Getreide im BARF – sinnvoll oder absolut tabu?

Die Frage, ob Getreide in der BARF-Ernährung für Hunde erlaubt ist, löst unter Hundehaltern regelmäßig heftige Diskussionen aus. Während einige BARF-Befürworter strikt auf Getreide verzichten, sehen andere BARF mit Getreide als sinnvolle und ausgewogene Fütterungsform. Ich habe mich intensiv mit der Thematik beschäftigt – und möchte Dir in diesem Beitrag nicht nur meinen persönlichen Standpunkt als langjähriger BARFer schildern, sondern auch die verschiedenen wissenschaftlichen und praktischen Perspektiven vorstellen.

Was ist überhaupt das Problem mit Getreide im Hundefutter?

BARF – das steht für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“. Die Grundidee ist es, sich bei der Hundeernährung an der natürlichen Beute von Wölfen und Wildhunden zu orientieren. Und in dieser „Beute“ ist nun mal kein Brot, keine Nudeln und kein Haferbrei enthalten.

Kritiker argumentieren, dass Getreide für Hunde:

  • Schwer verdaulich ist

  • Allergien auslösen kann

  • Keinen natürlichen Bestandteil der Wolfsnahrung darstellt

  • Den Hund unnötig mit Kohlenhydraten „vollstopft“

Doch wie realistisch ist dieses Wolfsbild – und was sagt die Wissenschaft?

Infografik Hund Getreide

Hat sich der Hund im Laufe der Evolution angepasst?

Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass Hunde sich über Jahrtausende an eine Ernährung mit pflanzlichen Bestandteilen angepasst haben. Eine der bedeutendsten Veröffentlichungen stammt aus dem Jahr 2013 im Rahmen der Studie: Axelsson et al. (2013), „The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet“

Darin zeigen Forscher, dass Hunde im Vergleich zum Wolf mehr Gene zur Stärkeverdauung (Amylase-Gene) besitzen. Das bedeutet: Hunde sind heute sehr wohl in der Lage, Kohlenhydrate – auch aus Getreide – zu verwerten.

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Ich finde, man sollte sich vom reinen Wolfsbild lösen. Unsere Haushunde sind längst keine Wildtiere mehr – sie leben seit Jahrtausenden mit uns zusammen und haben sich auch ernährungsphysiologisch angepasst.Olaf von hund.info

Welche Getreidearten eignen sich für Hunde? – Das sagt die Praxis

In vielen BARF-Plänen – auch in professionellen Rationen – finden sich kleine Anteile von Getreide oder Pseudogetreide. Besonders in der Aufbauphase bei untergewichtigen oder kranken Hunden, oder bei sehr aktiven Hunden, können Kohlenhydrate eine wertvolle Energiequelle sein.

Geeignet sind hier vor allem:

Geeignetes Getreide / Pseudogetreide Eigenschaften
Reis (gekocht) leicht verdaulich, glutenfrei
Hirse (gekocht) reich an Mineralstoffen
Haferflocken (eingeweicht) ballaststoffreich
Buchweizen glutenfrei, kein echtes Getreide
Amaranth proteinreich, gut verträglich

Diese Bestandteile sollten immer gut gegart und/oder eingeweicht werden, um die Verdaulichkeit zu verbessern. Generell gilt, oftmals ist Getreide für den Hund verträglich, wenn jedoch Zweifel bestehen, sollte man sich langsam an verschiedene Getreidesorten herantasten und vorsichtig ausprobieren.

 

Mein Weg: Getreide als Ergänzung – nicht als Basis

Ich persönlich halte es so: Der Fleischanteil bleibt zentral, aber ein kleiner Kohlenhydratanteil (max. 10 – 15 %) ist für viele Hunde absolut vertretbar – vorausgesetzt, sie vertragen es.

Gerade bei Hunden mit hohem Energiebedarf oder empfindlicher Verdauung kann ein Anteil an Reis oder Hirse positiv wirken.

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Ich ergänze BARF-Rationen bei Bedarf mit etwas Hirse oder Reis – aber nur, wenn mein Hund gut damit zurechtkommt.  Generell helfen nährstoffreiche Getreidesorten wie Hirse dem Hund bei der BARF-Ernährung, die notwendigen Energiequellen und Mikronährstoffe zu bekommen. Die Verdauung ist für mich der wichtigste Maßstab um abzuschätzen, ob die Nahrung dem Hund bekommt.Olaf von hund.info

 

Tipp: Wer sicher gehen will, sollte einen professionellen BARF-Plan nutzen

Wenn Du nicht sicher bist, ob Getreide in den BARF-Plan Deines Hundes passt, empfehle ich Dir eine professionelle Rationsberechnung. Eine gute Adresse dafür ist barf-box.de. Dort findest Du  professionelle BARF-Pläne und Beratung sowie fundierte Empfehlungen zum Einsatz von Getreide und anderen Komponenten. Auch individuell angepasste Futterpläne sind möglich. ,

Wann Du auf Getreide lieber verzichten solltest

Trotz aller Argumente gibt es Hunde, bei denen Getreide nichts verloren hat. Dazu zählen:

  • Hunde mit nachgewiesenen Allergien oder Unverträglichkeiten

  • Hunde mit entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. IBD)

  • Hunde mit Pankreasinsuffizienz

  • Sehr übergewichtige Hunde – hier können Kohlenhydrate das Problem verschärfen

In solchen Fällen sind getreidefreie Alternativen wie Süßkartoffel, Kürbis oder Zucchini meist die bessere Wahl.

 

Was sagen Tierärzte und Ernährungsberater?

Auch in der Fachwelt gibt es unterschiedliche Meinungen:

Befürworter sagen:

  • Kohlenhydrate liefern wertvolle Energie

  • In moderaten Mengen gut verträglich

  • Gut geeignet bei bestimmten Indikationen (Durchfall, Gewichtszunahme)

Gegner sagen:

  • Getreide hat im BARF nichts verloren

  • Gefahr von Allergien und Übergewicht

  • Falsches Wolfsbild als Rechtfertigung

Tschechoslowakischer-Wolfshund-gesicht

Die Mehrheit moderner Tierernährungsberater – darunter auch viele, die sich dem BARF-Prinzip verschrieben haben – spricht sich heute für eine differenzierte Sichtweise aus. Getreide ist kein Muss, aber auch kein generelles No-Go.

Anne schreibt:
„Ich war anfangs strikt gegen Getreide, bis mein Tierarzt bei meiner Hündin eine Unverträglichkeit auf Kartoffeln feststellte. Seitdem bekommt sie Hirse – und es geht ihr super!“

 

Zusammenfassung: Getreide – ja oder nein?

Frage Meine Einschätzung
Hat Getreide in BARF pauschal nichts verloren? ❌ Nein – es kommt auf den Hund an
Ist Getreide für den Hund verträglich? ✅ Ja
Ist Getreide ein billiger Füllstoff? 🔄 Kommt auf die Qualität an
Sollte Getreide den Hauptanteil ausmachen? ❌ Auf keinen Fall
Kann Getreide helfen, Gewicht aufzubauen? ✅ Ja, bei Bedarf sinnvoll

Mein Fazit zum Thema Getreide im BARF

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Getreide ist weder der Teufel noch der Retter. Es ist ein Werkzeug – und wie bei jedem Werkzeug muss man wissen, wann und wie man es richtig einsetzt. Wenn Dein Hund es gut verträgt und es sinnvoll eingesetzt wird, sehe ich keinen Grund, es kategorisch auszuschließen.Olaf von hund.info

Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst: Teste langsam, beobachte die Verdauung und zieh im Zweifel einen fachkundigen Ernährungsberater oder Tierarzt hinzu.

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