Wir horten Tonnen an Hundespielzeug, basteln extra Garderoben für unsere zig Halsbänder und Leinen, stapeln unzählige Hundebücher in unseren Regalen und haben im Grunde null Ahnung vom Lebewesen Hund. Provokant? Ja, das ist mir durchaus bewusst.
ABER: Genau so ist es. Warum sonst glauben wir, unser Hund bräuchte zig verschiedene Halsbänder und Leinen? Warum sonst glauben wir, unser Hund bräuchte Auslastung? Warum sonst glauben wir, in Hundetrainingsbüchern stünde der ultimative Erziehungstipp? Warum sonst glauben wir, dass man einen Hund ausbilden muss? Warum? Weil wir keine Ahnung haben, was ein Hund wirklich ist! Er ist keine Maschine auf vier Beinen, die für den Hundehalter entsprechende Knöpfe installiert hat, die wir bei Bedarf drücken können!
Hunde denken nicht wie wir Menschen und kennen daher auch den Sinn hinter Aussagen wie „Das macht er absichtlich! Der ist stur! usw.“ nicht! Hunde verbellen nicht grundlos Artgenossen! Hunde sind nie grundlos vermeintlich „aggressiv„! Hunde sind keine Menschen! Hunde sind Hunde! Und das sollten wir sie auch sein lassen! Warum denken wir, sie hätten so zu „funktionieren“, wie wir Menschen uns das vorstellen? Warum zwingen wir diesen wundervollen Lebewesen unsere Denkweise über und erwarten dann auch noch, dass Hunde uns verstehen? Weil wir noch immer ignorant sind, ignorant dem Lebewesen Hund gegenüber. Glauben immer noch, der Hund müsse konditioniert werden. Was das mit einem Hund und vor allem in der Beziehung mit uns macht, kann man wirklich erst dann verstehen, wenn man das Lebewesen Hund versteht. Solange wir uns nicht darauf einlassen wollen, solange wir den völlig unsinnigen Erziehungstipps und -methoden immer noch vertrauen, solange werden wir unsere Hunde nicht verstehen – und schlimmer noch: ihnen Stress zumuten, das Misstrauen in uns schüren, uns in den Augen unserer Hunde als unzurechnungsfähige Wesen präsentieren. Wollen wir das wirklich? Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten.
Für mich ist jedenfalls klar: DAS MÖCHTE ICH NICHT!! Ich möchte einen Partner an meiner Seite, der gerne an meiner Seite ist. Ich möchte einen Hund, der mir vertraut und ich möchte einen Hund, dem ich vertraue. Ich möchte sein Wesen nicht verbiegen, seine Welt nicht meiner anpassen, sondern in einem harmonischen Miteinander auf Augenhöhe durchs Leben mit ihm gehen.
Dies ist die Kolumne von Alexandra Sigmund-Wild, ausgebildete und geprüfte Hundetrainerin (Webseite: www.vontierzudir.de) bei Hund.info – Weitere Beiträge findest Du zukünftig hier: https://hund.info/kolumnen/sigmund-wild
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