Mittlerweile gibt es den Maulkorb in allen erdenklichen Formen, Farben und Größen. Doch auch in der freundlichsten und peppigsten Farbe schwingen oft auch Vorurteile gegen einen Hund mit Maulkorb mit. Der Hund wird oft sofort in eine bestimmte Schublade gesteckt. Als Hundebesitzer wird man auch heutzutage immer noch schief angeschaut oder es wird ein großer Abstandsbogen gegangen. Man fühlt sich, als sei man mit einem Monster unterwegs. Gute Gründe um hier mit einigen Missverständnissen und Mythen zum Thema Hund mit Maulkorb aufzuräumen!

Warum tragen Hunde einen Maulkorb?
Zunächst meinen viele Menschen, dass ein Hund mit Maulkorb auf jeden Fall gefährlich sein muss. Es gibt jedoch eine Reihe unterschiedlichster Gründe, weshalb ein Maulkorb aus dem „Kleiderschrank“ vieler Hunde nicht mehr wegzudenken ist.
Der Maulkorb als Fressschutz
Es gibt Hunde, welche unterwegs ohne zu zögern sämtliche Hinterlassenschaften und alles was irgendwie essbar aussieht, aufnehmen. Besonders in Gebieten mit Giftköderwarnung kann das schnell gefährlich bis lebensbedrohlich für den Hund ausgehen.
Doch es geht nicht ausschließlich um das Fressen von Giftködern. Das Tragen eines Maulkorbes entpuppt sich für einige Hunde als Must-have, sobald es hinausgeht. Das können beispielsweise Hunde mit Allergien oder anderen gesundheitlichen Problemen sein. Diese Hunde dürfen vielleicht rein gar nichts vom Boden aufnehmen, ohne dass dies schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen für den Hund haben kann.
Hier bietet der Maulkorb einen unfassbar wichtigen gesundheitlichen Schutz für den Hund.
Gesetze und Vorschriften zum Maulkorb
In einigen Bundesländern stehen bestimmte Hunderassen auf der Rasseliste. Auf den Sinn oder Unsinn dieser Listen möchten wir hier nicht tiefer eingehen. Für bestimmte Listenhunde gibt es damit besondere Vorschriften, wie beispielsweise die Leinen- und Maulkorbpflicht. Damit gehört also das Tragen eines Maulkorbes in der Öffentlichkeit zur alltäglichen Angelegenheit. Ein gegebenenfalls überaus freundliches Wesen des Hundes spielt hier zunächst keine Rolle.

Maulkorb bei Schmerzen
Hat dein Hund sich verletzt oder hat er anderweitig starke Schmerzen, könnte sich sein im Normalfall friedliches Verhalten schlagartig ändern. Auch der liebste Hund könnte in einer solchen Situation aggressives Verhalten zeigen um sich zu schützen und Berührungen zu vermeiden. Spätestens beim Tierarzt kann ein Maulkorb ein unerlässliches Hilfsmittel sein. Hier schützt der Maulkorb also das gesamte Umfeld vor den Zähnen deines Hundes und eine gründliche Untersuchung ist damit erst möglich.
Der Maulkorb für die Reise mit Bus und Bahn
In der Regel ist ein Hund während der Reise in öffentlichen Verkehrsmitteln zum Tragen eines Maulkorbs verpflichtet. Besonders wenn viel Andrang herrscht und der Raum begrenzt ist bietet der Maulkorb Schutz für Hund und Mensch. Auch für Fahrten mit Bergbahnen und Gondeln ist in der Regel ein Maulkorb erforderlich. Deswegen ist er für einen Wanderurlaub unerlässlich.
Maulkorb zum Schutz bei Aggression
Einige Hunde zeigen aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen oder Menschen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Es können beispielsweise schlechte Erfahrungen, Angst, Misshandlungen oder eine schlechte Sozialisierung dahinterstecken. In diesem Fall schützt ein Maulkorb vor Beißereien mit Artgenossen und vor Angriffen auf Menschen. Mit Sicherheit könnten einige Blessuren durch die bekannten „Tut-Nixe“ vermieden werden.
Die Gründe für das Tragen eines Maulkorbs können also unterschiedlicher nicht sein. Doch auch die positiven Wirkungen durch dieses Hilfsmittel sind weitreichend. Neben dem Schutz im Hinblick auf die Gesundheit deines Hundes und dessen Umfeld, bietet dieses „Accessoire“ auch bestimmte Freiheiten für deinen Hund.

Der Maulkorb als Unterstützung beim Training
Um bestimmte Verhaltensproblematiken eines Hundes mit Hilfe von gezieltem Training in eine positive Bahn zu lenken, ist der Maulkorb unverzichtbar. Zeigt dein Hund zum Beispiel eine Form von Leinenaggression gegenüber Artgenossen, kann mit Hilfe des Maulkorbs gezielt an dieser Problematik gearbeitet werden. In diesem Fall schützt er deinen Hund, andere Hunde und auch dich und weitere Personen.
Übrigens spielt hier das Thema der Stimmungsübertragung ebenfalls eine große Rolle. Weißt du als Hundebesitzer, dass in einer eigentlich brenzligen Situation nichts passieren kann, gehst du schon mit einer entspannteren Haltung in diese hinein. Dein Hund ist ein ausgesprochen feinfühliges Wesen und bemerkt deine Anspannung oder Angst. Ganz unbewusst ändert sich deine Körperspannung, deine Stimme und deine Bewegungen, wenn du dich unwohl fühlst. Trägt dein Hund seinen Maulkorb, so hat das auf euer Mensch-Hund-Team gleichermaßen positive psychologische Auswirkungen.
Schlussendlich kann ein Training mit Schutz durch den Maulkorb in vielen Fällen effektiver gestaltet werden.

Leidet ein Hund beim Tragen eines Maulkorbes?
Oft herrscht die Meinung, dass ein Maulkorb den Hund ungemein einschränkt und unangenehm zu Tragen ist. Tatsächlich kann sich dein Hund unwohl fühlen, wenn der Maulkorb unbekannterweise einfach übergezogen wird. Ein positiv gestaltetes Maulkorbtraining ist von großer Bedeutung, damit dein Hund sich mit angenehmen Gefühlen an seinen Maulkorb gewöhnt.
Diese Tipps bieten eine Möglichkeit damit sich dein Hund Schritt für Schritt an den Maulkorb herantasten kann:
- Lasse deinen Hund ohne Druck immer wieder an dem Maulkorb schnüffeln
- Du kannst sein neues Accessoire einfach in die Nähe seines Körbchens oder seines Napfes legen und nicht weiter beachten. Damit zeigst du, dass der Maulkorb erstmal keine „große Sache“ ist. Gleichzeitig wird der Maulkorb mit den angenehmen Dingen des Lebens (Fressen und Ruhen) in Verbindung gebracht.
- Ist der Maulkorb nun nichts Aufregendes mehr für deinen Hund, kannst du deinen Vierbeiner etwas Leckeres an der Öffnung des Korbes hinausholen lassen (z.B. Leckerlis, Nassfutter oder Leberwurst).
- Du kannst deinen Hund nach und nach einladen, seine Nase etwas tiefer in den Maulkorb zu stecken. Wichtig ist, dass dein Hund sein Maul von sich aus tiefer in den Korb bewegt. Du solltest den Maulkorb also nicht in Richtung deines Hundes bewegen.
- Nach einiger Zeit hat sich dein Hund schon weit vorgearbeitet. Wenn die Nase deines Hundes etwas im Maulkorb verweilt, belohnst du das. Das Lob kann aus einem Leckerli oder aber mit aus einem Markerwort oder einem Clicker bestehen.
- Bleibt das Maul deines Hundes einige Zeit im Maulkorb, kannst du beginnen die Verschlüsse für einige Sekunden zu schließen. Auch hierbei arbeitest du dich Stück für Stück an längere Phasen heran.
- Hat sich dein Hund schon langsam an das Tragen gewöhnt, nutzt den Maulkorb immer wieder in alltäglichen Situationen (im Haus, im Garten, auf kurzen Spaziergängen etc.). Damit verbindet dein Hund den Maulkorb nicht mit einer bestimmten unangenehmen Sache, wie zum Beispiel dem Besuch beim Tierarzt.

In jedem Fall sollte der Maulkorb perfekt für deinen Hund passen. Es darf nichts drücken, scheuern oder gar schmerzen. Außerdem muss dein Hund uneingeschränkt hecheln können. Lasse dich dazu am besten in einem Fachgeschäft beraten.
Vorurteile ade
Wie man sieht, ist der Maulkorb in vielen Fällen ein echtes Stück Freiheit und Hilfe für einige Mensch-Hund-Teams. Natürlich muss nicht jeder Hund einen Maulkorb tragen. Für den Notfall ist es durchaus sinnvoll, wenn dein Hund einen Maulkorb zumindest kennt und nicht als etwas Negatives wahrnimmt. Mit Sicherheit könnten viele Hunde sehr viel mehr Freiheit genießen, wenn sie ihr Schutzaccessoire in verschiedenen Situationen tragen würden.