portosystemischer Shunt

Unter einem portosystemischen Shunt versteht man eine anatomische Fehlbildung bzw. –leitung der Blutgefäßversorgung im Bereich der Leber. Sie kann angeboren oder erworben sein.

Beim gesunden Hund fließt das Blut von den Venen der unpaaren Bauchorgane (Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Milz) in die Pfortader, eine große Vene in der Leber. Über die Pfortader gelangt das sauerstoffarme, aber nährstoffreiche Blut in die kleinen Gefäße der Leber, wo es entgiftet, d. h. von Ammoniak und Endotoxinen befreit wird. In der gesunden Leber wird unter anderem Harnsäure zu Allantoin und Ammoniak zu Harnsäure umgewandelt und so entgiftet.

Besteht ein portosystemischer Shunt (Shunt=“Abkürzung“), so umgeht das Blut diesen Bereich und wird mehr oder weniger an der Leber „vorbeigeschleust“.

Die Folge ist eine mangelhafte Entgiftung des Körpers, die insbesondere auf das Gehirn schädliche Auswirkungen haben kann. Darüber hinaus erreichen wichtige Nährstoffe die Leber nicht, wie zum Beispiel der Hepatozytenwachstumsfaktor (hepatocyte growth factor/HGF), der wichtig für das Wachstum der Leber ist.

Die Sauerstoffversorgung der Leber ist durch einen portosystemischen Shunt nicht gefährdet, da die arterielle Blutversorgung nach wie vor gegeben ist.

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Krankheitsbild

Angeborene portosystemische Shunts kommen bei allen Hunderassen gelegentlich vor. Sie können intrahepatisch, also innerhalb der Leber, verlaufen, oder aber extrahepatisch, d. h. außerhalb der Leber angelegt sein. Bei größeren Hunderassen kommen intrahepatische Shunts häufiger vor, während bei kleineren Rassen extrahepatische Shunts dominieren. Je nach Verlauf der Shuntgefäße, also der „Abkürzungsstrecke“ für das Blut, treten mehr oder weniger starke Symptome auf.

Bei angeborenen portosystemischen Shunts beginnt die Symptomatik häufig im Alter von etwa 6 Monaten. Durch den Mangel an HGF bleibt die Leber im Vergleich zum restlichen Körperwachstum zurück. Die Nieren des Hundes sind manchmal vergrößert, und die Harnausscheidung ist vermehrt (bedingt durch eine erhöhte Ausscheidung von Harnsäure und Ammoniak, die nicht in der Leber entgiftet werden können). Ammoniumuratkristalle in Nieren, Harnleitern, Harnblase oder Harnröhre kommen häufiger vor.

 

Erworbene portosystemische Shunts können eine Folge von Erkrankungen, beispielsweise der Hepatitis contagiosa canis (H.c.c.), sein.

 

Symptomatik

Äußerlich erkennbare Anzeichen eines portosystemischen Shunts können sein:

  • Müdigkeit, Schwäche, Apathie
  • Schnelle Erschöpfung
  • Wechselhafter Appetit
  • Untergewicht
  • Vermehrte Wasseraufnahme (Polydipsie)
  • Erbrechen
  • Verhaltensstörungen
  • Störungen der Bewegungskoordination
  • Zeitweise Blindheit
  • Speicheln
  • Benommenheit bis hin zu komatösen Zuständen
  • Epileptiforme Anfälle
  • Vor allem bei Rüden: Harnabsatzstörungen durch Kristalle in der Harnröhre

 

Einige Symptome treten typischerweise periodisch, also zeitlich wiederkehrend, auf.

 

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf das Vorliegen eines portohepatischen Shunts, so sollte der Hund unverzüglich einem Tierarzt vorgestellt werden.

Es gibt eine Reihe weiterer Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik, die der Tierarzt im Rahmen der Untersuchung berücksichtigt und die er durch gezielte Diagnostik ausschließen kann.

Wichtige Eckpunkte der Diagnostik sind eine Blutuntersuchung, bei der unter anderem die Ammoniakkonzentration gemessen wird, sowie eine Ultraschalluntersuchung der Leber und der Nieren. Auch Röntgenaufnahmen sind zur Ermittlung der Größenverhältnisse der Organe hilfreich. Unter Umständen kann auch eine Angiographie, also eine Kontrastmitteldarstellung der Blutgefäße, notwendig werden.

 

Behandlungsmöglichkeiten

Ein portosystemischer Shunt wird in der Regel operativ behoben. Der Shunt, also die „Abkürzungsbahn“ für das Blut, wird bei der Operation teilweise verschlossen. Ein kleiner Anteil der „Abkürzung“ bleibt noch eine Weile geöffnet, um den dann wieder vorhandenen Blutdruck in der Leber bzw. in der Vena portae nicht zu schnell zu hoch werden zu lassen. Der Rest des Shunts schließt sich dann im Laufe der Zeit von selbst.

In bestimmten Fällen werden ältere Hunde nicht mehr operiert, sondern symptomatisch behandelt; sie erhalten unter anderem eine leberschonende, proteinreduzierte Diät.

Erworbene portosystemische Shunts sind häufig nicht zu operieren.

 

Prognose

Die Prognose nach einer Operation ist unter anderem abhängig von der Art des Shunts, der Dauer und dem Umfang der eingeschränkten Leberfunktion und dem Alter des Hundes.

In manchen Fällen ist die Pfortader nur unzureichend ausgebildet, was erst während der Operation ersichtlich ist und sich weniger günstig auf die Prognose auswirkt. Die Leberdurchblutung verbessert sich hier nach der Operation nur teilweise, was eine ungenügende Regeneration der Leber zur Folge hat.

Ältere Hunde haben in der Regel eine schlechtere Prognose als jüngere Tiere, da ihre Leber weniger regenerationsfähig ist und ein Pfortaderhochdruck bei ihnen länger andauert. Hinzu kommt das grundsätzlich etwas erhöhte Operationsrisiko älterer Tiere.

Nach erfolgreicher Operation kommt es relativ rasch zu einer Größenzunahme der Leber (in der Regel bereits innerhalb von wenigen Wochen). Das Gewebe regeneriert sich, da es nun besser durchblutet und mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird, inklusive der Wachstumsfaktoren. Vollständig normalisiert sich die Leber bei etwa 50% der Patienten mit intrahepatischem Shunt und bei etwa 70% der Patienten mit extrahepatischem Shunt.

Die Operation ist relativ anspruchsvoll und sollte nur von entsprechend geschulten Spezialisten durchgeführt werden. Eine gute Vorbereitung sowie Nachsorge mit regelmäßigen Blutuntersuchungen ist notwendig, um bestimmte Risikofaktoren vor, während und nach dem Eingriff besser kontrollieren zu können. Hierzu gehört beispielsweise eine Hypoglykämie (Unterzuckerung).

In seltenen Fällen – und vor allem bei kleinen Hunderassen – besteht das Risiko einer Gehirnschädigung einige Tage nach der Operation.

 

Prophylaxe

Betroffene Hunde sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden.

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