Demenz beim Hund: Was Halter wissen müssen

Wenn im Leben mit Hund plötzlich nichts mehr so ist, wie es einmal war: Plötzlich vergisst die geliebte Fellnase, wo der Napf steht, verrichtet ihr Geschäft nach Jahren der Stubenreinheit auf dem Wohnzimmerteppich und blickt stundenlang ins Leere. Halter, die bei ihrem alten Hund seltsame Verhaltensänderungen beobachten, sollten sich auch mit einer möglichen Demenz beschäftigen.

Wie entsteht Demenz bei Vierbeinern?

Im Grunde genommen ist die Demenz mit all ihren Auswirkungen und Vorgängen beim Hund ganz ähnlich wie auch die menschliche Demenz. Sie tritt daher auch bei Vierbeinern für gewöhnlich im gehobenen Alter auf , während Zerstörungsprozesse im Gehirn stattfinden. Tierärzte sprechen bei Hundedemenz auch vom Kognitiven Dysfunkionssyndrom, kurz CDS.

Zunächst zeigt sich die Demenz meist nur verhalten. Das liegt daran, dass die Nervenzellen im Gehirn des Hundes nicht von heute auf morgen, sondern stetig absterben. Hiervon betroffen sind vor allem die Zellen, die noch zuvor für das Lernen, Bewusstseinsvorgänge und das Gedächtnis verantwortlich waren. Der Zerstörungsprozess dieser Nervenzellen kommt in Gang, weil spezielle Proteine im Körper des Hundes nicht mehr wirken.

Diese Proteine aber sind wichtig, um die Gehirnzellen vor gefährlichen Ablagerungen zu schützen. Verlieren sie ihre Funktion, kommt es zu einer Ablagerung von nicht wieder entfernbaren Eiweißen auf den Zellen. Eine hiervon betroffene Gehirnzelle kann nicht mehr kommunizieren und wird nicht mehr mit Nährstoffen versorgt. Im weiteren Verlauf dann kommt es zum Absterben der Zelle, das eine Kettenreaktion auslöst. Immer mehr Zellen werden nun von Ablagerungen bedeckt und sterben. Dieser Verfallsprozess läuft über Jahre hinweg langsam aber stetig ab und lässt sich nicht wieder umkehren.

Welche Hinweise auf Demenz gibt es?

Da es sich wie bereits erwähnt um einen langsam voranschreitenden Prozess handelt, können mögliche Demenz-Symptome in der ersten Zeit übersehen werden. Fällt es dem Hund schwer, sich zwischen zwei Leckerchen zu entscheiden oder erkennt er sein Herrchen kurzzeitig nicht, liegen jedoch bereits zwei wichtige Erkennungsmerkmale vor.

Ganz besonders betroffen von einer Demenz ist das Verhalten des Hundes. Schreitet die Erkrankung fort, führt das zu starken Ängsten und heftigem Unwohlsein. Der Hund findet sich in seiner eigentlich so vertrauten Welt nicht mehr zurecht, leidet unter seiner plötzlichen Unreinheit und kann seinem Herrchen nicht mehr gefallen. Manche betroffenen Hunde werden daher im Laufe der Zeit sehr ängstlich, ziehen sich zurück oder geben sich einer starken Lethargie hin. Auch Aggressionen sind bei dementen Hunden durchaus möglich.

Die folgenden Symptome weisen darüber hinaus auf eine Demenz beim Hund hin:

• Desorientiertheit im wohlbekannten Umfeld,
• Anknurren geliebter Bezugspersonen,
• starre Blicke und plötzliches Innehalten,
• Nichtbefolgen von Kommandos,
• nächtliches Umherwandern
• und verminderte Nahrungsaufnahme.

Diese Symptome sollten Hundehalter keinesfalls ignorieren, sondern nach kurzer Beobachtungszeit reagieren.

Richtig handeln bei Demenz-Verdacht

Liegt der Verdacht nahe, dass der eigene Hund an Demenz leiden könnte, sollten Halter zuallererst einen Tierarzt aufsuchen. Er kann sich die einzelnen Symptome schildern lassen und wird außerdem dafür sorgen, dass körperliche Grunderkrankungen ausgeschlossen werden. Erst wenn es keinen Hinweis auf andere Krankheiten gibt und sich die Situation verschlechtert, diagnostiziert er CDS.

Die Diagnose ist für demente Hunde wichtig, denn dann kann der Tierarzt unter Umständen Medikamente wie Psychopharmaka verschreiben, die den Zerfallsprozess im Gehirn verlangsamen. Hundehalter müssen aber wissen, dass sich bisherige Zellen nicht wieder aufbauen lassen und dass das Voranschreiten der Demenz nicht gänzlich gestoppt werden kann. Es gilt also bei der Therapie, dem Hund so viele und möglichst klare Jahre wie möglich zu verschaffen. Auch aus diesem Grund ist ein möglichst frühes Handeln so wichtig für das Wohlbefinden des Tieres.

Doch nicht nur medikamentös kann einem dementen Hund geholfen werden. Auch im heimischen Umfeld ist es wichtig, dass sich Herrchen und Frauchen den ganz neuen Bedürfnissen ihres Vierbeiners mit viel Verständnis widmen. Den Hund zu schimpfen oder gar zu bestrafen, wenn er etwas falsch gemacht hat, ist kontraproduktiv. Es erhöht den Stresslevel des Tieres und kann weitere negative Verhaltensänderungen nach sich ziehen. Zusätzliche Schmusestunden, ein ruhiger Tagesablauf und die Liebe seiner Menschen sind für einen demenzkranken Hund besonders wichtig.

Abgesehen hiervon ist es sinnvoll, einem Hund mit beginnender Demenz immer wieder anregende Aufgaben zu geben. Abwechslungsreiche Spaziergänge, gemeinsames Spielen und – falls möglich – kleine Herausforderungen zum Schnuppern, Suchen und Finden halten das Hundegehirn auf Trab und können dem Fortschreiten der Demenz etwas entgegenwirken. Am Schluss aber heißt es in den meisten Fällen, die Veränderungen zu akzeptieren und der Fellnase einen liebevollen Lebensabend zu ermöglichen.

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