Die Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) zählt – neben Erkrankungen wie Leishmaniose, Babesiose oder Ehrlichiose – zu den sogenannten Reise- oder Importkrankheiten des Hundes.
Vor allem in den Mittelmeerländern ist die Erkrankung weit verbreitet; hier besteht ein hohes Infektionsrisiko. Kritisch zu betrachten sind jedoch bereits die Regionen westlich des Rheingrabens in Richtung Süden sowie das Gebiet südlich sowie südöstlich der Alpen. In den wärmeren Regionen der USA kommt die Herzwurmerkrankung ebenfalls häufig vor.
Ein Befall mit Herzwürmern (Dirofilaria immitis) kann für Hunde weitreichende Folgen haben. Weil die Behandlung schwierig und mit einigen Risiken für den Hund verbunden ist, kommt der Vorbeugung eine sehr wichtige Rolle zu.
Was sind Herzwürmer?
Der Herzwurm (Dirofilaria immitis) gehört zur Gruppe der Rund- bzw. Fadenwürmer (Nematoden). Er ist der Erreger der kardiovaskulären Dirofilariose (Herzwurmerkrankung).
Die etwa 1mm dicken Herzwürmer werden bis zu 30 cm lang und besiedeln Herz und Lungenarterien von Hunden, bisweilen auch von Katzen.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Dirofilariose um eine Zoonose, also eine zwischen Mensch und Tier übertragbare Erkrankung. Eine Übertragung auf den Menschen ist zwar möglich, hier können sich die Parasiten jedoch nicht zum erwachsenen Wurm weiterentwickeln; die Larvenstadien verbleiben als abgekapselte Knötchen in der Unterhaut, der Lunge und – in seltenen Fällen – auch in anderen Organen.
Wie werden Herzwürmer übertragen?
Herzwürmer benötigen einen Zwischenwirt, um von einem Wirt zum nächsten zu gelangen. Als Zwischenwirte dienen ihm eine Vielzahl von Stechmückenarten (Culiciden). Diese nehmen bei einem Stich zusammen mit ihrer Blutmahlzeit die sogenannten Mikrofilarien auf, die sich im Blut eines infizierten Hundes befinden. Mikrofilarien sind kleine Larvenstadien des Herzwurmes. Diese entwickeln sich in der Mücke weiter zu infektiösen Larvenstadien (sog. Larve 3). Sticht die Mücke nun einen weiteren Hund, kommt es zur Übertragung der infektiösen Larven. Diese entwickeln sich im Hund weiter (in der Haut, im Fettgewebe und in der Skelettmuskulatur) und besiedeln etwa 2-3 Monate nach der Infektion die Lungenarterien und das rechte Herz (rechter Vorhof und rechte Kammer). Hier wachsen die Filarien zu erwachsenen, geschlechtsreifen Herzwürmern (Makrofilarien) heran. Etwa 6-7 Monate nach der Infektion werden die ersten Larven (Mikrofilarien) freigesetzt, die sich dann im Blut des Hundes befinden.
Hier ein tolles Erklärvideo:
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Krankheitsbild
Äußerlich verläuft die Dirofilariose häufig symptomlos.
Gefäßentzündungen, Bluthochdruck in der Lunge und eine Erweiterung des rechten Herzens (Rechtsherzhypertrophie) kommen jedoch vor. Vor allem in chronischen Fällen kann das Herz nicht mehr genügend Leistung erbringen; es entstehen Stauungsödeme (Flüssigkeitsansammlungen) in verschiedenen Bereichen des Körpers. Weitere mögliche Folgen der Erkrankung können sein:
- Chronischer Husten
- Atemnot
- Häufiges Erbrechen
- Lethargie; Müdigkeit, Leistungsschwäche
- Entzündungen der Nieren
- Ekzeme
- Völlige Verstopfung (Stenose) der hinteren Hohlvene sowie des rechten Herzvorhofes durch massiven Wurmbefall (sog. Vena-Cava-Syndrom; vor allem bei kleineren Hunden) mit Schocksymptomatik und Braunfärbung des Urins durch intravasale Hämolyse (Zerstörung von roten Blutkörperchen).
Diagnostik
Die Mikrofilarien können im Rahmen einer Laboruntersuchung im Blut des Hundes nachgewiesen werden. Wichtig ist der korrekte Entnahmezeitpunkt: Die Mikrofilariendichte im Blut des Hundes schwankt tageszeitabhängig; am höchsten ist sie in den späten Nachmittagsstunden und am frühen Abend – hier ist auch die Flugaktivität der Zwischenwirte am intensivsten.
Neben dem mikroskopischen Nachweis der Mikrofilarien nach Anreicherung und Färbung (dies geschieht in der Regel durch ein Labor) gibt es mittlerweile auch spezielle Testkits, die das Antigen (Bestandteile der Mikrofilarien) nachweisen können und die der Tierarzt direkt in der Praxis auswerten kann.
Ein Röntgenbild liefert Informationen über den Zustand von Herz, Lungenarterien und Lungengewebe.
Sinnvoll sind zudem Untersuchungen auf weitere sogenannte Reise- oder Importkrankheiten wie Babesiose, Ehrlichiose oder Leishmaniose, da Hunde mit Herzwürmern in der Regel aus Regionen kommen, in denen auch die oben genannten Erkrankungen häufiger auftreten.
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Behandlungsmöglichkeiten
Mikrofilarien können relativ unkompliziert mit einem speziellen Medikament aus der Gruppe der makrozyklischen Lactone abgetötet werden. Wie bei fast jedem wirksamen Medikament besteht jedoch die Gefahr von Nebenwirkungen (u. a. Erbrechen, beschleunigte Atmung, Gefäßerweiterung).
Haben sich die Parasiten jedoch bereits zu erwachsenen Herzwürmern (Makrofilarien) entwickelt, so gestaltet sich die Therapie vergleichsweise schwierig. Der Hund muss dann mit Arsenpräparaten behandelt werden. Diese sind relativ schlecht verträglich, da es jedoch keine alternative Behandlungsmethode gibt, muss das Risiko erheblicher Nebenwirkungen bzw. Komplikationen eingegangen werden. Parallel zu dieser Therapie muss eine Thromboseprophylaxe und eine entzündungshemmende Medikation durchgeführt werden. Die Behandlung sollte einem Spezialisten vorbehalten sein; der stationäre Aufenthalt in einer Tierklinik kann sinnvoll sein. Der Hund muss 2-4 Wochen Boxenruhe erdulden, um das Thromboserisiko nicht zu erhöhen.
Durch das gleichzeitige Absterben der Würmer kann es, insbesondere bei einem Massenbefall, zu einem Abschwemmen der Parasiten in kleinere Blutgefäße kommen, die daraufhin so stark verlegt werden, dass kein Blut mehr durch sie hindurchströmen kann.
Eine operative Entfernung der erwachsenen Herzwürmer ist möglich.
Prognose
Bei einem Befall mit Mikrofilarien, der vor der Entwicklung erwachsener Herzwürmer erkannt und korrekt behandelt wird, ist die Prognose in der Regel gut.
Leidet der Hund bereits unter Makrofilarien, so ist die Prognose abhängig von der Stärke des Befalls, den bereits erfolgten Organveränderungen und der individuellen Verträglichkeit der Therapie. Bei Hunden mit hochgradigen Herz- und/oder Lungenveränderungen sind im Rahmen der Therapie Todesfälle möglich.
Prophylaxe
Die sicherste Form der Prophylaxe besteht darin, den Hund nicht mit in die gefährdeten (Urlaubs-)regionen zu nehmen.
Ist dies absolut nicht möglich, so muss der Hund rechtzeitig vor der Abreise einem Tierarzt vorgestellt werden, der eine sogenannte Reiseprophylaxe verschreibt. Dabei muss der Hund innerhalb eines genau festgelegten Zeitraums ein Medikament erhalten, welches vor der Herzwurmerkrankung schützt.
Ebenfalls fester Bestandteil der Reisevorbereitungen ist die Anwendung eines geeigneten Präparates zur Ektoparasitenprophylaxe, welches auch gegen Stechmücken wirksam ist (spezielles Präparat vom Tierarzt).