Läufige Hündin? Ein großer Überblick

In biologischer Hinsicht tragen sowohl Frauen als auch weibliche Tiere ein gemeinsames „Schicksal“. Der Zyklus mit all seinen hormonellen Veränderungen sorgt dafür, dass Fortpflanzung möglich ist, bringt jedoch zeitgleich einige unangenehme Nebenwirkungen und Risiken mit sich. Die Läufigkeit der Hündin ist daher ein Thema, mit dem sich Hundehalter unbedingt befassen sollten. Schließlich geht es nicht nur um die Gesundheit der Fellnase, sondern auch um Verhütung oder „Familienplanung“.

Was geschieht bei der Läufigkeit?

Wann eine Hündin zum ersten Mal in ihrem Leben läufig wird, kann nicht pauschal gesagt werden. Es gibt durchaus Unterschiede zwischen kleinen und großen Tieren sowie rassespezifische Eigenheiten. Allgemein kann aber gesagt werden: Läufig wird eine Hündin in aller Regel frühestens mit sechs Monaten und spätestens im zweiten Lebensjahr. Die erste Läufigkeit bezeichnen Tierärzte auch als Östrarche.

Die Läufigkeit unterteilt sich in drei verschiedene Phasen, die nacheinander ablaufen. Die erste Phase nennt sich „Proöstrus“ und wird auch Vorbrunst genannt. Hier zeigt sich blutiger Ausfluss aus der Scheide des Tieres. Außerdem kommt es zu einem Anschwellen der Vulva und zu einer Verdickung der Vaginalschleimhaut. Schon jetzt werden Rüden zunehmend aufmerksam auf die Hündin, doch eine Empfängnisbereitschaft hat sich noch nicht eingestellt.

In der zweiten Phase, Östrus genannt, ändert der Ausfluss seine Farbe und wird deutlich heller. Auch die Schwellung der Vulva bildet sich langsam zurück. Jetzt befindet sich die Hündin in der sogenannten „Standhitze“ und kann gedeckt werden. In ihrem Blut mehrt sich das Hormon Progesteron, während der Estradiolgehalt sinkt.

Am Schluss der Läufigkeit steht die Nachbrunst, im Fachjargon als „Metöstrus“ bezeichnet. Sowohl die Schwellung als auch der Ausfluss sind nun kaum mehr zu sehen. Farblich tendiert der Ausfluss jetzt ins Gelbliche, da sich in ihm viele neutrophile Granulozyten befinden. Es ist möglich, dass eine Hündin zu Beginn des Metöstrus weiterhin empfängnisbereit sein kann.

Grundsätzlich dauert die Läufigkeit bei Hündinnen etwa 18 Tage, wobei hier nur die Dauer der ersten beiden Phasen berücksichtigt wird. Proöstrus und Östrus dauern also jeweils knapp neun Tage. Es kann sein, dass die individuelle Dauer bei der eigenen Hündin von diesem Wert abweicht. Die genaue Länge pendelt sich in aller Regel nach der zweiten Läufigkeit ein und bleibt weitestgehend konstant.

Es gibt übrigens keine Wechseljahre bei Hündinnen. Sie können also ab der ersten Läufigkeit für den Rest ihres Lebens läufig werden. Lediglich die Abstände zwischen diesen fruchtbaren Phasen verlängern sich ab einem Alter von etwa sieben Jahren.

Woran Läufigkeit zu erkennen ist

Dass Hündinnen nur im Frühjahr läufig werden, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. So gehören Hunde zu den sogenannten asaisonal-monoöstrischen Tieren, deren Zyklus nicht abhängig von den Jahreszeiten abläuft. Daher kann eine Hündin theoretisch das gesamte Jahr über läufig werden. Der Abstand zwischen den einzelnen Läufigkeiten beträgt durchschnittlich etwa ein halbes Jahr. Je kleiner der Hund, desto kürzer kann auch dieser Abstand ausfallen, während größere Hunderassen auch nur einmal pro Jahr läufig werden können.

Besonders schwierig zu erkennen ist die erste Läufigkeit einer Hündin. Sie nämlich kann vollkommen asymptomatisch ablaufen, sodass der Halter im Grunde gar nichts von der Empfängnisbereitschaft seiner Hündin merkt. Das Ausbleiben des Ausflusses ist hier möglich und wird als „stille Läufigkeit“ bezeichnet. Später aber sind die Anzeichen für Läufigkeit gut erkennbar.

 

Deutlich auf eine Läufigkeit weisen Symptome wie:

  • Ausfluss aus der Vulva,
  • häufiges Urinieren,
  • plötzliches Beinheben beim Urinieren,
  • und individuelle Verhaltensänderungen

 

hin. Was das Verhalten betrifft, können läufige Hündinnen entweder reizbarer oder auch sehr anlehnungsbedürftig werden. Auch ist es möglich, dass sich das Tier Rüden gegenüber extrem distanziert verhält, oder sich ihnen ganz bewusst „anbietet“. Nicht selten kommen auch eine gewisse Trägheit oder Rastlosigkeit vor. Auch eine Kombination dieser Verhaltensweisen ist denkbar, weswegen Hundehalter genau hinsehen sollten.

Es kann sein, dass Hündinnen mit Verdauungsproblemen auf ihre Läufigkeit reagieren. Vor allem Durchfall kommt gelegentlich vor. Dieser sollte sich jedoch schnell wieder geben. Ist das nicht der Fall und bleiben Durchfall oder auch ungewöhnliches Erbrechen nach der Läufigkeit bestehen, könnte ein Befall mit Würmern der Grund sein. Hier ist der Gang zum Tierarzt unverzichtbar. Gleiches gilt auch, wenn die Hündin durch ihre Verdauungsbeschwerden deutlich eingeschränkt ist und krank wirkt.

Deckfähig oder nicht?

Wie bereits erwähnt, ist eine Hündin nicht während der gesamten Läufigkeit deckfähig. Unter Deckfähigkeit verstehen Züchter und Tierärzte den Zustand, in dem Geschlechtsverkehr zwischen einem Rüden und einer Hündin recht wahrscheinlich zu einer Schwangerschaft führen kann. Wer das vermeiden oder auch forcieren will, sollte also den Zeitpunkt erkennen können, an dem die Hündin empfängnisbereit ist.

Die Veränderung des Ausflusses hin zu einer flüssigeren Konsistenz und helleren Farbe ist das wohl wichtigste Merkmal für Deckfähigkeit. Außerdem können Halter mit einem kleinen Handgriff herausfinden, ob die Hündin bereit für die Empfängnis ist. Wer mit der Hand von oben auf den hinteren Rücken der Hündin drückt und dabei beobachtet, dass die Hündin ihre Rute zur Seite biegt, kann mit Deckfähigkeit rechnen. Da jedoch nicht jedes Tier auf diese Probe reagiert, muss ein Ausbleiben der Rutenbewegung nicht gegen Deckfähigkeit sprechen.

Auch der Tierarzt kann genau feststellen, ob sich eine Hündin in der aufnahmefähigen Phase befindet. Hierfür nimmt er ihr etwas Blut ab und kann anhand der Hormonkonzentration erkennen, wann der Eisprung etwa stattfinden wird.

 

Was Hündinnen während der Läufigkeit brauchen

Die Zeit der Läufigkeit ist für die meisten Hündinnen kein großes Problem. Wie auch Frauen mit ihrem Menstruationszyklus umzugehen wissen, sind Hündinnen in der Regel gut dazu in der Lage, diese Phase entspannt zu überstehen.

Einzig das Thema Hygiene kann während der Läufigkeit wichtig sein. Auch wenn sich viele Hündinnen selbst sauber halten können, neigen manche dazu, es mit der eigenen Hygiene weniger ernst zu nehmen. Das wiederum zeigt sich in Form kleiner Blutströpfchen, die sich in der Wohnung verteilen. Um das zu vermeiden, können Hündinnen während dieser Zeit spezielle Höschen tragen, die selbstverständlich nicht beim Spazierengehen zum Einsatz kommen sollten. Und auch wenn es so scheint:

Rüdenkontakt ist auch mit einem Höschen keine sichere Sache, denn es kann trotzdem zu einem Deckvorgang kommen.

Ebenfalls entscheidend ist es, mögliche Infektionen der Geschlechtsorgane zu vermeiden. Die läufige Hündin sollte daher nicht in Gewässern baden oder ausgiebig im Schlamm toben, da sich Krankheitserreger hierbei durch den geöffneten Muttermund einschleichen könnten.

Nach der Läufigkeit sollten Hundehalter ihre Hündin genau beobachten. Da der Progesterongehalt im Blut der Tiere sowohl bei trächtigen als auch bei nicht trächtigen Hündinnen nach dieser Phase auf hohem Niveau liegt, kann es zu einer Scheinschwangerschaft kommen. Starke Verhaltensänderungen und körperliche Symptome wie Aggressionen, anschwellendes Gesäuge, Laktation oder das plötzliche Bemuttern von Kuscheltieren sind wichtige Anzeichen hierfür. Wer eine Scheinschwangerschaft bei seiner Hündin vermutet, sollte einen Tierarzt aufsuchen.

Was Untersuchungen und Behandlungen betrifft, sollten Hündinnen kurz vor, während und direkt nach der Läufigkeit nicht auf Patellaluxation untersucht werden, da das veränderte Bindegewebe zu Fehldiagnosen führen kann. Auch Impfungen sind in dieser Phase keine gute Idee, da das Immunsystem sonst überlastet wird.

 

Kein „Kinderwunsch“?

Während Züchter gespannt auf die Deckfähigkeit ihrer Hündin warten und sie dann mit einem entsprechenden Rüden zusammenbringen, wollen wiederum andere Hundehalter eine Trächtigkeit um jeden Preis verhindern. Die wohl sicherste Methode in diesem Fall ist die Sterilisation der Hündin, die entweder operativ oder auch per Hormonspritze erfolgen kann. Die operative Sterilisation lässt sich allerdings nicht rückgängig machen. Wer also noch nicht weiß, ob es in der Zukunft doch einen Wurf Welpen geben soll, greift auf die Spritze zurück oder kennt sich mit vorbeugenden Maßnahmen aus. Zum Thema Verhütung mit Hormonen ist eine eingehende Beratung unabdingbar, denn auch hier gibt es Risiken.

Eine nicht sterilisierte Hündin im läufigen Zustand kann schneller trächtig werden, als ihr Besitzer glaubt. Größte Vorsicht walten zu lassen, ist daher das A und O. So sollten Hündinnen während der Läufigkeit stets angeleint ausgeführt und nicht in Hundegruppen mit Rüden laufen gelassen werden. Auch bei Spaziergängen jedoch kann es zu spontanen Begegnungen mit einem Rüden kommen. Daher ist es wichtig, dem anderen Hundehalter frühzeitig mitzuteilen, dass die eigene Hündin läufig ist und dass Abstand gehalten werden muss.

Nicht immer ist ein Welpenwurf so wie hier gewünscht

Natürlich kann es passieren, dass ein Rüde es dennoch schafft, die läufige Hündin zu besteigen. In diesem Fall dürfen die beiden Hunde unter keinen Umständen voneinander getrennt werden, da hiermit ein hohes Verletzungsrisiko einhergeht. Der Grund hierfür ist das Anschwellen des Gliedes beim Rüden. Da die Hündin ihre Muskulatur während des Deckens  anspannt, ist ein mutwillliges Auseinanderziehen der Hunde sehr gefährlich.

In diesem Fall also kann es zu spät sein. In Panik verfallen müssen Halter dennoch nicht, denn vielleicht reitet der Rüde nur auf. Die tatsächliche Deckung lässt sich hiervon leicht unterscheiden, denn sie dauert deutlich länger (bis zu einer halben Stunde) und der Rüde lässt sich über dem Rücken der Hündin hängen. Ganz gleich, ob Aufreiten oder Decken: Wer befürchtet, dass die eigene Hündin trächtig geworden ist, sollte den Tierarzt aufsuchen. Er kann feststellen, ob der Deckvorgang tatsächlich erfolgreich war und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen. Das Verabreichen eines Medikaments zur Abtreibung ist eine mögliche Lösung, kann allerdings die Gebärmutter der Hündin nachhaltig schädigen. Daher ist Vorsicht in jedem Fall die beste Alternative, denn eine Abtreibung stellt für Hündinnen eine große Belastung dar.

Mögliche Störungen und Komplikationen

Der Zyklus von Hündinnen kann genau wie beim Menschen gestört sein. Es gibt unterschiedliche Symptome oder auch klinische Bilder, die auf Probleme mit der Läufigkeit hinweisen.

So kann es zum Ausbleiben der ersten Läufigkeit, primäre Anöstrie genannt, kommen, die meist hormonelle und genetische Ursachen hat. Hündinnen mit diesem Problem weisen meist eine vergrößerte Klitoris auf. Bleibt die Läufigkeit später im Leben aus, bezeichnen Tierärzte das als sekundäre Anöstrie. Hier können eine Beeinträchtigung der Eierstockfunktion, Schilddrüsenprobleme oder eine Überfunktion der Nebenniere die Ursache sein.

Es gibt auch Fälle, in denen die Läufigkeit der Hündin deutlich häufiger auftritt als gewöhnlich. Das ist nicht zwingend krankheitsbedingt, da schon der Kontakt zu anderen läufigen Hündinnen hierfür verantwortlich sein kann. Aber auch eine Gelbkörperschwäche ist denkbar, was vor allem bei der Wurfplanung ein Problem sein kann. Hündinnen mit Gelbkörperschwäche nämlich neigen zu Fehlgeburten.

Ebenfalls auffällig ist es, wenn sich die Läufigkeit einer Hündin kürzer oder länger zeigt. Dauern Proöstrus und Östrus zusammen maximal zehn Tage, sollte der Tierarzt den Östrogenspiegel der Hündin überprüfen, da dieser in einem solchen Fall zu gering ausfallen kann. Bei längeren Läufigkeiten von insgesamt mehr als 28 Tagen muss differenziert werden: So können sowohl Östrus als auch Proöstrus verlängert sein, was ebenfalls hormonell begründet werden kann.

Eine Komplikation bei läufigen Hündinnen kann der sogenannte Läufigkeitsprolaps sein.

Hierbei handelt es sich um einen Scheidenvorfall, der unbedingt von einem Tierarzt behandelt werden muss. Erkennbar ist der Scheidenvorfall anhand einer starken Schwellung der Vulva und des umliegenden Gewebes. Hier hilft nur eine Operation.

Besitzer von läufigen Hündinnen sollten rechtzeitig andere Hundebesitzer warnen und selber auch Sorge tragen, dass die Hündin vor Rüden „geschützt“ ist.

Was Rüdenbesitzer wissen sollten

Natürlich sind Rüdenbesitzer in erster Linie nicht selbst betroffen von der Läufigkeit. Dennoch sollten auch sie sich damit auseinandersetzen, wie sich die Empfängnisbereitschaft einer Hündin auf das Verhalten ihres Hundes auswirkt. Rüden nämlich neigen dazu, beim Aufnehmen der Witterung einer läufigen Hündin alles um sich herum zu vergessen und können ausreißen. Nicht nur die Gefahr einer ungewollten Trächtigkeit steigt hier, denn es kann außerdem auch zu schlimmen Unfällen im Straßenverkehr kommen. Außerdem ist es möglich, dass sich eine läufige Hündin bedroht oder bedrängt fühlt und ebenfalls davonläuft. Das Ergebnis: Zwei Hunde, die sich von ihren Besitzern nicht mehr abrufen lassen. Im schlimmsten Fall wehrt sich die Hündin und es kommt zu gefährlichen Verletzungen.

Das gilt es zu vermeiden!

Halter von Rüden sollten daher mit wachem Auge durchs Leben gehen. Sobald sie von einer läufigen Hündin im näheren Umfeld oder auch Freundeskreis erfahren, sind zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen nur empfehlenswert. Nach der Läufigkeit dann können beide Vierbeiner wieder wie gewohnt miteinander spielen.

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