Zahnwurzelentzündung

Zahnwurzelentzuendung

Auch Hunde können unter einer Entzündung des Zahnwurzelbereiches leiden.
Um besser verstehen zu können, was dabei genau passiert, muss man wissen, wie dieser Bereich aufgebaut ist.

Kleine Anatomie des Zahnes
Ein Zahn besteht aus der Zahnkrone sowie einer oder mehreren Zahnwurzeln. Befindet sich zwischen beiden Teilen eine Einschnürung, wird dieser Bereich als Zahnhals bezeichnet.
Ganz im Inneren des Zahnes befindet sich die Zahnhöhle. Diese ist mit dem sogenannten Zahnmark (Pulpa) gefüllt, das aus Bindegewebe, Blutgefäßen und Nervenfasern besteht.
Die Zahnhöhle wird von einer dicken Schicht aus Zahnbein (Dentin) umgeben.
Das Dentin wiederum wird nach außen hin von einer weiteren, dünneren Schutzschicht überzogen: Im Kronenbereich vom Zahnschmelz, im Wurzelbereich vom sogenannten Zement.

Im Kieferknochen befinden sich die Zahnfächer (Alveolen). Hierin sind die Zähne fest verankert. Die sogenannte Wurzelhaut (Periodontium) verbindet die Zementschicht im Zahnwurzelbereich mit dem Kieferknochen. Das Zahnfleisch (Gingiva) sitzt dem Kieferknochen nach außen hin auf und bildet einen weiteren Teil des Zahnhalteapparates (Parodontium).

Krankheitsbild 

Wichtig: regelmäßige-Zahnkontrolle
Wichtig: regelmäßige-Zahnkontrolle

Bei Entzündungen im Bereich der Zahnwurzel können verschiedene Bereiche betroffen sein:

-Ist das Zahnmark (Pulpa) mit seinen enthaltenen Nervenfasern („Zahnnerv“) und Blutgefäßen entzündet, liegt eine Pulpitis vor. Das Zahnmark kann dabei absterben.
-Ist die Wurzelhaut (Periodontium) entzündet, spricht man von einer Periodontitis.
-Ist der gesamte Zahnhalteapparat (Parodontium) betroffen, hat der Hund eine Parodontitis.

Die Übergänge sind oft fließend. Aus einer Pulpitis kann sich z. B. schnell eine Parodontitis entwickeln.

Die Entzündungen entstehen meist durch Bakterien. Diese können über mehrere Wege an ihren „Zielort“ gelangen:

-Durch eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), wie sie häufig durch Zahnstein entsteht.

-Durch ein Trauma, d. h. eine Verletzung durch äußere Einwirkung (z. B. ein Schlag, der zu einer Zahnfraktur führt, oder aber auch ein ins Zahnfleisch eingespießter Fremdkörper wie etwa ein Stück Holz).
Eine durch ein Trauma wie einen Schlag ausgelöste Entzündung kann (zunächst) auch steril sein, d. h. ohne die Beteiligung von Bakterien.
Das durch die Verletzung geschädigte Gewebe bietet jedoch eindringenden Bakterien gute Bedingungen; bei Fremdkörpern wie Holzstückchen ist eine bakterielle Besiedelung fast immer gegeben.

-Durch Karies (beim Hund relativ selten).

Ob sich eine bakterielle Entzündung entwickelt, wie stark diese ausfällt und wie schnell sie fortschreitet, hängt auch davon ab, wie stark die Immunantwort des Hundes ausfällt. Welpen und ältere Hunde haben kein ganz so leistungsfähiges Immunsystem wie erwachsene, gesunde Hunde, daher sind sie häufiger betroffen.

Unverzichtbar: Zahnpflege beim Hund
Unverzichtbar: Zahnpflege beim Hund

Im Bereich der Zahnwurzel kann sich durch den chronischen Entzündungsreiz ein Granulom bilden, das ist ein Knötchen aus neu gebildetem Gewebe.
Auch der Kieferknochen kann sich entzünden; dabei können Hohlräume entstehen (sog. Wurzelspitzengranulom).
Eine Ansammlung von Eiter im Wurzelbereich (Wurzelabszess) kann sich, wenn der Eiter nicht durch die Maulhöhle abfließen kann, auf den Kieferknochen ausweiten und dort zu einer Knochenentzündung führen, bei der Teile des Knochens aufgelöst werden können.
Ein Zahnwurzelabszess kann auch über eine Fistel einen Ausgang nach draußen bekommen, z. B. unter dem Auge oder auch über die Nase.

Hunde mit einer Zahnwurzelentzündung zeigen oft folgende Symptome:
-Schlechtes Fressverhalten (Kaustörungen, Schmerzäußerungen, Futterverweigerung)
-Vermehrter Speichelfluss
-Trüber oder gar blutiger Speichel
-Starker Maulgeruch
-Geschwollenes Zahnfleisch
-Eiter am Übergang von Zahnfleisch und Zahn
-Bei Zahnfisteln: Schwellungen im Gesichtsbereich (von außen zu sehen bzw. zu spüren), teilweise auch (eitriger) Nasenausfluss.

Teilweise sind jedoch auch keine äußerlichen Symptome zu erkennen.

Beim Hund besonders häufig betroffene Zähne sind:
-Der sogenannte Reißzahn im Oberkiefer (der 4. Prämolare / P4 / 4. vorderer Backenzahn)
-Der erste hintere Backenzahn im Oberkiefer (1. Molare / M1).

Die Diagnose stellt der Tierarzt durch eine gründliche Untersuchung der Maulhöhle, meist in Verbindung mit einer Röntgenaufnahme (bei Fisteln oft auch mit Kontrastmittel).
Bei Zahnfisteln liefert auch eine Sondierung, d. h. das vorsichtige Einschieben einer dünnen Metallsonde in den Fistelkanal, Hinweise auf den betroffenen Zahn.

Behandlungsmöglichkeiten
Die zügige Behandlung einer Zahnwurzelentzündung ist sehr wichtig.
Unbehandelt können die Bakterien sich weiter vermehren und über die Blutbahn auch in andere Körperbereiche des Hundes gelangen, z. B. in das Herz oder in andere innere Organe. Dort können sie teils großen Schaden anrichten.

Der Tierarzt führt eine sogenannte Zahnsanierung durch. Dazu muss der Hund in Narkose gelegt werden. Je nach Ausmaß der Erkrankung wird der betroffene Zahn entweder komplett gezogen oder z. B. auch nur die abgestorbene Wurzelspitze entfernt und die Zahnhöhle gefüllt.
Das entzündete umliegende Gewebe wird so gut wie möglich abgetragen, gespült und antibiotisch behandelt.
Zusätzlich zu der lokalen Behandlung muss der Hund auch einige Tage lang ein Antibiotikum systemisch verabreicht bekommen, d. h. in Tablettenform oder als Spritzen. Besonders sinnvoll ist es, damit bereits einige Tage vor der geplanten Behandlung zu beginnen.
Der Hund bekommt in der Regel auch noch ein Schmerzmittel, das zusätzlich eine entzündungshemmende Wirkung hat.

Tipp: auch Manuka Honig kann mit seiner entzündungshemmenden Wirkung helfen.

Die ersten Tage nach dem Eingriff sollte der Hund mit weichem Futter, welches nicht so stark krümelt, gefüttert werden. Wenn der Hund es zulässt, kann auch ein vorsichtiges Ausspülen der Maulhöhle mit steriler Kochsalzlösung nach dem Fressen sinnvoll sein.

Prognose
Wird der entzündete Bereich rechtzeitig und fachkundig behandelt, ist die Prognose gut.

Prophylaxe
Eine gute Zahnpflege und eine regelmäßige Gebisskontrolle durch den Tierarzt sind immer zu empfehlen.
Viele Hunde lieben Holz. Geeignete Äste zum Benagen dienen in gewissem Umfang auch der Gebisspflege. Wird der Hund dabei beaufsichtigt bzw. seine Zähne hinterher kurz angeschaut, ist das vollkommen in Ordnung. Auf das Werfen von Stöckchen sollte jedoch verzichtet werden, da hier durch das schnelle, teils unkontrollierte Zubeißen die Gefahr eines Einspießens höher ist.
Steine sollten weder benagt noch geworfen werden, da sie den Zahnschmelz schädigen und die Zahnhöhle eröffnen können.

Teile wenn es Dir gefällt:

ein Kommentar

  1. Was mache ich denn wenn mein Hund nicht mehr sediert werden kann??? Sie ist 18 Jahre alt und hat noch alle Zähne. Vor einigen Monaten hatte sie noch nichtmal Zahnstein. Und nun……. Katastrophe!!!!
    Was soll ich jetzt machen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert