Adipositas

Unter dem Begriff „Adipositas“ versteht man das Überschreiten des Normalgewichtes eines Hundes um bzw. ab etwa 15%.

Adipositas-hundIn Mitteleuropa ist ungefähr ein Drittel aller Hunde betroffen. Daraus resultierende gesundheitliche Folgen sind sehr häufig und in der Regel vermeidbar; daher ist es besonders wichtig, auf ein passendes Gewicht des Hundes zu achten.

Krankheitsbild

Typisch für Adipositas ist das Zunehmen des Körperfettanteils bei gleichzeitiger Reduktion der Muskelmasse. Dies geschieht durch ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme durch Futter und Energieverbrauch durch den sogenannten Grundumsatz plus Bewegung.

Die isolierende Wirkung der Fettabdeckung bewirkt einen reduzierten Erhaltungsbedarf; der Hund benötigt also noch weniger Energie. Wird er weiterhin mit mehr Energie als notwendig versorgt, so wird die überschüssige Energie wiederum in Form von Fettgewebe gespeichert.

Die Entstehung von Adipositas wird durch Fehler in der Fütterung und Haltung des Hundes begünstigt. Dazu gehören

  • Reduzierter Energieverbrauch durch Bewegungsmangel
  • Keine bzw. falsch durchgeführte Berechnung der Futterration des Hundes oder freier Zugang zu Futtermitteln
  • Das häufige Zufüttern von – ebenfalls energiehaltigen – Leckerlis, was von vielen Tierbesitzern bei der Kalkulation der Ration übersehen wird
  • Die Gruppenhaltung mehrerer Hunde, die zu unbemerkter Aufnahme der Ration des Partnertieres bzw. Teilen davon führen kann
  • Kastrierte Tiere haben durch die Hormon- und Stoffwechselumstellung einen reduzierten Energiebedarf; dieser muss bei der Rationsberechnung berücksichtigt werden

 

AdipositasHunde mit einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) haben ebenfalls einen reduzierten Grundumsatz.

Tiere, die unter dem Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus) leiden, haben durch ihren erhöhten Blutcortisolspiegel häufig einen gesteigerten Appetit; gleiches gilt für Hunde, die aufgrund anderer Erkrankungen eine Cortisonbehandlung erhalten.

 

Adipositas führt früher oder später zu einer Reihe von Folgeerkrankungen. Darunter fallen zum Beispiel

  • Gelenkerkrankungen
  • Bluthochdruck, der zu Herz-, Gefäß- und Nierenerkrankungen führen kann
  • Störungen der Leberfunktion durch Verfettung des Organs
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
  • Vermehrtes Auftreten von Infekten, Hauterkrankungen und Tumoren.

Übergewichtige Tiere haben zudem ein erhöhtes Narkoserisiko und eine insgesamt reduzierte Lebenserwartung.

Diagnostik

Die Erhöhung der Körpermasse ist in der Regel bereits von außen gut erkennbar. Je nach Größe bzw. Typ des Hundes kann es jedoch vorkommen, dass der Hundebesitzer sich dessen nicht bewusst ist. Ein Verschwinden der Taille wird häufig nicht oder erst sehr spät bemerkt; ebenso verhält es sich mit dem Vorhandensein von Übergewicht bei Rassen, die grundsätzlich einen kompakten, schweren Typ verkörpern.

Als grober Richtwert kann das Normal- oder Durchschnittsgewicht der Rasse gelten (in der Regel im Rassestandard oder sonstiger Fachliteratur zu finden; Alter und Geschlecht beachten). Bei Mischlingen und sehr muskulösen Tieren wird es meist schon etwas schwieriger. Sinnvoller ist es daher, den jeweiligen Hund direkt und ohne ein festes Zahlengefüge im Hinterkopf zu betrachten.

Für die meisten Hunde gilt:

Tiere mit Ideal- bzw. Normalgewicht haben

  • Leicht tastbare, nicht aber sichtbare Rippen (Ausnahme: Windhunde)
  • Eine geringe Unterhautfettschicht
  • Eine erkennbare Taille.

Übergewichtige Hunde haben

  • Nicht mehr bzw. nur mit vermehrtem Druck ertastbare Rippen
  • Eine sehr ausgeprägte Unterhautfettschicht
  • Eine sehr reduzierte bzw. nicht mehr vorhandene Taille.

Weitere (äußere) Anzeichen, die häufig im Zusammenhang mit Adipositas auftreten, können sein:

  • Stumpfes, schuppiges Fell
  • Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Leistungsabfall
  • Störungen des Bewegungsapparates durch übermäßige Belastung von Sehnen, Bändern und Gelenken
  • Wunde bzw. haarlose Stellen an verschiedenen Körperbereichen
  • Infektanfälligkeit (z. B. häufige Blasenentzündungen)
  • Atembeschwerden
  • Kreislaufprobleme
  • Fruchtbarkeitsstörungen
  • Verstopfung
  • Häufig verstopfte Analdrüsen.

Bestehen Zweifel, ob sich das Gewicht des jeweiligen Tieres im Normalbereich befindet, kann ein Besuch bei einem Tierarzt Klarheit bringen.

Behandlungsmöglichkeiten

Hund-UebergewichtLiegen bereits Folgeerkrankungen vor, so müssen diese jeweils gezielt behandelt werden. Parallel dazu muss jedoch immer eine Reduktion des Körpergewichtes in Angriff genommen werden, die langsam und schrittweise erfolgen sollte.

Die Energiereduktion richtet sich nach dem Ausgangsgewicht des Hundes. Im Idealfall sollte die Berechnung des Diätplans durch einen auf Tierernährung spezialisierten Tierarzt erfolgen, da auch weitere Faktoren wie sonstige Erkrankungen berücksichtigt werden müssen. Der Hund muss während der Diät dennoch ein Sättigungsgefühl bekommen, und auch die Mineralstoff-, Vitamin- und Spurenelementversorgung darf nicht vergessen werden, denn durch bloßes Reduzieren der Menge des normalen Futters können in diesem Bereich rasch Mängel auftreten. Besser ist die Berechnung einer auf das Tier zugeschnittenen Diät bzw. die Gabe einer Spezialnahrung für übergewichtige Tiere.

Abhängig vom Gesundheitszustand muss der Hund zudem ein passendes Bewegungsprogramm erhalten.

Wichtig sind die regelmäßige Gewichtskontrolle und gegebenenfalls das Anpassen der Futterration.

Prognose

Die Prognose hinsichtlich des allgemeinen Gesundheitszustandes richtet sich nach den eventuell bereits vorliegenden Folgeerkrankungen des Hundes.

Prophylaxe

Das Vermeiden von Übergewicht ist deutlich einfacher und um einiges angenehmer für den Hund als seine Bekämpfung, daher muss bereits beim Welpen auf eine adäquate Energieversorgung geachtet werden.

Um Adipositas vorzubeugen, ist es wichtig, Energiebedarf und –Aufnahme des Hundes möglichst genau zu kennen und eine darauf ausgerichtete Ration zu füttern. Insbesondere auf Tierernährung spezialisierte Tierarztpraxen sowie die Lehrstühle für Tierernährung und Futtermittelkunde der Tierärztlichen Fakultäten (z. B. München, Leipzig) können hier seriös beraten und weiterhelfen; auf den jeweiligen Hund zugeschnittene Rationsberechnungen werden dort unter anderem mit speziell hierfür entwickelten Computerprogrammen erstellt.

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