Lähmung

Hund-mit-LaehmungUnter einer Lähmung versteht man den teilweisen oder vollständigen Ausfall der Funktion eines Körperteils. In der Regel ist dabei die nervale Versorgung gestört, das bedeutet, dass der Nerv oder die Nerven, die das betroffene Gebiet versorgen, nicht mehr richtig arbeiten. Auch die Durchblutung kann gestört sein, beispielsweise durch eine Verletzung oder die Verlegung eines Blutgefäßes durch einen Thrombus (Blutgerinnsel).

Eine Nervenschädigung kann beispielsweise durch eine Verletzung, eine Infektion oder eine Vergiftung, aber auch durch bestimmte Erkrankungen, Stoffwechselreaktionen sowie Tumoren eintreten. Dabei können auch die Wurzelzellen der Nerven betroffen sein; diese befinden sich im Rückenmark. Auch Bandscheibenvorfälle können zu Lähmungserscheinungen führen (siehe auch „Teckellähme“).

Von einer Lähmung können einzelne Muskeln, ganze Muskelgruppen oder auch innere Organe betroffen sein.

Eine Beeinträchtigung der Funktion beispielsweise eines bestimmten Muskels oder einer Gliedmaße kann ihre Ursache auch in einer Blockierung eines Wirbels der Wirbelsäule haben. Dabei spielen insbesondere die sogenannten Facettengelenke eine Rolle, die benachbarte Wirbel miteinander verbinden. Sind dort kleinste Verschiebungen vorhanden, so können der in unmittelbarer Nähe austretende Spinalnerv sowie Blutgefäße beeinträchtigt werden, was zu einer Unterversorgung des zugehörigen Muskels führen kann.

 

Formen der Lähmung

-Der Begriff Parese bezeichnet eine unvollständige Lähmung. Eine zentrale Parese führt zu einer spastischen Lähmung, während eine periphere Parese eine schlaffe Lähmung zur Folge hat.

-Die Monoparese ist eine unvollständige Lähmung einer Gliedmaße bzw. eines Gliedmaßenabschnitts.

-Bei der Diparese sind zwei Gliedmaßen unvollständig gelähmt.

-Eine Paraparese ist die unvollständige Lähmung beider Vorder- oder Hintergliedmaßen.

-Der Begriff Hemiparese meint eine halbseitige unvollständige Lähmung.

-Bei der Tetraparese sind alle vier Gliedmaßen unvollständig gelähmt.

-Bei einer Paralyse ist das entsprechende Gebiet vollständig gelähmt.

-Unter einer Plegie versteht man die vollständige Lähmung eines Skelettmuskels; die Plegie ist eine Form der Paralyse.

-Die Monoplegie ist die Fachbezeichnung für eine vollständige Lähmung einer Gliedmaße bzw. eines Gliedmaßenabschnitts.

-Unter einer Paraplegie versteht man die vollständige Lähmung beider Vorder- oder Hintergliedmaßen.

-Die Hemiplegie bezeichnet eine vollständige halbseitige Lähmung.

-Sind alle vier Gliedmaßen vollständig gelähmt, so spricht man von einer Tetraplegie. Die Tetraplegie entsteht häufig nach Rückenmarksverletzungen im Halswirbelsäulenbereich.

-Der Begriff Ataxie steht für eine Störung der Bewegungskoordination. Diese Störung kann, muss jedoch nicht durch eine Lähmung bedingt sein.

 

Krankheitsbild

Die oben aufgeführten Formen beschreiben bereits grob die äußerlich erkennbaren Anzeichen einer Lähmung. Bei Lähmungen der Skelettmuskulatur ist der normale Bewegungsablauf häufig beeinträchtigt. Zusätzlich können die Haltungs- und Stellreaktionen beeinträchtigt sein (siehe „Diagnostik“). Der Muskeltonus (der Spannungszustand der Muskulatur) ist – je nach Form der Lähmung – häufig erniedrigt oder aber erhöht.

Die betroffenen Hunde zeigen abhängig von Ursache und Schwere der Lähmung teilweise ein gestörtes Allgemeinbefinden. Ist beispielsweise ein Organ wie die Harnblase betroffen, so wird sich dort in der Regel eine gestörte Funktion bemerkbar machen.

Diagnostik

Zur genaueren Bestimmung der Ursache einer Lähmung führt der Tierarzt mehrere Untersuchungen durch. Nach einer Allgemeinuntersuchung folgt in der Regel die neurologische Untersuchung, bei der unter anderem der Bewegungsablauf, die Haltungs- und Stellreflexe sowie das Schmerzempfinden des Hundes untersucht und mit den Normalbefunden abgeglichen werden. Weiterführende Untersuchungen sind z. B. Blutuntersuchungen, Muskelbiopsien (Entnahme einer Gewebeprobe aus der Muskulatur), Ultraschall-, Röntgen-, MRT- oder CT-Untersuchungen.

 

Behandlungsmöglichkeiten

Beispielsweise bei Verletzungen kann es vorkommen, dass Blutergüsse und/oder Schwellungen Nervengewebe quetschen und so dessen Funktion beeinträchtigen. In diesem Fall muss eine Therapie mit abschwellend wirksamen Medikamenten durchgeführt werden. Der Hund erhält in solchen Fällen meist auch ein Schmerzmittel.

Bakterielle (Wund-)Infektionen werden antibiotisch behandelt.

Bandscheibenvorfälle und bestimmte Tumoren können häufig erfolgreich operiert werden, was meist zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden führt.

Die Gabe von Vitamin-B-Komplex (durch den Tierarzt) hat eine zusätzliche unterstützende Wirkung auf die Funktion des Nervengewebes.

Ergänzend durchgeführte Physiotherapie verbessert die Funktion der Muskulatur; Massagen und Wärmeanwendungen sorgen für eine bessere Durchblutung des Gewebes.

Manuelle Therapie (z. B. Osteopathie) kann dabei helfen, blockierte Gelenke zu mobilisieren und die nervale sowie die Blutversorgung des betroffenen Gebietes zu verbessern.

 

Prognose

Laehmung-hundJe nach vorliegendem Fall fällt die Prognose sehr unterschiedlich aus. Lähmungserscheinungen, die durch leichtere Verletzungen vorübergehend entstanden sind, haben oft eine relativ gute Prognose.

Insgesamt gilt, dass Nervengewebe sich nur sehr langsam regeneriert; eine Besserung kann also längere Zeit dauern.

Bei Erkrankungen wie zum Beispiel der Degenerativen Myelopathie, einer langsam fortschreitenden Zerstörung des Rückenmarks, ist keine ursächliche Therapie möglich. Ermöglichen die Symptome dem Hund irgendwann kein tiergerechtes Leben mehr, so muss er eingeschläfert werden.

 

Prophylaxe

Eine spezielle Vorbeugung ist nur schwer möglich.

Verletzungen sollten immer schnell und professionell versorgt werden, um Wundinfektionen und/oder Schwellungen zu verhindern, die Nervengewebe schädigen könnten.

Der Entstehung eines Bandscheibenvorfalls kann in gewissem Umfang vorgebeugt werden, indem Übergewicht vermieden und der Hund angemessen bewegt wird, er dabei jedoch keine hohen Sprünge durchführen oder viele Treppenstufen gehen muss.

In seriösen Zuchten werden die Elterntiere vor ihrem Zuchteinsatz auf rassetypische Erbkrankheiten untersucht. Diese DNA-Untersuchungen ermöglichen gezielte Anpaarungen, um das Auftreten bestimmter Erkrankungen bei den Welpen zu vermeiden.

Auch Hunde können an Borreliose erkranken; gegen die bakterielle Infektionskrankheit, die über Zecken übertragen wird und die zu Schäden des Nervensystems führen kann, ist ein Impfstoff verfügbar.

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7 Kommentare

  1. Hallo an alle Tierliebhaber

    Mein Tibet-terrier zeigt leichte Lähmungserscheinungen des rechten Hinterlaufes, Wahrscheinlich Parese.
    Wer kann mir eine Adresse nennen wo ich so ein “ Sulky “ erwerben kann zum Auflegen der Hinterläufe.
    Rein vorbeugend.

    Danke und viel Freude mit Euren Tieren.

  2. Ich wohne in Paraguay. Meine cocker Hündin wurde am Donnerstag morgen von einer giftigen Spinne gebissen sie wurde sofort vom Vet behandelt. Die Atemwege waren blockiert und sie hatte Durchfall und Erbrechen. Sie wurde sofort an suero angehängt. Heute konnte ich sie nach Hause nehmen. Sie ist soweit ok aber vorder und Hinterbeine sind teilweisegelähmt. Sie kann nicht aufstehen. Der vet sagt dass die Spinne ein Nervengift injiziert hat. Ich hoffe nun dasss sich mein Hund langsam erholen wird. Hat jemand Erfahrung mit sowas und hat man die Möglichkeit mit Massage Physiotherapie etc. etwas zu erreichen und wenn ja, ab welchem Zeitpunkt. Die Hündin ist ca drei Jahre jung.

    • Hallo Bernadette,
      Es gibt ein homöopathisches Mittel, das eventuell helfen könnte….
      Tarantula hispanica…. auch bei Lähmungen
      Latrodectus mactans….

      Welche Symptome hat deine Hündin noch so?

  3. Betreue einen Tibet Apso, Rüde 7 Jahre alt unkastriert. Bis dato war er immer gesund. Heute Mittag beim Spazieren und Schnuppern, plötzliches Aufschreien und kann das rechte Hinterbein nicht mehr aufsetzen und kann nur noch auf drei Beinen stehen und gehen. Fand nichts beim Abtasten des Beines noch an den Pfoten, keine Schwellung gar nichts. Natürlich werde ich den Tierarzt aufsuchen. Sind dies Lähmungserscheinungen? Der obige Beitrag von Ditmar auch einen Tibet Apso betreffend, macht mir grösste Sorgen. Hoffe natürlich, auf eine harmlose Erscheinung durch eine Ruckartige Bewegung, ein Loch war nicht auszumachen in das er geraten wäre und den Pfoten oder das Bein verletzt hätte.

  4. Hallo liebe Leser !
    Wir sind auch sehr verzweifelt ! Unser 6-jähriger Maremmano-Retriever-Rüde wurde vor 3 Wochen auf Anraten unserer Tierärztin prophylaktisch kastriert als Minimierung eines Krebs-Risikos / vergrößerte Prostata . Nach der OP konnte unser Hund nicht mehr aufstehen , geschweige denn laufen . Er hat durch die Narkose eine Tetraparese , ist nicht inkontinent, kann etwas robben , sich selbst auf die andere Seite drehen , aber eben nicht aufstehen . Wir trainieren täglich mit ihm , massieren ihn und lassen ihm alles angedeihen , was überhaupt geht . Er bekommt Vitamin B12 , Prednisolon , ASS100 oral und bekam außerdem auch mehrmals Schmerzmittel und Antibiotika gespritzt . Wir kochen ihm 2x täglich Rinderhack , er bekommt auch mal Hüttenkäse oder ein weich gekochtes Ei . Er frisst und trinkt normal , Stuhlgang ca. 2 x wöchentlich . Seit 3 Wochen geht das nun so und keiner kann uns anhand von Erfahrungen… irgendeine Auskunft darüber geben , ob unser heiß geliebter Hund irgendwann wieder laufen kann oder eben nicht . Wer hat sowas auch schon erlebt und kann uns helfen ? Wir sind dankbar für jeden Tipp und Rat ! Herzlichen Dank und Grüße von Mia

  5. Mein Yorki hatte mehrmals im letzten Jahr , kurzzeitige Lähmungen…………
    Sie verhielt sich dabei seltsam und ist fast umgefallen……… ich habe sie dann auf den Arm
    genommen und beruhigt…….. meine Tierärztin meinte um festzustellen was es wäre, müsste
    sie das sehen…………… nach ca. 5 Minuten ist diese „LÄHMUNGSERSCHEINUNG“ aber wieder
    weg………… sie geht dann an ihren Trog zum Wasser trinken und läuft dann wie vorher in der
    Wohnung herum als wäre nichts gewesen.
    Was ist das für eine Krankheit ?

    • Hallo, leider können wir auch aus der Entfernung nicht diagnostizieren und raten bei so etwas immer, den örtlichen Tierarzt aufzusuchen. Ggf. auch mal den Tierarzt wechseln. Man kann nur mutmaßen. Eventuell eine Art Epilepsieanfall? Wie gesagt, leider von der Entfernung nicht feststellbar.

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