Wo Rettungshunde arbeiten
Nicht immer war der Rettungshund ein so angesehener Partner und Helfer. Noch vor Jahren hätte es einiger Überzeugungsarbeit bedurft, um eine Hundestaffel ausbilden und einsetzen zu dürfen. Dies hat sich glücklicherweise gewandelt, sodass heute gerade die Hunde in schwierigen Situationen mit Vorliebe eingesetzt werden. Die Einsatzgebiete, auf denen Rettungshunde tätig sind, sind unglaublich vielfältig. Nicht nur die Trümmer- oder Lawinensuche, sondern auch Mantrailing und die Suche nach Menschen unter Wasser sind häufig ein Grund, sich auf den vierbeinigen Partner zu verlassen. Da Rettungshunde bei ihrer Arbeit so erfolgreich sind, wächst der Bedarf an Nachwuchs jährlich. Pro Jahr werden heute mehr als 100.000 Menschen in Deutschland durch einen Rettungshund vor dem Tode bewahrt.
Die Flächensuche
Werden Rettungshunde auf freier Fläche eingesetzt, ist von der Flächensuche die Sprache. Es kann sich hierbei um ein Waldstück, ein Feldgebiet oder auch ein Firmengelände handeln. Die Flächensuche erfolgt zumeist, wenn nach einem vermissten Menschen gesucht wird. Der Hund sucht die Fläche nach Spuren und Fährten ab. Hat der Hund den Vermissten gefunden, so zeigt er dies entweder durch Bellen oder durch kontinuierliches Hin- und Herlaufen zwischen der gesuchten Person und seinem Hundeführer an. Auch ist es möglich, dass der Rettungshund seinen Führer „abholt“ und zum Vermissten begleitet.
Die Trümmersuche
Die Wassersuche
Die Wassersuche fordert den Rettungshund, wie es der Name bereits verrät, zu Wasser. Im Meer, einem See oder auch in einem Fluss ist es die Aufgabe des Hundes, einen Menschen zu orten und zu retten. Es kann sich hierbei um einen bewusstlosen Menschen handeln, weswegen der Hund lernt, die Person schwimmend an Land zu ziehen. Ist die betreffende Person noch bei Bewusstsein, kann sie sich an einem Spezialgeschirr festhalten, das am Rücken des Hundes angebracht wird. Die Wassersuche erfordert besonders gute Schwimmfähigkeiten, denn Hunde werden zumeist dort eingesetzt, wo menschliche Rettungsschwimmer ihr Leben riskieren würden.
Die Lawinensuche
Die Lawinensuche zählt zu den besonders klassischen Einsatzgebieten der Rettungshunde. Menschen, die unter einer Lawine verschüttet wurden, werden vom Hund gefunden und anschließend durch das Rettungspersonal geborgen. Sogar technisch weit entwickelte Gerätschaften können bei der Ortung von Verschütteten unter einer Lawine nur begrenzt Hilfe leisten. De Rettungshund hingegen ist in der Lage, sich im unwegsamen Gelände zurechtzufinden und die Spuren Verschütteter zu finden. Angezeigt wird ein Fund durch den Hund zumeist durch Bellen oder Scharren.
Das Mantrailing

Beim Mantrailing erfolgt die Suche ähnlich der Flächensuche in einem großen Gelände. Hier jedoch wird dem Hund eine Geruchsprobe der vermissten Person gegeben, sodass er nur nach ihrer Spur suchen kann. Der Hund beginnt mit seiner Suche zumeist dort, wo die vermisste Person zum letzten Mal gesehen wurde und bahnt sich von dort dank seiner feinen Nase einen Weg. Das Mantrailing ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, denn die Verfolgung einer Fährte über möglicherweise lange Distanzen verlangt sowohl dem Hund als auch seinem Führer viel ab. Noch gibt es aus diesem Grund recht wenige Hunde und Hundeführer, die sich dieser Aufgabe annehmen.
Bei allen Einsatzgebieten ist die ständige Betreuung und Versorgung der arbeitenden Hunde eine wichtige Aufgabe. Der Hund sollte während seiner Arbeit also durch hochwertige Snacks und ausreichend Wasser gestärkt werden. Besonders oft wird hier Nassfutter verwendet, da es sowohl Vitalstoffe als auch Flüssigkeit enthält und den Hund auch bei großen Anstrengungen schnell wieder auf Kurs bringt. Bei langen und besonders kräftezehrenden Einsätzen braucht ein Rettungshund zudem Pausen, während derer er sich erholen kann.
Die Ausbildung zum Rettungshund
Zu manchen Dingen gehören stets zwei Partner. So auch bei der Ausbildung zum Rettungshund, denn nicht nur das Tier wird hier gefordert, sondern auch sein Besitzer. Während der Ausbildung verwandelt sich der Hund in einen Rettungshund, während aus dem Besitzer ein echter Hundeführer wird. Die Entscheidung, seinen Hund zum Rettungshund ausbilden zu lassen, sollte also nicht nur anhand des Tieres getroffen werden. Auch die persönlichen Vorstellungen und Bedürfnisse spielen eine Rolle. So kann es beispielsweise nebst eines Vollzeitberufs nicht möglich sein, einen Hund auszubilden. Der künftige Hundeführer muss also bereit sein, für diese besondere Zukunftsvision Opfer zu bringen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre.
Anforderungen an die Auszubildenden:
Mensch
- zeitliche Flexibilität – maximal zwei Jahre alt
- körperliche Fitness – freundlich und lernwillig
- geistige Fitness – mittlere Größe
- hohes Verantwortungsbewusstsein – körperliche Fitness
- mindestens 16 Jahre bei Ausbildungsbeginn
Hund
- maximal zwei Jahre alt
- freundlich und lernwillig
- mittlere Größe
- körperliche Fitness
Ablauf der Ausbildung
Ist der Hund geeignet, so kann er die zweijährige Ausbildung zum Rettungshund beginnen. Die Ausbildung gliedert sich in verschiedene Bereiche, in denen der Hund sich beweisen und sein Verhalten entsprechend anpassen muss. Er lernt so, auch in schwierigen Situationen seine Arbeit zu verrichten, ohne sich ablenken zu lassen.
Die Elemente der Hundeausbildung:
- Gehorsamkeit
Hier lernt der Hund, sich auch ohne Leine dicht am Körper seines Hundeführers zu bewegen. Bei Fuß ohne Leine zu gehen, ist ein besonders wichtiger Inhalt. Auch lernt das Tier einige neue Befehle und vor allem das schnelle und problemlose Reagieren darauf.
- Geländegängigkeit
Im Bereich der Geländegängigkeit lernt der Hund, sich auf unwegsamem Untergrund zu bewegen. Die Hunde trainieren so beispielsweise auf Eis, Stahlmatten und Bauschutt. Nach der Ausbildung können sie sich hier flink und gewandt bewegen.
- Methoden des Anzeigens
Die verschiedenen Arten, einen Fund anzuzeigen, lernt der Hund während der Ausbildung ebenfalls. Bellen, Pendeln zwischen Hundeführer und Fund und auch das sogenannte Bringseln zählen zu den Inhalten. Beim Bringseln trägt der Hund einen länglichen Gegenstand an seinem Halsband, welchen er nach einem Fund ins Maul nimmt und seinem Führer bringt. Dieser erkennt hieran, dass der Hund einen Menschen gefunden hat und kann sich zu ihm führen lassen.
- Sucharbeit
Die Sucharbeit zu bewältigen, lernen Hunde im Bereich der Trümmer- und Flächensuche. Hier kommt es vor allem auf das praktische Üben der sicheren Bewegung und Verfolgung von Spuren an.
- Gerätebewältigung
Das Training mit Geräten ist für den Hund wichtig, um sich später in gefährlicher Umgebung sicher bewegen zu können. Robben durch Röhren, sicheres Gehen über Wippen und auch über Leitern wird intensiv geübt.
Die Elemente der Hundeführer-Ausbildung:
Rasse und Eignung des Hundes
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, es seien nur bestimmte Rassen für die Ausbildung zum Rettungshund zugelassen. Dies jedoch ist grundsätzlich falsch, denn viel wichtiger als die Rasse sind das körperliche Erscheinungsbild und das Wesen des Hundes.
Körperlich sollte ein künftiger Rettungshund…
… ein Stockmaß zwischen 40 und 65 Zentimetern haben.
… zwischen 15 und 30 Kilogramm wiegen.
… fit und gesund sein.
Ob sich eine Hündin oder ein Rüde besser für die Ausbildung zum Rettungshund eignet, kann pauschal nicht beantwortet werden. Beide Geschlechter haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile zu bieten. Während Rüden zu Unzuverlässigkeit neigen, sobald eine läufige Hündin in der Nähe ist und sich auch dem Markieren mit Hingabe widmen, fallen Hündinnen wegen der Läufigkeit regelmäßig aus. Fällt die Entscheidung auf eine Hündin, so sollte auch die Kastration in Betracht gezogen werden, um eine dauerhafte Einsatzfähigkeit zu gewährleisten.
Die Auswahl der Rasse ist nicht so kompliziert, wie manch ein angehender Hundeführer denken mag. Der Hund sollte in ausgewachsenem Zustand etwa den bereits genannten Maßen entsprechen und sich für die Ausbildung eignen. Was das Wesen bestimmter Rassen angeht, so sind manche sicherlich besser für die Ausbildung geeignet als andere.
Gut geeignet für die Ausbildung zum Rettungshund sind:
- Deutscher Schäferhund
- Belgischer Schäferhund
- Border Collie
- Hovawart
- Riesenschnauzer
Beliebt bei Hundeführern sind jedoch nicht nur reinrassige Tiere, sondern auch Mischlinge. Entscheidend ist, wie bereits erwähnt, das Wesen des Tieres. Gelten Terrier allgemein als eher schwierig, so kann sich der eigene Airedale Terrier dennoch bestens für die Ausbildung zum Rettungshund eignen. Im Zweifel lohnt es sich stets, den Fachmann zu fragen und mit dem Hund ein Probetraining zu absolvieren.
Die Ausbildung zum Rettungshund und Hundeführer ist eine Entscheidung, die das gesamte Leben beeinflusst. Hund und Halter verschreiben sich in Zukunft der Allgemeinheit und sind bei Einsätzen zur Stelle, sobald sie gerufen werden. Dies hat selbstverständlich Auswirkungen auf das Privat- und Familienleben. Letztlich jedoch zählt sowohl für den Hund als auch für seinen Halter nur das Helfen. Und ist der Hund im entscheidenden Moment mit seiner Nase am richtigen Ort, hat sich all die Anstrengung gelohnt.