Giardiose

Unter dem Begriff „Giardiose“ versteht man das Krankheitsbild, welches durch eine Infektion des Hundes mit Giardien entsteht. Giardien sind Einzeller, die beim Hund zu wiederkehrenden, teils heftigen Durchfällen und zu Erbrechen führen können.

Gardiose-Hund
Gardiose- häufige Infektionswege sind das Trinken aus Pfützen

Eine Giardieninfektion kommt bei Hunden häufiger vor. Besonders gefährdet sind Welpen, Junghunde, Tiere mit geschwächtem Immunsystem und Hunde in größeren Beständen (Zwingeranlagen, Tierheime).

Je nach Genotyp der Parasiten können diese auch auf den Menschen übertragbar sein bzw. Krankheitssymptome beim Menschen auslösen; man spricht dann von einer Zoonose, also einer zwischen Tier und Mensch übertragbaren Erkrankung.

 

Krankheitsbild

Hunde infizieren sich durch die Aufnahme von Zwischenstadien der Giarden, sogenannten Zysten, die sich theoretisch überall in der Umwelt befinden können – häufige Infektionswege sind das Trinken aus Pfützen, das Fressen kontaminierter Nahrung und der Kontakt zu erkrankten Hunden.

Nach der oralen Aufnahme entwickeln sich die Zysten im Hund weiter.

Erkrankte Tiere scheiden die Zysten mit ihrem Kot aus. Dort überleben diese, abhängig von den Umweltbedingungen (v. a. in feuchter Umgebung), oft monatelang.

Durch Belecken des Analbereiches können sich betroffene Hunde auch immer wieder neu selbst infizieren.

Der Zeitraum von der Infektion bis zur erstmaligen Zystenausscheidung beträgt zwischen 4 und 15 Tagen (sogenannte Präpatenz).

Im Darm des Hundes reizen die Giarden die Oberfläche der Darmzellen; sie beeinträchtigen die Nährstoffaufnahme und schädigen über komplexe Reaktionsketten die Zellen des Darms.

Ob und wie stark ein Hund die im Folgenden genannten äußerlich erkennbaren Krankheitssymptome entwickelt, hängt unter anderem von dem beteiligten Giardienstamm und von der Leistungsfähigkeit des Immunsystems des betroffenen Hundes ab. Auch sogenannte stumme Infektionen – also ein Giardienbefall ohne sichtbare äußere Symptomatik – kommen vor.

 

Symptomatik:

Giardien-im-Darm
Giardien-im-Darm

Typisch bei einer Giardiose ist der gelbliche, dünnbreiige bis wässrige, faulig-übelriechende Kot. Schleim- und/oder Blutbeimengungen und kleine Gasblasen im Kot können ebenfalls vorhanden sein.

Häufig sind wiederkehrende Durchfallepisoden, die von Phasen mit mehr oder weniger gut geformtem Kot unterbrochen werden. Auch ein Erbrechen des Hundes ist häufiger zu beobachten. Die betroffenen Hunde haben oft wenig Appetit und nehmen nicht mehr zu bzw. verlieren an Körpergewicht. Welpen und Junghunde können in ihrem Wachstum gestört werden; weitere Symptome wie stumpfes, mattes Fell und Hautentzündungen sind bei ihnen besonders häufig.

 

Diagnostik

Länger andauernder Durchfall bzw. Erbrechen sollte stets tierärztlich abgeklärt werden.

Bei einer ersten Vorstellung in der Tierarztpraxis wird durch den Vorbericht häufig bereits eine erste Verdachtsdiagnose gestellt werden können. Diese wird anschließend mittels einer Kotuntersuchung überprüft. Manchmal gelingt der direkte Nachweis von Zysten im Kot; durch die periodische Ausscheidung der Zysten gelingt dies jedoch trotz einer vorhandenen Infektion nicht immer.

Besser geeignet ist ein sogenannter Antigentest (z. B. ELISA = Enzyme-Linked Immunosorbent Assay), mit dem ein bestimmter Bestandteil der Giardien nachgewiesen wird. Mittlerweile sind aus diesem Bereich auch spezielle Schnelltests erhältlich, die der Tierarzt direkt in seiner Praxis durchführen kann. Eine weitere Möglichkeit der Diagnostik ist der Nachweis der Giardien-DNA mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion).

 

Behandlungsmöglichkeiten

Giardien
nur unter dem Mikroskop zu erkennen: Giardien

Zur Therapie einer Giardiose setzt der Tierarzt spezielle Antiparasitika ein, die gezielt gegen Giardien wirksam sind (in der Regel Fenbendazol in Kombination mit Metronidazol, einem Antibiotikum, welches ebenfalls eine Wirksamkeit gegen Einzeller besitzt). Die Medikamente müssen mehrere Tage lang gegeben werden. In manchen Fällen kann auch eine erneute Behandlung nach etwa 2 bis 3 Wochen sinnvoll sein.

Werden mehrere Hunde gehalten, so müssen diese alle mitbehandelt werden, selbst wenn sie keine äußerlich erkennbaren Symptome zeigen.

Zusätzlich muss eine gründliche Umgebungsbehandlung durchgeführt werden, um die dort vorhandenen Zysten zu eliminieren und so eine Neuinfektion des Hundes zu verhindern. Das Umfeld des erkrankten Hundes muss peinlich sauber gehalten werden, um auch die während der Therapie noch ausgeschiedenen Zysten direkt zu entfernen. Hundekot sollte über den Hausmüll entsorgt werden.

Aus- bzw. abkochbare Gegenstände sollten entsprechend behandelt werden. Alle waschbaren Textilien sollten so heiß wie möglich gewaschen werden. Außen- bzw. Zwingerböden sollten mit dem Dampfstrahler mit einer Temperatur über 60 °C gereinigt werden. Wichtig ist außerdem das gründliche Abtrocknen aller gereinigten Gegenstände, da sich Giardien in feuchter Umgebung besonders wohl fühlen.

Besonders in der Anfangszeit der Behandlung ist es sinnvoll, betroffene Tiere täglich mit einem milden Hundeshampoo zu waschen, um noch im Fell haftende Zysten zu entfernen.

Insekten wie zum Beispiel Fliegen sollten keinen Zugang zu den entsprechenden Bereichen haben, da sie zu einer Verbreitung der Giardien beitragen können.

 

Prognose

Bei rechtzeitiger, richtig und lange genug durchgeführter Therapie ist die Prognose nach einer Giardiose im Allgemeinen gut.

Um stetige Reinfektionen zu vermeiden, ist das Einhalten der oben aufgeführten Hygienemaßnahmen sehr wichtig.

 

Prophylaxe

Die sichere Vermeidung einer Giardieninfektion ist kaum möglich.

Allgemeine Hygienemaßnahmen bieten jedoch einen gewissen Schutz; je weniger Zysten ein Hund aufnimmt, umso besser ist sein Immunsystem in der Lage, dagegen anzugehen (dennoch kann nach Literaturangaben bereits die Aufnahme von nur 10 Zysten zu einer Giardiose führen).

Wegen des Zoonosepotentials der Erkrankung ist das gründliche Händewaschen nach Kontakt mit dem Hund bzw. mit Gegenständen aus seiner Umgebung sehr wichtig; bei Kindern, älteren Personen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem muss hier besonders umsichtig vorgegangen werden.

 

Im Gegensatz zu den USA ist in Deutschland derzeit kein Impfstoff gegen Giardien verfügbar.

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