Die Aujeszky-Krankheit (Morbus Aujeszky, Pseudowut) ist eine für Hunde sehr gefährliche Infektionskrankheit, die das Zentrale Nervensystem (ZNS; =Gehirn, Rückenmark) betrifft. Auslöser der Erkrankung ist ein Herpesvirus (Suides Herpesvirus 1, SHV-1), dessen Hauptwirt eigentlich das Schwein ist.
Während das Virus beim Schwein zu Allgemeininfektionen mit Atemwegserkrankungen, Fruchtbarkeitsstörungen und teilweise auch ZNS-Beteiligung führt, die häufig überlebt werden, kommt es bei Hunden, Katzen und einigen weiteren Säugetieren zu einer schweren Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die in der Regel tödlich endet. Durch die Ähnlichkeit der meisten Symptome mit jenen der Tollwut wird die Erkrankung auch als „Pseudowut“ bezeichnet. Menschen und Primaten sind für das Virus nicht empfänglich.
Die Erkrankung, die nach dem ungarischen Tierarzt Aladár Aujeszky benannt ist, kommt weltweit vor.
Krankheitsbild
Hunde können sich durch den Verzehr von nicht (ausreichend) erhitztem Schweinefleisch und durch Kontakt mit Schweinen mit dem Virus infizieren. Da das Virus auch bei Wildschweinen vorkommt, unterliegen jagdlich geführte Hunde einem erhöhten Infektionsrisiko.
Nach einer Inkubationszeit von etwa 2-9 Tagen kommt es zu einer Gehirn- und Rückenmarksentzündung, die mit entsprechenden Ausfallserscheinungen der betroffenen Nerven einhergeht.
Im Verlauf der Erkrankung können folgende Symptome auftreten:
- Verhaltensänderungen, z. B. Ruhelosigkeit, anhaltendes Bellen, Aggressivität
- Appetitlosigkeit
- Schluckbeschwerden, Speicheln
- Durchfall, Erbrechen
- Fieber
- Atemnot
- Bewusstseinsstörungen
- Krämpfe, Lähmungen
- Herzrhythmusstörungen.
Der Tod tritt in der Regel innerhalb von 24-72 Stunden nach dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome ein. Plötzliche Todesfälle kommen ebenfalls vor.
„Fehlwirte“ des Virus, also alle Spezies mit Ausnahme des Schweins, scheiden bei einer Infektion kein Virus aus, können also auf direktem Wege keine weiteren Kontakttiere infizieren.
Die gezielte Bekämpfung der Erkrankung hat zwar dazu geführt, dass diese in vom Menschen betreuten Schweinehaltungen in vielen Ländern mittlerweile nicht mehr auftritt; das jeweilige Land gilt dann offiziell als Aujeszky-frei. Diese Definition bezieht sich jedoch nicht auf den Wildschweinbestand des Landes. In Deutschland beispielsweise wurden für das Bundesland Nordrhein-Westfalen etwa 10% der Wildschweine als Virusträger identifiziert; ein Kontakt zu Hausschweinen in Freilandhaltung stellt für diese ein potentielles Infektionsrisiko dar.
Diagnostik
Besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer Infektion mit dem SHV-1, so muss der Hund unverzüglich in tierärztliche Betreuung gegeben werden. Anhand der Symptomatik in Verbindung mit dem Vorbericht kann der Tierarzt eine Verdachtsdiagnose stellen. Die betroffenen Hunde versterben in der Regel sehr schnell; mittels Blutuntersuchungen am lebenden Tier können keine Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden.
Eine sichere Diagnosestellung ist in aller Regel erst am toten Tier durchführbar. In Gefrierschnitten von Gehirn und Tonsillen (Rachenmandeln) kann das Virus mit Immunfluoreszenzuntersuchungen bzw. PCR (Polymerase-Kettenreaktion) nachgewiesen werden.
Die Aujeszky-Krankheit ist anzeigepflichtig, das bedeutet, (Verdachts-)Fälle müssen dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine gezielte Behandlung der Aujeszky-Krankheit ist nicht möglich. Das betroffene Tier muss von anderen separiert werden. Um die Diagnose zu sichern bzw. die Differentialdiagnose Tollwut auszuschließen, muss der Hund nach seinem Tode entsprechend untersucht werden.
Prognose
Die Prognose ist beim Hund stets ungünstig (tödlicher Verlauf).
Prophylaxe
Sofern dies nicht notwendig ist (Ausnahme: Jagdhunde), sollten Hunde nach Möglichkeit keinen direkten Kontakt zu Schweinen haben.
Schweinefleisch, das an Hunde verfüttert werden soll, muss zuvor gründlich abgekocht werden (bei Erreichen einer Kerntemperatur von 100 °C 10 Minuten kochen lassen).
Für Schweine ist ein Impfstoff verfügbar, dieser ist jedoch beim Hund kaum wirksam.