Unter dem Begriff Inkontinenz versteht man das Unvermögen des Hundes, Harn bzw. Kot zurückzuhalten.
Es gibt demnach zwei Formen der Inkontinenz, die jeweils verschiedene Ursachen haben können: Die Harninkontinenz und die Kotinkontinenz.
Die Inkontinenz muss grundsätzlich von der Unsauberkeit (z. B. Harnabsatz aufgrund mangelnder Stubenreinheit oder im Zuge von Verhaltensstörungen) abgegrenzt werden. Junge Hunde, die ein stark unterwürfiges Verhalten zeigen, nässen sich mitunter ein; diese Form der Unsauberkeit gilt ebenfalls nicht als Inkontinenz und bessert sich meist mit zunehmendem Alter des Tieres.
Harninkontinenz
Die Harninkontinenz tritt bei älteren Hunden generell häufiger auf. Auch kastrierte Hündinnen, insbesondere großer Rassen (ab etwa 20 kg Körpergewicht), sind öfter betroffen. Rassen wie Boxer, Dobermann, Riesenschnauzer, Rottweiler und Bobtail unterliegen hier einem besonders hohen Risiko. Der Verschlussmechanismus der Harnröhre ist dabei beeinträchtigt.
Wahrscheinlichster Grund hierfür ist der durch die Kastration bedingte Mangel an Östrogen, einem weiblichen Geschlechtshormon. Angeborene Missbildungen des Harntraktes, z. B. ein sogenannter ektopischer Ureter (an der falschen Stelle einmündender Harnleiter), sind weitere Gründe für das Vorliegen einer Harninkontinenz.
Die Inkontinenz kann auch als Begleiterscheinung auftreten bei
- Nierenerkrankungen
- Harnsteinen (Urolithen)
- Harnwegsinfektionen (z. B. Blasenentzündung)
- Zubildungen/Tumoren im Urogenitaltrakt
- Störungen der Nervenfunktion, beispielsweise durch Verletzungen, einen Bandscheibenvorfall, einen Tumor, ein Cauda-equina-Syndrom oder durch die sogenannte Degenerative Myelopathie (fortschreitende Schädigung des Rückenmarks).
Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Morbus Cushing gehen häufig mit einer erhöhten Harnproduktion einher. Gleiches gilt für bestimmte Herzerkrankungen, bei denen der Hund entwässernde Medikamente erhält. Der Hund kann hierbei durch die vermehrte Urinproduktion ebenfalls ungewollt Harn verlieren.
Kotinkontinenz
Auch der Kotabsatz kann sich der willentlichen bzw. reflektorischen Kontrolle des Hundes entziehen. Man unterscheidet zwischen der sogenannten Teilinkontinenz, die nur bei dünnem Kot oder bei Belastung auftritt, und der Totalinkontinenz.
Gründe hierfür können u. a. sein:
- Durchfälle; Darmentzündungen (durch die Schädigung des Dickdarms ist dieser nicht mehr in der Lage, dem Kot ausreichend Wasser zu entziehen; das Kotvolumen wird für den Enddarm zu groß, um es zurückhalten zu können)
- Zubildungen/Tumoren im Bereich des Enddarms bzw. des Darmausgangs
- Defekte des Schließmuskels, z. B. durch Verletzungen oder Störungen der Nervenfunktion (etwa durch einen Bandscheibenvorfall); auch altersbedingt möglich
- Angeborene anatomische Fehlbildungen (z. B. zu klein ausgebildeter Enddarm).
Krankheitsbild
Die Harninkontinenz äußert sich u. a. durch
- Teils permanenten Verlust kleiner Urinmengen (v. a. bei anatomischen Missbildungen des Harntraktes)
- Harnträufeln (z. B. bei kastrierten Hündinnen besonders im Schlaf und nach dem Aufstehen)
- Mitunter schmerzhaftes Pressen auf Harn.
Zu den Symptomen der Kotinkontinenz gehören:
- Unkontrollierter Kotverlust
- Schwierigkeiten beim Kotabsatz; teilweise starkes Pressen.
- Bei Defekten des Schließmuskels zeigen die betroffenen Hunde meist beim Husten oder Bellen Kotverlust (in der Regel kleine Mengen).
Diagnostik
Da sowohl die Harn- als auch die Kotinkontinenz sehr vielfältige Ursachen haben können, ist eine gründliche Diagnostik wichtig. Nur so kann ein individueller, genau auf die jeweilige Ursache zugeschnittener Behandlungsplan erstellt werden.
Nach einer ausführlichen Anamnese (Vorbericht) wird der Hund vom Tierarzt gründlich untersucht. Eine Urin-, Kot- oder Blutuntersuchung kann je nach vorliegendem Fall notwendig sein. Unter Umständen müssen auch Röntgenbilder, ein Ultraschall oder weiterführende Untersuchungen (z. B. MRT, Blasen- oder Darmspiegelung, Entnahme einer Gewebeprobe) angefertigt werden, um zu einer sicheren Diagnose zu gelangen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der Inkontinenz richtet sich nach der Grundproblematik. Diese wird – soweit möglich – ursächlich behandelt.
Hinzu kommt die symptomatische Therapie der Inkontinenz. Diese besteht in der Gabe spezieller Medikamente (z. B. Sympathomimetika bei bestimmten Fällen der Harninkontinenz) und – im Falle der Kotinkontinenz – in der Fütterung einer hoch verdaulichen Schonkost.
Bei harninkontinenten Hunden gibt es weiterhin die Möglichkeit einer Kollageninjektion in die Schleimhaut der Harnröhre, um den Harnröhrenverschluss zu verbessern. Dieser Eingriff wird endoskopisch vorgenommen.
Wie lange die Behandlung fortgeführt werden muss, richtet sich ebenfalls nach der Ursache der Erkrankung. In manchen Fällen kann eine dauerhafte Therapie notwendig werden.
Wichtig ist, dass der Hund keinesfalls weniger Wasser zu trinken bekommen darf als gewöhnlich. Häufiger notwendige Gassigänge und eine intensive Pflege des Patienten müssen in Kauf genommen werden.
Es ist wichtig, darauf zu achten, dass der Hund immer sauber und trocken gehalten wird. Eine wasseraufsaugende Spezialauflage kann helfen, das Hundebett nachts trocken zu halten. Es gibt spezielle Hundewindeln, die ein Verschmutzen der Wohnung weitestgehend verhindern. Hier sollte aber unbedingt auf eine gute Passform und auf die (dauerhafte) Zumutbarkeit der Maßnahme für den Hund geachtet werden.
Prognose
Je nach Ursache und Schweregrad der Inkontinenz ist die Prognose sehr gut bis aussichtslos. Eine infektiöse Erkrankung des Harntrakts oder eine Durchfallerkrankung sind in der Regel gut behandelbar und heilen in der Regel folgenlos aus. Die Inkontinenz ist dann nicht mehr vorhanden. Anatomische Fehlbildungen können häufig mit gutem Ergebnis operiert werden.
Liegt die Ursache der Inkontinenz in einer gestörten Nervenfunktion, so ist die Prognose abhängig von der Behandelbarkeit des zugrundeliegenden Problems. So kann ein erfolgreich operierter Bandscheibenvorfall zu einer erheblichen Besserung einer Inkontinenz führen. Erkrankungen wie die Degenerative Myelopathie hingegen entziehen sich weitestgehend einer Behandlung, so dass die Prognose hier wesentlich schlechter ausfällt.
Prophylaxe
Eine spezifische Prophylaxe ist nur schwer möglich.
Unkastrierte Hündinnen werden seltener inkontinent als ihre kastrierten Artgenossinnen, dennoch müssen bei der Entscheidung für oder gegen eine Kastration mehrere wichtige Faktoren gegeneinander abgewogen werden (siehe Kastration der Hündin – Pro und Contra).
Insbesondere kleine Hunderassen mit wenig Unterwolle sind bei (nass)kalter Witterung einem erhöhten Risiko für Harnwegsinfektionen ausgesetzt. Sie sollten nicht auf kaltem Boden sitzen oder liegen und stets in Bewegung bleiben bzw. gegebenenfalls mit einem warmen Hundemantel eingedeckt werden.
Infektiösen Darmerkrankungen kann ein Stück weit vorgebeugt werden, indem der Hund nur hygienisch einwandfreies Futter aus einem sauberen Napf erhält. Ein Abkochen der Ration senkt die Infektionsgefahr mit durchfallverursachenden Bakterien wie Salmonellen, E. Coli oder Campylobacter bzw. Viren wie Rota- und Coronaviren sowie Parasiten und ihrer Zwischenstadien (z. B. Kokzidien, Toxoplasmen).
Zu den gängigen Schutzimpfungen beim Hund (sog. Core-Vakzine) gehören die Impfungen gegen Staupe, Parvovirose und Leptospirose. Diese Erkrankungen können mit teils starken Durchfällen einhergehen; an Leptospirose erkrankte Hunde entwickeln häufig Harnwegsinfekte bis hin zum Nierenversagen.
Bandscheibenvorfällen kann bei hierfür anfälligen Rassen in geringem Umfang durch das Vermeiden von Übergewicht und unpassenden Bewegungsmustern (z. B. hohe Sprünge, viele Treppen) vorgebeugt werden.
Meine Hündin ist Inkontinent, sie bekommt täglich 5 gemahlene Kürbiskerne unters Futter gemischt und hält seitdem wesentlich länger durch!
(vorher 2-3 stunden, jetzt 6-8).
Finde so etwas auch einfach viel besser als immer ddiese doofe Chemie….
Toller Tipp!
Danke dafür!