Hunde sind unsere täglichen Begleiter in guten und in schweren Zeiten, sie sind Familienmitglieder und Seelentröster. Doch sie können viel mehr – verschollene und versteckte Menschen finden zum Beispiel. Hierbei sprechen wir von Mantrailing. Worum es dabei genau geht, erklärt unserer Artikel.
Was ist Mantrailing?
Als Mantrailing bezeichnet man die Suche nach einer Person mithilfe eines Hundes und anhand eines Geruchsstoffs der Zielperson. Der Hund wird an jener Stelle angesetzt, wo man die vermisste Person zuletzt vermutet und kann sie von dort aus im Idealfall bis zum aktuellen Standort verfolgen. Für das Mantrailing werden insbesondere Gebrauchs- bzw. speziell ausgebildete Rettungshunde eingesetzt.
Welche Hunde(rassen) sind für das Mantrailing besonders geeignet?
Für das Mantrailing eignen sich Hunde, die selbstsicher, nervlich belastbar und menschenfreundlich sind und grundsätzlich gerne arbeiten. Ihr Gewicht sollte nicht mehr als 20 kg betragen. Ein zu aggressives oder zu ängstliches Verhalten stellen ausschließende Faktoren für einen Mantrailing-Einsatz dar. Unter Umständen ist Mantrailing eine gute Alternative für Hunde, die aufgrund ihres Jagdtriebs nicht zur Flächensuche ausgebildet werden können, weil es zu gefährlich wäre, sie unangeleint laufen zu lassen.
Im Prinzip lässt sich jede Hunderasse zum Mantrailen ausbilden, denn die Grundvoraussetzung (in Form einer feinen Nase) bringt jeder Hund mit. Schließlich orientiert sich der Hund – ob speziell ausgebildet oder nicht – in erster Linie anhand seiner Nase und den damit aufgenommenen Gerüchen. Nichtsdestotrotz gibt es Rassen, die geeigneter für ein Maintrailing sind als andere. Hierunter fallen zum Beispiel fast alle Jagdhunde, die seit Jahrhunderten darauf gezüchtet werden, Spuren zu folgen.
Eine sehr oft für das Mantrailing eingesetzte Hunderasse sind Bloodhounds. Allerdings weisen auch diese ein paar Nachteile auf. Sie sind recht groß und schwer und für viele Hundeführer daher eher schwer zu händeln. Hinzu kommt, dass Bloodhounds zumindest für Anfänger nicht gerade leicht auszubilden sind. Etliche Bloodhounds sind schlechte Mantrailer, da ihre Hundeführer sie erst gar nicht dazu bekommen, den gewünschten Trail zu verfolgen.
Sind Rüden besser als Hündinnen geeignet?
Es gibt Untersuchungen und Studien, die darauf hinweisen, dass es Unterschiede in der Riechleistung von Rüden und Hündinnen gibt, aus denen leichte Vorteile für die Hündinnen hervorgehen. Zahlreiche Experten sind jedoch auch der Meinung, dass sich beide Geschlechter gleich gut für diese Aufgabe eignen.
Worin besteht der Unterschied zwischen Mantrailing und Fährtenarbeit?
Bei der Fährtenarbeit orientiert sich der Hund in erster Linie an den Veränderungen des Bodens, die beispielsweise durch das Gehen einer Person auf Gras, Laub oder Erde entstehen. Der Hund orientiert sich dabei nicht an einem Geruchsartikel. Zudem ist der Beginn der Fährte deutlich gekennzeichnet und die Fährte verläuft meist nicht über steinige Böden oder gar Asphalt (dort können sich keine Bodenveränderungen ergeben).
Beim Mantrailing dagegen spielen die Bodenveränderungen keine oder nur eine untergeordnete Rolle, da sich der Hund vorrangig an Geruchspartikeln orientiert, die jedes Lebewesen zwangsläufig abstößt. Aus diesem Grund kann ein Mantrailing auch über Asphalt oder Beton führen, ohne dass dies für den Hund ein Problem darstellen würde. Übrigens: Jedes Lebewesen stößt einzigartige Geruchspartikel ab, keine zwei Personen riechen genau gleich. Genau deswegen kann der Hund eine bestimmte Zielperson auf deren Weg eindeutig verfolgen – sogar dann, wenn viele andere Menschen deren Weg kreuzen.
Die Mantrailing-Ausbildung
Um einen Mantrailer auszubilden, benötigt es eine Reihe verschiedener Trainingspartner als Versteckpersonen. Es sollte sich dabei um erfahrene Personen handeln, die wissen, wie man einen Trail legt. Prinzipiell braucht man also eine kleine Gruppe von fachkundigen Menschen, von denen idealerweise jeder etwas vom Mantrailing versteht. Nur so ist gewährleistet, dass Hund und Herrchen kontinuierliche Fortschritte machen können.
Große Wichtigkeit kommt bei der Ausbildung zum Maintrailer dem Geruchsartikel zu. Hierbei sollte es sich um ein aufnahmefähiges, poröses Material handeln, etwa ein T-Shirt, Lappen oder Handtuch mit dem Geruch der Zielperson. Glatte Materialien wie Kunststoff oder Metall sind kaum geeignet, da an ihnen nur wenig Geruch haften bleibt.
Oft macht es den Anschein, dass der Hund die Spur anhand des Geruchsartikels schnell aufnimmt und diese dann auch zuverlässig verfolgt. Häufig ist dies allerdings nicht der Fall, denn letztendlich kann man nie genau sagen, welche Spur sich der Hund aussucht und verfolgt.
Doch wie lässt sich überprüfen, ob der Hund den richtigen Geruchsartikel ausgewählt hat? Ein gutes Indiz ist, wenn der Hund selbstständig nach dem Geruchsartikel verlangt. Dabei orientiert er sich von selbst am Hundeführer verlangt „eine Nase voll“ des Geruchs, bevor er sich der Spur zuwendet. Um dieses Level zu erreichen, benötigt es jedoch einige Zeit – kein Hund kann von Anfang an und ohne permanente Übung ein perfekter Mantrailer sein.
Hilfreich bei der Ausbildung sind einige Übungen, die sich wie folgt gestalten:
- Splitting: Der Trail wird auf zwei Hunde aufgeteilt – dabei wird beobachtet, ob ein Hund der Spur des anderen folgt. Wenn ja, liegt ein Fehler in der Ausbildung vor.
- Differenzierung: Die Geruchsdifferenzierung gehört zu diesen wichtigsten Trainingsaufgaben für Mantrailing-Hunde. Zur Übung sollten daher Spuren nicht nur durch „einfaches“ Gelände, sondern auch durch landwirtschaftliche Höfe, Viehmärkte und entlang der Haupt-Gassi-Wege gelegt werden.
- Negativer Geruchsstoff: Dem Hund wird ein Geruchsartikel angeboten, den er an der Zielstelle gar nicht finden kann. Trailt er trotzdem darauf los, hat er die Aufgabe nicht verstanden.
- Line-Up: Der Hund muss in einer Reihe von Personen die richtige Zielperson finden.
- Scent Wheel: Der Hund muss auf einer großen Wiese unter verschiedenen versteckten Personen die richtige Zielperson finden.
Es empfiehlt sich, diese Übungen in gewissen Abständen zu wiederholen, da sich sonst mit der Zeit Fehler ins Trailing einschleichen. Die Ausbildung zum Mantrailer zieht sich also quasi durch das gesamte Leben des Hundes.
Wo kann und sollte man üben?
Beim Mantrailing muss man den Hund nicht nur in Wald und Feld, sondern auch in Ortschaften ausbilden. Dies unterscheidet das Mantrailing von der Fährten- bzw. Flächensuche. In der Regel ist es kein Problem, geeignete Übungsplätze zu finden, da die Hunde beim Trailing immer an der Leine sind. Fremde Grundstücke und deren Grenzen sollten jedoch respektiert und generell kein Müll hinterlassen werden.
Empfehlenswert ist es, zunächst in einer Gegend mit wenig Ablenkung zu trainieren und den Grad der Ablenkungen dann nach und nach zu steigern. Beim Trailing im Wald und auf Feldern ist es wichtig, vorher das OK des örtlichen Försters bzw. Jagdpächters einzuholen.
Tipps für perfektes Mantrailen
Beim Mantrailen stellt man immer wieder fest, dass erfahrene Hunde zwar wissen, worum es geht, sie aber dennoch ihren Privat-Schnüffeleien gern nachgehen. Diesen und weiteren Problemen kann man mit den folgenden Tipps entgegenwirken.
Ritualisierung
Das gesamte Mantrailing sollte so aufgebaut werden, dass die Hunde ein Gefühl dafür bekommen, wann gearbeitet – also getrailt – wird und wann sie Freizeit haben. Hierzu dient von Anfang an die Ritualisierung, wenn der Hund zum Trailen fertig gemacht wird: Ruheposition einnahmen, evt. Halstuch umbinden, Geschirr anlegen, Schleppleine aufrollen, kurze Leine vom Halsband ausklinken, Rucksack aufsetzen, Schleppleine am Geschirr einklinken, Geruchsartikel geben, Trailkommando. Alles immer in derselben Reihenfolge.
Schnüffeln nach dem Start
Der Start ist oft schwierig, obwohl der Hund schon ganz gierig ist. Manche Hunde driften gleich am Anfang ab und schnüffeln erst einmal nach anderen interessanten Gerüchen. Wenn die anfängliche „Privat“-Schnüffelei überstanden ist, geht der Hund i. d. R. zielsicher der Suchspur nach und findet auch bei Verleitungen und Differenzierungen die richtige Suchperson.
Der Hund muss wissen, dass er arbeiten soll
Wichtig ist, dem Hund von Anfang an zu verstehen zu geben, dass er bei Trailen zu arbeiten hat und das Schnüffeln aus Eigeninteresse und Markieren nicht zugelassen wird. Hierbei kommt es darauf an zu erkennen, wann der Hund für sich schnüffelt und nicht an der Spur arbeitet. Wenn man das erkennt, kann man den Hund z. B. mit dem Knie weiterschieben (nicht aggressiv, aber bestimmt), am besten verbunden mit einem Zusatz-Wort wie „Arbeiten“. Auf keinen Fall den Hund an der Leine wegziehen! Die Schleppleine ist kein Korrekturmittel, der Hund arbeitet selbständig. Jede Korrektur ist kontraproduktiv.
Gleichzeitige Gerüche
Auch während des Trails, bei dem der Hund konzentriert arbeitet, kommt es vor, dass er andere interessante Gerüche aufnimmt. Es ist eine der besonderen Fähigkeiten des Hundes, sehr viele verschiedene Gerüche gleichzeitig wahrzunehmen und auch einordnen zu können. Der Hund verliert seinen Auftrag nicht aus den Gedächtnis. Auf gar keinen Fall braucht der Hund ein zweites Mal den Geruchsartikel – im Gegenteil, das würde ihn nur irritieren. In diesem Fall würde er denken, jetzt eine neue Information zu erhalten, was nicht der Fall sein soll.
Das Arbeiten hunde- & situationsspezifisch trainieren
Auch wenn der Hund mehrere Gerüche gleichzeitig wahrnehmen und zuordnen kann, soll er beim Trailen konzentriert an seiner Aufgabe arbeiten. Wie man dies im Detail trainiert, hängt sehr stark vom jeweiligen Hund ab. Es muss also genau überlegt und anhand eigener Erfahrungen abgewägt werden, wie man auf seinen Hund einwirkt. Außerdem gibt es Situationen, bei denen die Fremdgerüche stärker sind als sonst: der Wald mit seinen vielen Tieren, die Innenstadt mit Tausenden von Gerüchen usw. Man sollte sich also genau überlegen, wo man trailt. Auch die Witterung kann eine Rolle spielen. In Altschnee etwa stecken viele Gerüche, die den Hund ablenken können.
Der Mensch muss lernen
Letztendlich ist der Mensch dafür verantwortlich, was der Hund macht. Neigt ein Hund beim Trailen zum Schnüffeln aus Eigeninteresse, dann muss der Hundeführer darauf reagieren und die richtigen Schlüsse ziehen – etwa den Trailaufbau entsprechend gestalten und vereinfachen oder die Motivation erhöhen. Merke: Wenn der Hund bei Trailen ein nicht erwünschtes Verhalten zeigt, ist das kein Fehler des Hundes, sondern eine Herausforderung an den Hundeführer!