Wenn ein Hund trinkt, schlappert und kleckert das Tier ziemlich herum. Doch was chaotisch aussieht, ist ein präzises und schlaues Verfahren, mit dem Hunde eine anatomische Unmöglichkeit ausgleichen. Hunde sind zwar in der Lage, ihr Maul weit aufzureißen aber nicht richtig zu schließen. Damit ist es Hunden unmöglich, im Rachen ein Vakuum zu erzeugen, um Wasser aufzusaugen.
Das liegt vor allem daran, dass die Wangen von Hunden nicht fürs Trinken ausgelegt sind. Daher müssen sich Hunde mit einer raffinierten Zungentechnik behelfen. Das Maul von Hund und Katze ist optimal auf das Leben als Raubtier ausgelegt. Statt durchgehender Wangen haben sie eingekerbte Schnauzen-Seiten. Das hilft ihnen, dass Maul weit aufzureißen, um die Beute zu fangen und zu erlegen. Obwohl die Maulform für den Beutefang hilfreich ist, so störend ist sie beim Trinken. Die Form des Maules macht es den Tieren unmöglich, in ihrem Fang einen Unterdruck zu erzeugen, um so Wasser aufzunehmen, wie wir Menschen.
Wie trinken Hunde und Katzen?
Hunde und Katzen müssen Wasser mit anderen Mitteln aufnehmen als mit Sog. Das erreichen die Tiere mit schnellen Zungenschlägen. Katzen legen ihre Zunge flach auf das Wasser und ziehen die Zunge anschließend schnell nach oben. Durch die Trägheit bleibt das Wasser an der Unterseite der Zunge hängen. Den oberen Teil der entstehenden Wassersäule nimmt das Tier mit dem Maul auf.
Die hohe Geschwindigkeit unterscheidet das Trinkverhalten der Hunde vom Trinkverhalten von Katzen. Diese berühren das Wasser mit der Zungenspitze nur leicht, wodurch der Trinkprozess bei Katzen deutlich eleganter aussieht.
Jetzt könnte man meinen, dass es bei Hunden ähnlich abläuft, doch als man das Trinkverhalten von Hunden untersucht hat, stellte sich das anders heraus. Mit Filmaufnahmen von speziellen Kameras konnte man das Trinkverhalten der Vierbeiner genau untersuchen.
Hunde schlagen mit ihrer Zunge gerade aufs Wasser auf, das erzeugt viel Gespritze. Wenn ein Hund trinkt, legt er nicht seine Zunge auf das Wasser, wie es eine Katze macht, sondern rollt seine Zunge ein, während er die Zunge in das Wasser eintaucht. Anschließend zieht der Hund seine Zunge schnell wieder nach oben. Die Beschleunigung, die der Hund bei dieser Bewegung erzeugt, entspricht dem Fünffachen der Erdanziehungskraft.
Durch das Abwickeln der Zunge formt der Hund eine Art Löffel, in welcher sich das Wasser sammelt. Beim Zurückziehen läuft das Wasser der Zunge entlang in die Wassersäule. Dort erhöht es einerseits die Wassermenge und andererseits dafür, dass die Wassersäule länger stehen bleibt. Allerdings landen auch immer wieder einige Tropfen daneben. Am hinteren Teil der Zunge bleibt durch Trägheit für kurze Zeit eine Wassersäule haften und wird schnell ins Maul gezogen. Bei einer Modelluntersuchung zeigte sich, dass die Wassersäule an einem Punkt durchs Eigengewicht von der Oberfläche des Wassers ab und stürzt in sich zusammen. Allerdings sind die Hunde schlau und schließen ihr Maul, bevor die Säule zurück in den Napf stürzt.