abstand an der Person entlang. So kann man gezielt auf die Wohlfühlzone des Anderen eingehen. Dieser Abstand kann dann nach und nach verringert werden.
Fühlt sich das Gegenüber schon relativ wohl in der Nähe des Hundes, kann es zu einer ersten Kontaktaufnahme kommen. Am besten kann sich die Person dem Hund seitlich nähern, um ihn nach einer Zeit sogar vorsichtig zu streicheln oder ein Leckerli hinzulegen.
Mit kleinen Schritten können wir Freunden und Familienangehörigen den Hund näherbringen, damit die nächsten Besuche immer entspannter werden können.
Gut geeignet sind auch gemeinsame Spaziergänge mit dem Hund. Dabei sollte der Hund zunächst angeleint bleiben. Spaziergänge schaffen bekanntermaßen eine entspanntere Atmosphäre und der Fokus liegt nicht ausschließlich beim „Angstauslöser“.
In der Ruhe liegt die Kraft
Generell gilt: Ruhe bewahren, Geduld und Verständnis aufbringen. Mit gemeinsamer, ruhiger Zeit fühlen sich Menschen mit Angst vor Hunden meistens von Zeit zu Zeit wohler. Sie lernen den Hund kennen und lesen und beschäftigen sich aktiv mit ihrer Angst. Damit kann sich auch die Angst vor fremden Hunden vermindert werden. Wichtig ist aber vor allem, dass sich Hund und Mensch wohlfühlen.
Ist die Angst zu groß und allein der Gedanke an ein Zusammentreffen mit Hund löst Panik aus, sollte allerdings ein Experte für „Kynophobie“ (der Fachausdruck für die Phobie vor Hunden) zurate gezogen werden. Dort kann intensiv an der Angst vor Hunden gearbeitet werden – es gibt dort beachtliche Erfolge.