Wenn der eigene Hund bei Spaziergängen plötzlich „durchstartet“ und Hasen, Vögeln oder anderen Tieren nachjagt, bedeutet das großen Stress. Nicht nur die Sorge, der Vierbeiner könne verlorengehen, ist ein Problem für Hundebesitzer, denn der Jagdtrieb kann auch zur unmittelbaren Lebensgefahr werden. An stark befahrenen Straßen beispielsweise macht ein jagender Hund kaum Halt und könnte von einem Auto erfasst werden. Grund genug, diesen Trieb näher kennenzulernen und zu erfahren, wie er sich bändigen lässt.
Woher kommt der Jagdtrieb?
Grundsätzlich ist der Jagdtrieb genau wie der Rudel- oder auch Sexual- und Territorialinstinkt in den Genen des Hundes veranlagt. Immerhin handelt es sich beim frühen Vorfahren heutiger Hunde noch immer um den Wolf, der sich in freier Wildbahn auch durch das Jagen am Leben hält.
Dass der Jagdtrieb nicht bei jedem Hund gleichermaßen stark ausgeprägt ist, liegt vor allem daran, dass sich im Laufe der Jahre zahlreiche Rassen ausgebildet haben, bei denen Züchter auf charakterliche Besonderheiten setzten und Punkte wie ebendiesen Trieb einzudämmen versuchten. So können Hunderassen heute in solche mit nur wenig, über mittleren bis hin zu ausgeprägtem Jagdtrieb unterteilt werden. Das jedoch bedeutet nicht, dass auch der eigene Vierbeiner diesem Schema entsprechen muss.
Hunderassen, denen ein ausgeprägter Jagdtrieb nachgesagt wird, sind beispielsweise Beagle, Dackel, Weimaraner und Pointer. Sie wurden schon historisch betrachtet zur Jagd verwendet, weswegen eine Eingrenzung des Triebes bei der Züchtung kaum eine Rolle spielt. Auch einige Windhund-Rassen wie Greyhound oder Afghane sind oft passionierte Jäger. Diese Eigenschaft wird benötigt, um sie im Rahmen von (oftmals nicht tierfreundlichen) Windhunderennen zu nutzen. Wer über die Anschaffung eines Hundes nachdenkt, sollte daher stets auch den Jagdtrieb berücksichtigen und gegebenenfalls nach Rassen Ausschau halten, bei denen der Trieb nicht so stark ausgeprägt ist. Nur sehr wenig bis keinen Jagdtrieb haben zum Beispiel Malteser, Kromfohrländer oder Deutsche Spitze.
Hunde, die Jagen, tun das selbstverständlich nicht, um zu überleben. Ihre Versorgung ist in Form des heimischen Futternapfes bestens sichergestellt. Vielmehr geht es darum, dass während des Jagens einerseits einem Instinkt gefolgt wird und andererseits Hochgefühle entstehen, die durch die Ausschüttung von Hormonen hervorgerufen werden. Der Hund hat also tatsächlich Spaß an der Jagd und braucht ein gewisses Maß, um glücklich zu sein. Ihm diesen Spaß uneingeschränkt zu gönnen, ist jedoch keine gute Idee, sofern der Hund nicht jagdlich geführt wird. Die bereits erwähnten Gefahren und die entstehenden Unannehmlichkeiten sprechen eine deutliche Sprache. Daher sollte jeder Hundehalter darauf achten, den Jagdtrieb seines Vierbeiners unter Kontrolle zu halten.
Wie äußert sich der Jagdtrieb?
Hunde, die über einen ausgeprägten Jagdtrieb verfügen, entwickeln diesen schon vor dem fünften Lebensmonat. In den zwei darauffolgenden Monaten dann folgt eine Festigung des Triebes, was für den Halter häufig in Form typischen Verhaltens spürbar ist. Während der „Hundekindheit“ können unterschiedliche Verhaltensweisen wie
- das Verfolgen kleiner Tiere,
- das Jagen anderer Hunde,
- und Buddeln im Garten
auf den Jagdtrieb hinweisen. Schon in dieser Phase ist es wichtig, gegenzusteuern, da sich das Jagdverhalten anderenfalls immer unkontrollierbarer zeigen und sehr schwer zu bändigen sein kann.
Im späteren Leben äußert sich der Jagdtrieb auf zwei verschiedene Weisen, die das Jagdverhalten von Hunderassen bestimmen. So gibt es einerseits Sichtjäger und andererseits Spurjäger. Sichtjäger gehen mit wachen Augen durchs Leben und sind bei Spaziergängen sehr aufmerksam. Sobald sie in der Ferne ein Tier oder auch ein anderes bejagbares Objekt – das können auch Jogger oder Kinder sein – sichten, rennen sie los und nehmen die Jagd auf. Bei Spurjägern verhält es sich etwas anders. Sie nutzen vor allem ihre Nase zum Aufstöbern der Fährte eines Tieres. Daher sind Spurjäger beim Spazieren häufig emsig damit beschäftigt, den Boden abzuschnuppern. Und findet sich eine Fährte, folgt der Spurjäger ihr spontan und oft nicht weniger schnell als ein Sichtjäger.
Kann der Tierarzt bei ausgeprägtem Jagdtrieb helfen?
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass sich durch eine Kastration des Hundes auch der Jagdtrieb ändert. Wenngleich sich dieser Eingriff auf die Hormonproduktion und das Verhalten eines Hundes in Bezug auf dessen Sexualtrieb auswirkt, bleibt der Jagdtrieb gänzlich unbeeinflusst. Es ist daher nicht empfehlenswert, den Jagdtrieb des eigenen Hundes zu tolerieren, weil er sich nach der Kastration voraussichtlich von alleine verflüchtigt. Im Gegenteil: Wer zu lange wartet, wird auch mit einem kastrierten Jäger Schwierigkeiten bekommen.
Jagdtrieb mit Erziehung abgewöhnen – Nur bedingt möglich
Der wichtigste Hebel in Bezug auf den Jagdtrieb und dessen Kontrolle ist eine konsequente und verständnisvolle Erziehung des Hundes. Doch auch hier gilt: Ein genetisch veranlagter Trieb lässt sich nicht zu einhundert Prozent abgewöhnen, denn er ist praktisch in der DNA des Vierbeiners verankert. Äußere Einflussnahme kann hier nur begrenzte Wirkung entfalten.
Das heißt jedoch nicht, dass Erziehungsmaßnahmen bei Hunden mit Jagdtrieb sinnlos sind. Wenn es überhaupt etwas gibt, das den Jagdtrieb kontrollierbar macht, dann ist es der Umgang des Hundehalters mit seinem Vierbeiner und das bewusste Arbeiten am Jagdverhalten. Entscheidend hierbei ist, dass der Hundebesitzer sich nicht nur oberflächlich mit der Erziehung befasst, sondern eine tiefgehende und innige Beziehung zu seinem Hund aufbaut. Die Bindung, die dabei entsteht, ist das wichtigste Element bei der Kontrolle des Jagdtriebes. Sie nämlich lässt den Hund konstant auf seinen Menschen achten und kann im Ernstfall dafür sorgen, dass er innehält und sich abrufen lässt.
Bindung aufzubauen, funktioniert jedoch nur, wenn der Hund tun kann, was ihm in die Wiege gelegt wurde. Die konsequente Auseinandersetzung mit den spezifischen Fähigkeiten und Trieben des eigenen Hundes und dessen Rasse darf daher nicht fehlen. Zusätzlich zum Nachstellen von Wild können auch weitere Verhaltensweisen elementar für das Glücksempfinden des Hundes sein. Wer diese Verhaltensweisen in das gemeinsame Spiel und die Erziehung integriert und dem Hund regelmäßig die Gelegenheit gibt, sich auch in dieser Hinsicht auszuleben, wird einen ausgeglicheneren Vierbeiner haben. Wer das Verhalten jedoch mit Macht unterdrückt, provoziert nicht selten Verhaltensauffälligkeiten.
Was Halter konkret tun können
Die Kontrolle und Eindämmung des Jagdtriebes also funktioniert nur dann effektiv, wenn sie rechtzeitig begonnen wird. Der perfekte Zeitpunkt für den Start liegt zwischen dem ersten und dem fünften Lebensmonat des Hundes, denn hier können Halter noch viel Einfluss auf die Sozialisierung und das Verhalten nehmen. Später im Leben ist es zwar durchaus möglich, etwas zu bewirken, das aber erfordert viel Geduld und Durchhaltevermögen.
Dem Hund einen soliden Grundgehorsam beizubringen, ihn artgerecht und rassespezifisch auszulasten und dabei die Bindung zu stärken, sind Punkte, die dem Jagdtrieb am besten entgegenwirken. Gute Möglichkeiten, diese Punkte im Alltag zu üben, sind besondere Spiele wie beispielsweise das Apportieren, Fährtenarbeit oder auch Suchspiele. Im besten Fall unterstützt auch ein fachkundiger Hundetrainer die Erziehung. Er kann weitere Tipps geben, die langfristig für nachhaltigeren Erfolg sorgen.
Sicherheit ist das A und O
Einen Hund mit Jagdtrieb zu halten, erfordert viel Verständnis und bringt einige besondere Aufgaben mit sich. Niemals jedoch ist es das Richtige, einen solchen Vierbeiner tun zu lassen, was er möchte und die Erziehung auf die lange Bank zu schieben. Hierdurch nämlich riskieren Halter nicht nur die Sicherheit des Vierbeiners, sondern zeitgleich auch die anderer Menschen und Tiere. Am Jagdtrieb zu arbeiten, ist daher eng verbunden mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein.
Und ist der eigene Hund in seinem jagdlichen Verhalten nicht gänzlich kontrollierbar, sollte er nicht frei laufen dürfen. Zu groß ist die Gefahr, dass es doch zu einem Zwischenfall mit unangenehmen Folgen kommt. Die beste Alternative in diesem Fall sind lange Schleppleinen, die dem Vierbeiner beim Spaziergang Freiheit ermöglichen und dennoch als zusätzlicher Schutz vor plötzlichem Jagen dienen. Auch während der Trainings- und Erziehungszeit eignen sich Schleppleinen gut, um die Abrufbarkeit des Hundes zu üben und herauszufinden, ob und wann der Jagdtrieb kontrollierbar ist.
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein bei der Erziehung ein Vibrationshalsband zu benutzen.
Daumen hoch, ganz toller Artikel
Harzer Fuchs wird als Hütehund beschrieben, dass ist definitiv falsch ! Denn,
sogenannte Sichtjäger sind: Harzer Fuchs, Border Collie, Australien Shephard u.a.
und diese vorgenannte Hunde, die Sichtjäger, können auch für andere Hunderassen gefährlich werden.
Es ist daher unverständlich, dass der Harzer Fuchs …als Hütehund bezeichnet wird.
Die Fachwelt und die Züchter müssen dringend diese Formulierung ändern !
nämlich:
Harzer Fuchs ist ein Sichtjäger, der u.a. das Vieh, Schafe und oder Rinder, oder Kinder, jagd und beißt !