Der Shikoku bringt eine lange Geschichte mit sich und zählt zu den ältesten Hunderassen Japans. In seinem Heimatland nennt man den Shikoku auch „Tosa-Inu“, obwohl damit nicht der Tosa-Kampfhund gemeint ist. Der Shikoku zählt zu den Nationalhunden Japans, wenngleich er selbst dort vergleichsweise selten anzutreffen ist. Dort steht er unter Naturschutz. Erst im Jahr 2000 gab es den ersten Wurf außerhalb des Heimatlandes dieses Rassehundes.
Bereits vor 4000 Jahren kamen Ahnen der japanischen Spitzfamilie auf die gleichnamige Insel „Shikoku“. Man vermutet, dass der Shikoku aus einer Kreuzung zwischen Nippon Inu und Smooth Chow entstanden ist. Diese Hunderassen sind bereits beide ausgestorben. Gezüchtet wurde der Shikoku hauptsächlich als Jagdhund. Seine Aufgabe war es, großes Wild wie Wildschweine oder gar Bären in den teils sehr abgeschiedenen Regionen zu jagen. Traditionell wurde der Shikoku vor allem bei der Winterjagd eingesetzt.
Über die Jahre hinweg entstanden drei Varietäten des Shikoku: der Hata, der Awa und der Hongawa. Diese unterschiedlichen Zuchtstränge wurden nach den Provinzen benannt, in denen sie gezüchtet wurden. Der Hongawa ist die wohl ursprünglichste Varietät des Shikoku. Die Provinz Hongawa ist sehr abgelegen, weshalb die Zucht kaum beeinflusst wurde.
Die Population des Shikoku ging nach dem Ersten Weltkrieg sehr zurück. Das Halten eines Hundes war mehr oder weniger exklusiv. Seit den 1930er Jahren verfolgten die Japaner das Ziel, die japanische Hunderassen zu erhalten und zu schützen. In den FCI-Rassestandard wurde der Shikoku im Jahr 1982 aufgenommen. Man findet ihn dort in der Gruppe 5 (Spitze und Hunde vom Urtyp), in der Sektion 5 (Asiatische Spitze) unter der Standard-Nummer 319.
Äußeres Erscheinungsbild des Shikoku
Größe und Gewicht:
Hündinnen werden etwa 49 cm groß, Rüden werden mit 52 cm nur wenig größer. Laut Rassestandard werden Abweichungen bis zu 3 cm toleriert. Die Hunde wiegen dabei zwischen 16 und 25 kg.
Farbe:
Rassetypisch ist das Fell des Shikoku sesamfarben. Dabei kommt rotes oder schwarzes Haar in gleichmäßigen Anteilen mit weißem Fell vor. Bei schwarz-sesamfarbenen Hunden dominiert das schwarze Fell die weißen Haare. Mischt sich schwarzes und rotes Fell, spricht man von sesamroten Hunden.
Körperbau:
Der spitzartige Einfluss ist dem Shikoku deutlich anzusehen. Insgesamt ist der Körper kräftig und kompakt. Durch die langen Beine und der schlanken Statur wirkt der Shikoku athletisch und wohlproportioniert.
Der Rücken des Asiaten ist gerade und muskulös. Hoch angesetzt ist die dicke Rute, welche bei den meisten Hunden über dem Rücken kräftig gerollt getragen wird. Bei Rassevertretern ohne diese stark gerollte Rute wird sie sichelförmig getragen. Im geraden Zustand würde sie bis zum Sprunggelenk reichen. Die langen Beine des Shikoku sind muskulös und sportlich gebaut. Das Gangbild ist dabei grazil und federnd, wodurch die Bewegungen fast anmutig wirken.
Entsprechend dem regionalen Ursprung des Shikoku sind die Pfoten an raue Bodenbeschaffenheiten angepasst. Die elastischen und dicken Ballen sind ebenso wie die eng aneinander liegenden Zehen robust.
Kopf und Ohren:
Typisch für einen spitzartigen Hund ist der Kopf des Shikoku keilförmig gewachsen. Die Stirn ist dabei vergleichsweise breit und der Stop ist nicht sehr stark ausgeprägt. Der gerade Nasenrücken endet mit einem schwarzen Nasenschwamm. Durch die fast dreieckigen, dunklen Augen sieht man dem Shikoku seine asiatische Herkunft an. Die leicht angehobenen äußeren Augenwinkel unterstreichen dies.
Vergleichsweise klein sind die dreieckigen Ohren des Shikoku. Im Normalzustand trägt der Hund sie aufrecht und leicht nach vorne geneigt.
Besondere Eigenschaften
Wesen:
Den Shikoku kann man als loyalen Naturburschen mit Ecken und Kanten bezeichnen. Eine Charaktereigenschaft der Spitzfamilie ist ein gewisser Eigensinn. Diese Eigenschaft ist auch bei dem Shikoku nicht von der Hand zu weisen. Einen blinden Gehorsam darf man von dem eigenständigen Japaner nicht erwarten. Viele Shikoku sind allerdings durch schmackhafte Leckerlis zu der ein oder anderen Aufgabe zu überreden. Bei Shikoku-Haltern ist dies ein wichtiges Werkzeug zur Überbrückung des zeitweisen sturen Gemütes.
So eigensinnig der Shikoku sein mag, so sehr liebt er trotzdem auch die Gesellschaft seiner Menschen. Ihnen gegenüber ist er liebevoll und treu. Im Kontakt mit seinen Bezugspersonen dürfen auch ausgiebige Kuscheleinheiten mit viel Körperkontakt nicht fehlen. Ein anderes Wesen zeigt der Vierbeiner gegenüber Fremden. Hier ist er in der Regel zurückhaltend bis distanziert. Auch fremde Artgenossen werden nicht in sekundenschnelle von einem Shikoku ins Herz geschlossen.
Bei der Erziehung ist neben Know-how die liebevolle Konsequenz gefragt. Zeigt man sich ihm gegenüber unsicher oder inkonsequent, nutzt der selbstbewusste Hund die Gunst der Stunde und agiert nach seinen Wünschen. Es ist jedoch darauf zu achten, den Shikoku nicht durch Druck und Härte überzustrapazieren. Dann kann es passieren, dass dieser erst recht seine Sturheit zeigt.
Der energiegeladene Shikoku benötigt viel Auslastung an der frischen Luft. Kann das Powerpaket seine Energie entsprechend ausleben, zeigt er sich zu Hause von seiner ruhigen und ausgeglichenen Seite. Der Shikoku besticht also mit einer gewissen Vielschichtigkeit in Verhalten und Charakter. Langweilig wird es mit ihm nicht.
Mögliche Einsatzgebiete:
Gezüchtet wurde der Shikoku ursprünglich als Jagdhund. Die Jagdschärfe liegt ihm noch heute in den Genen. Wild wittert er bereits auf weite Entfernung. Verfolgt der Hund eine Spur, gibt es für ihn kein Halten mehr. Hindernisse und weite Strecken werden ohne Probleme gemeistert, der Rückruf wird indes in der Regel ignoriert.
Der Shikoku eignet sich sehr gut als Wachhund. Sein natürliches Misstrauen gegenüber Fremden und die starke Wachsamkeit kommen ihm dabei zugute. Seine Familie verteidigt er im Ernstfall gewissenhaft und ausdauernd. Man spricht dem Shikoku zudem ein sensibles Gespür für die Gesinnung fremder Menschen nach. So kann er Bedrohungen schnell einordnen und handeln.
Anspruchsvolle Hundesportarten liegen dem Shikoku eher, als monotone Aufgaben. Bei der Fährtenarbeit oder beim Mantrailing kann der Shikoku seine Riechkünste unter Beweis stellen. Generell eignen sich Hobbys, welche jagdverwandte Aufgaben enthalten. Da der Shikoku außerdem überaus intelligent ist, sollte die Kopfarbeit nicht zu kurz kommen. Ist die Beschäftigung zu einfach, langweilt sich der Japaner schnell und zeigt seine sture Seite.
Haltung:
Für diesen agilen Naturburschen eignet sich ein Lebensumfeld in ländlicher Umgebung. In einer Stadt würde er kaum auf seine Kosten kommen. Für ein ausgeglichenes Wesen ist vor allem viel Bewegung an der frischen Luft unabdingbar. Lange Wanderungen, das Laufen am Fahrrad oder das Joggen sollten zum Alltag gehören. Aufgrund des ausgesprochen starken Jagdinstinkts, sollte der Shikoku nicht ohne Leine laufen, sofern er nicht von klein auf zuverlässig auf einen Rückruf trainiert wurde. In der Regel sollte der Jäger an der Leine geführt werden. Eine lange Schleppleine sollte somit zum Repertoire gehören.
Neben der ausgiebigen Bewegung in der Natur sollte immer auch Denksport auf dem Stundenplan für den Shikoku stehen.
Pflege und Gesundheit:
Anfällig für Krankheiten ist der Shikoku nicht. Das Haarkleid sollte regelmäßig gebürstet werden. Die dichte, weiche Unterwolle mit dem dichten Deckhaar benötigt während der Fellwechselzeit etwas mehr Aufmerksamkeit. Ansonsten stehen lediglich routinemäßige Pflegeeinheiten an. Erbkrankheiten sind für diesen ursprünglichen Typus Hund nicht bekannt.
Die Lebenserwartung liegt bei bis zu 15 Jahren, sofern der Shikoku artgerecht gehalten und umsorgt wird.
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