Cushing-Syndrom (Morbus Cushing)

Das Cushing-Syndrom (Morbus Cushing, Hyperadrenokortizismus) zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Hundes aus dem Teilbereich der Inneren Medizin.

Es handelt sich dabei um eine Überfunktion der Nebennierenrinde, die mit einer erhöhten Cortisolproduktion einhergeht. Bedingt durch den zu hohen Cortisolspiegel im Blut des Hundes treten in verschiedenen Körperbereichen krankhafte Veränderungen auf, die häufig bereits von außen als Symptom der Erkrankung erkennbar sind.

Betroffen sind meist etwas ältere Tiere; in der Regel tritt die Erkrankung erst in der zweiten Lebenshälfte auf. Hündinnen leiden etwas öfter unter einem Cushing-Syndrom als Rüden; besonders häufig betroffene Rassen sind Pudel, Dackel, Cockerspaniel, Beagle, verschiedene Terrierrassen, Deutscher Schäferhund und Boxer.

 

Krankheitsbild

By self (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons
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Die Nebennierenrinde des Hundes produziert Cortisol, ein Steroidhormon, welches beim gesunden Tier in physiologischer – das bedeutet „normaler“ –Konzentration lebenswichtige Funktionen, unter anderem für den Stoffwechsel, übernimmt. Produziert die Nebennierenrinde jedoch zuviel davon, so kann dieser Überschuss schädliche Folgen haben.

In etwa 20% aller Fälle liegt der Überfunktion der Nebennierenrinde ein Tumor derselben zugrunde; meist ist dann nur eine Nebenniere betroffen. Nebennierentumoren sind zu 50% bösartig, das bedeutet, sie können Metastasen in weiteren Körperregionen des Hundes bilden.

Sehr viel häufiger, nämlich in ca. 80% der Fälle, liegt das Problem jedoch „eine Stufe weiter oben“ in der Hormonkaskade: Ein – in der Regel gutartiger – Tumor der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) führt zu einer vermehrten Ausschüttung des hier gebildeten Hormons ACTH, welches wiederum eine stimulierende Wirkung auf die Nebennieren des Hundes hat. Beide Nebennieren vergrößern sich dann und schütten vermehrt Cortisol aus.

Eine weitere Möglichkeit für die Entstehung eines Cushing-Syndroms ist die iatrogene, also die ärztliche, Zuführung von Glukokortikoiden wie Cortison (abhängig von Dosis, Dauer und Art des Glukokortikoids).

 

Zu den äußerlich erkennbaren Anzeichen der Erkrankung zählen:

-Vermehrter Durst (Polydipsie)

-Vermehrter Harnabsatz (Polyurie)

-Gesteigerter Appetit (Polyphagie)

-Dünneres, stumpfes, trockenes Fell

-Haarlose Stellen (insbesondere an den Flanken, am Unterbauch und an den Ohren; meist beidseitig symmetrisch)

-Hautveränderungen (dünne Haut, entzündete Hautstellen, vermehrte Pigmentierung, Juckreiz)

-Schlechte Wundheilung

-Muskelatrophie (Muskelschwund) durch vermehrten Proteinabbau

-Umverteilung von Körperfett (Stammfettsucht, Hängebauch)

-Vermehrtes Hecheln

-Ausbleiben der Läufigkeit bei unkastrierten Hündinnen

-Verkleinerung der Hoden beim unkastrierten Rüden (Hodenatrophie)

-Neurologische Symptome und/oder Verhaltensänderungen bei Tumoren der Hypophyse.

 

Diagnostik

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann der Tierarzt häufig schon durch Betrachten des Hundes eine Verdachtsdiagnose erstellen. Diese wird dann durch gründliche weiterführende Untersuchungen geprüft und von den sogenannten Differentialdiagnosen (Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik) abgegrenzt.

Eine Blutuntersuchung ist zwingend notwendig; sie liefert wichtige erste Verdachtsmomente, die durch weitere spezielle Untersuchungen abgeprüft werden, z. B. durch den sogenannten Dexamethason-Suppressionstest oder den ACTH-Stimulationstest.

Für die Durchführung des Dexamethason-Suppressionstests bekommt der Hund eine geringe Dosis Dexamethason (Cortison) gespritzt. Das Prinzip des Tests beruht auf der sogenannten negativen Feedback-Wirkung, die eintritt, wenn im Blut des Hundes genügend bzw. mehr Cortisol als notwendig zirkuliert. Durch spezielle Rückkopplungsmechanismen drosselt die Hypophyse ihre ACTH- und in der Folge die Nebennieren ihre Cortisol-Produktion. Bei Hunden mit Cushing-Syndrom funktioniert dieser negative Feedback-Mechanismus nicht mehr richtig; ihr Cortisolspiegel fällt somit nicht oder nur sehr schwach ab.

Beim ACTH-Stimulationstest geht es darum, durch Applizieren des Hormons ACTH eine vermehrte Ausschüttung von Cortisol in der Nebennierenrinde des Hundes zu provozieren. Bei Hunden mit Cushing-Syndrom produzieren die vergrößerten Nebennieren als Reaktion darauf deutlich mehr Cortisol als bei gesunden Tieren.

Eine Untersuchung des Urins liefert dem Tierarzt weitere entscheidende Hinweise; hier sind insbesondere spezifische Gewicht des Urins sowie das Cortisol-/Kreatinin-Verhältnis im Urin von Bedeutung.

Neben weiteren speziellen Tests können Ultraschall- bzw. Röntgenuntersuchungen des Bauchraumes dabei helfen, die Ursache des Cushing-Syndroms zu ermitteln: Durch das Betrachten und Vermessen der Nebennieren kann der Tierarzt Rückschlüsse auf den Sitz des Tumors ziehen (einseitig vergrößerte Nebenniere mit unter Umständen sichtbarem Tumor sowie verkleinerte zweite Nebenniere à Tumor der Nebennierenrinde; beidseits vergrößerte Nebennieren à Tumor der Hypophyse). Die Bilder zeigen zudem häufig vermehrte Fetteinlagerungen, eine vergrößerte Leber und/oder Harnblase sowie gegebenenfalls Metastasen bei bösartigen Tumoren der Nebennierenrinde.

 

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung des Cushing-Syndroms richtet sich nach der Ursache, also in der Regel nach dem Sitz des vorhandenen Tumors.

Tumoren der Nebennierenrinde, die (noch) keine Metastasen gebildet haben, können chirurgisch entfernt werden.

Tumoren der Hypophyse können durch eine Strahlentherapie behandelt werden, häufiger ist jedoch eine reine medikamentöse Therapie.

Regelmäßige Blutuntersuchungen sind dabei wichtig, um zu überprüfen, ob die derzeitige Dosis des Medikamentes nach wie vor korrekt ist oder ob sie gegebenenfalls angepasst werden muss.

 

Prognose

Ein korrekt diagnostiziertes und behandeltes Cushing-Syndrom, dem kein metastasierender Tumor zugrunde liegt, hat in der Regel eine gute Prognose. Die Tiere haben in den meisten Fällen wieder eine deutlich verbesserte Lebensqualität. Wichtig ist die korrekte, das bedeutet regelmäßige und mengenmäßig richtige Eingabe des Medikamentes sowie das Wahrnehmen regelmäßiger Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt.

Bei Tumoren der Hypophyse kann es in etwa 20% der Fälle vorkommen, dass durch ein langsames Wachsen des Tumors neurologische Symptome auftreten. Diese können den Hund unter Umständen so stark beeinträchtigen, dass die Prognose weniger günstig ausfällt.

 

Prophylaxe

Alle Hunde, jedoch insbesondere ältere Tiere und solche häufiger betroffener Rassen, sollten stets gut beobachtet und bei eventuellen Auffälligkeiten einem Tierarzt vorgestellt werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ein- bis zweimal im Jahr sind empfehlenswert; diese können zum Beispiel im Rahmen eines Impftermins oder bei der Abgabe von Antiparasitika durchgeführt werden.

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